Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
wirklich keine Zeit.
„Es steht nicht mehr zur Diskussion, Dad. Die Ammit hat mich letzte Nacht verfolgt. Sie hat den ganzen Tag über in unserer Wohnung gelauert und mich angegriffen, kaum dass ich das Wohnzimmer betrat. Armand konnte mir gerade noch zu Hilfe kommen. Ich muss wissen, was hinter dem Ganzen steckt und was ich tun kann. Aber jemand muss Warren begleiten, wenn ich nicht da bin. Jemand der weiß, was er tut und wie er mit ihm umzugehen hat. Ich muss zu Kaliste, da führt kein Weg dran vorbei. Sie ist über fünftausend Jahre alt und kennt sich in der Welt der Dämonen bestens aus. Wenn mir jemand etwas über den Ring der Nacht und die Ammit sagen kann, dann sie.“
Ich blieb taub gegen Franklins Einwände, der mich noch mindestens eine Stunde lang zu überzeugen versuchte, dass ich nicht gehen sollte und schon gar nicht Armand meine Vertretung überlassen durfte. Ihn ignorierte er dabei weitestgehend, antwortete kurz angebunden auf seine Einwürfe. Ich spürte eine unterschwellige Angst in ihm, die mir unerklärlich war. Bei genug Zeit hätte ich nachgehakt, so jedoch brach ich noch in derselben Nacht auf, womit ich Franklin letztlich gar keine andere Wahl mehr ließ, als Warren und den Fall in die Hände meines Liebsten zu geben.
„Agent Forthys ist angekommen, Franklin.“
Johns Stimme verriet seinen Unwillen. Er konnte den kompletten SIS nicht leiden, hielt sie alle für arrogante Schnösel mit einer krankhaften Abhängigkeit von ihrer Dienstwaffe und vor allem ihrer Position in dieser großen, sauberen Familie. Franklin schmunzelte, obwohl ihm bei der Angelegenheit, die er jetzt mit dem Agenten zu besprechen hatte, eigentlich der Humor verging.
„Bring ihn bitte in mein Büro.“
Das zusätzliche Quäntchen Abscheu seitens John erklärte sich, als Warren einem Dressman gleich im maßgeschneiderten Armani-Anzug eintrat. Ich sollte Ermittler beim MI5 werden, dachte Franklin und schaute beiläufig an seinem dunkelblauen Cordanzug herunter.
„Schlimme Sache, das in New York, nicht war Mr. Smithers?“
Die Anschläge hatten jeden schockiert und es gab wohl niemanden auf der Welt, der momentan mit seinen Gedanken nicht bei den Menschen dort war.
„Ja, eine Tragödie. Ich fürchte um den Frieden der Welt.“
Auch Warren blickte betroffen. Es war menschlich, darüber reden zu wollen, doch Franklin musste sich auf das vorliegende Problem konzentrieren.
„Mr. Forthys, ich muss sie über eine kurzfristige Änderung informieren.“
Neugierig schaute der junge Mann ihn an. Franklin fand ihn nett, und auch Mel hatte ihre anfängliche Abneigung inzwischen weitestgehend abgelegt. Forthys war ein Produkt seiner Erziehung und dem, was der MI5 seinen Leuten beibrachte. Franklin spürte die kindliche Neugier in ihm, die zeitlebens unterdrückt worden und nun zu kraftlos war, um ohne Hilfe wieder hervor zu kommen. Eine gewisse PSI-Begabung steckte sogar in ihm, verbunden mit einem ehrlichen Herz. Alles in allem jemand, dem Franklin eine Chance geben mochte. Doch ob Warren daran interessiert war?
Er räusperte sich. „Meine Tochter musste kurzfristig zugunsten eines anderen Einsatzes abgezogen werden.“
„Oh!“ Die Enttäuschung auf Warrens Gesicht war nicht gespielt, das ließ Franklin aufhorchen. „Aber sie kommt doch zurück, oder?“
Er schien gewisse Sympathien für Mel entwickelt zu haben. Sehr interessant und nicht verwunderlich. Schließlich kannte er ihren Charme, egal, wie kratzbürstig sie manchmal war. Und dass Warren diese Kratzbürstigkeit schon kennengelernt hatte, daran bestand kein Zweifel. Aber es traf keinen Unbewaffneten, wenn Franklin ihn richtig einschätzte.
„Ja, sie wird so bald wie möglich zurück sein.“
Das strahlende Lächeln auf Warrens Gesicht zerstreute jeden noch verbliebenen Zweifel. Der junge Mann war auf dem besten Wege, sich in Melissa zu verlieben. Ob er ihm sagen sollte, dass sie nicht mehr zu haben war und sein neuer Kollege auf Zeit ihr Verlobter? Andererseits hielt er sich für gewöhnlich aus Mels Leben raus. Wenn Warren ihm nur nicht so sehr am Herzen gelegen hätte. Er hatte die unsinnige Hoffnung, ihn im Verlauf des Falles, wenn man ihn schonend an den wahren Täter heranführte, vielleicht für den Orden gewinnen zu können. Da kam es ungelegen, ihn mit seiner frisch knospenden Liebe ausgerechnet in Armands Obhut zu geben. Hoffentlich wusste der noch nichts davon. Im Moment lag Franklin nichts ferner als ein Gespräch unter vier Augen mit
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