Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
ankommen lassen, um eine Antwort zu erhalten, wollte sie ebenso wenig.
„Hey, können wir nicht drüber reden? Ich kann schweigen wie ein Grab.“
„Oh, das können Sie nicht nur, das werden Sie. Und jetzt raus hier.“
Er fasste sie am Arm und drehte sie Richtung Tür. Offenbar hatte er nicht die Absicht, sie in ihrer Wohnung zu erschießen. Wenn sie genau über seine Worte nachdachte, beabsichtigte er am Ende sogar, sie lebendig zu begraben.
Panik stieg in ihr hoch. Wo war Slade? Andererseits war sie froh, dass er nicht hier war, sondern auf der Arbeit, sonst hätte ihm vermutlich dasselbe geblüht.
Sie erreichten die Tür, als hinter ihnen ein dumpfes Grollen erklang. Tuscon! Vor Erleichterung gaben Pettra beinah die Knie nach. Der Typ drehte sich zu dem Wolf um, nahm die Waffe von ihrem Hinterkopf, um das Tier auszuschalten und gab ihr so die Chance, die sie brauchte.
Ohne nachzudenken, drehte sich Pettra um, entwand sich seinem Griff, ignorierte die Waffe, die er unschlüssig zwischen ihr und dem Wolf bewegte, und fasste ihn am Kinn. Ein leicht untersetzter Kerl mit Glatze, unsteten Augen und fettiger Haut. Wie hatte er eben so schön gesagt? Kein Verlust für die Menschheit.
Ihre Augen begannen zu glühen und erfassten seine Lebenskraft, die sich tief in der Iris eines jeden Menschen verbarg. Panik flammte einen Herzschlag lang auf, ehe seine Gedanken zum Stillstand kamen und er sich in ihrer Gewalt befand. Sie öffnete den Mund und atmete tief ein, nicht mit ihren Lungen, sondern mit ihren Jagddrüsen, die wie bei ihren Vascazyr-Vorfahren darauf ausgerichtet waren, die Lebensjahre eines Geschöpfes auszusaugen. Er hatte noch verdammt viele zu bieten.
Langsam schwand die Kraft aus den Gliedern, wurden seine Lider schwerer, nur noch offen gehalten von ihrem bannenden Blick. Erst als seine Augen brachen und jeden Glanz verloren, wie es immer geschah, wenn das Leben einen Körper verließ, löste Pettra die Verbindung. Träge rieb sie sich über Gesicht und Kehle, fühlte sich übersatt. Das würde für die nächsten Wochen genügen.
Tuscon ging bereits zum nächsten Schritt über und durchschnüffelte die Taschen von Jacke und Mantel. Er förderte eine Brieftasche, einen Zettel, einen Schlüsselbund und Visitenkarten zutage. Außerdem eine alte Tankrechnung und ein paar zerknüllte Bonbon-Papiere.
„Wollen wir doch mal sehen, mit wem wir es zu tun haben.“
Pettra schlug die Brieftasche auf. Ein Ausweis lüftete die Identität – Michael Tramp. Er war ein Mitglied des Ordens der Lux Sangui mit Wohnsitz in Mailand. War dort nicht auch die Zentrale, in der diese Waffen aufbewahrt wurden?
Schritte erklangen auf der Treppe und alarmiert bezog Pettra Posten hinter der Tür, doch gleich darauf kam Slade hereingestürmt.
„Ach du Schande, was ist denn hier passiert?“ Er fuhr sich durch sein dunkles, halblanges Haar.
„Jemand ist uns auf die Schliche gekommen“, erklärte Pettra.
Er wirbelte herum und schloss sie erleichtert in die Arme. „Gott sei Dank, du bist okay. Als die Verbindung abbrach, dachte ich schon …“
Sie strich ihm beruhigend über den Rücken. „So schnell bin ich nicht totzukriegen. Nicht von den Dämonenjägern und auch nicht von einem Attentäter. Hast du dein Handy dabei?“
Er reichte es ihr und Pettra wählte Mels Nummer. Sie blickte auf die Uhr, könnte knapp sein. Aber mit etwas Glück war ihre Freundin bereits wach.
„Hallo?“
„Mel? Ich bin’s. Pettra!“
„Hi! Wie hörst du dich denn an? Ist was passiert?“
„Das kann man wohl sagen.“ Sie gab Slade ein Zeichen, den Typ in die Tiefgarage zu bringen. Klassisch machte er sich daran, ihn in den Teppich einzurollen. Pettra verdrehte die Augen, aber eine bessere Idee hatte sie auch nicht.
„Wir sind gerade dabei, die Leiche eines Sangui wegzuschaffen. Die haben mir meine Wohnung ausgeräumt und wollten mich gleich mit entsorgen. Ihr Pech, dass sie dachten, einer allein würde ausreichen, um mit mir fertig zu werden.“
„Verflucht! Wie viel wissen die?“
„Keine Ahnung, aber die haben mein komplettes Labor mitgehen lassen. Alle Proben, Aufzeichnungen, Daten, Programme. Die gesamte Hardware. Alles weg.“
„Mist!“
Pettra lachte. „Ach Liebes, halb so wild. Ich sorg doch für alles vor. Die werden schön blöd schauen, wenn sie die Festplatten checken wollen, nachdem sie aus meiner Wohnung raus sind.“ Da hatte sie noch ein paar hübsche Überraschungen für die bereit.
„Was ist mit
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