Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
fordernde Druck seines Mundes und nicht zuletzt seine Körpermitte, die eine Menge versprach. Bei jedem Atemzug spürte ich die festen Muskeln seines Torsos an meinen Brüsten und erschauerte. Die minimale Distanz zwischen unseren Körpern, die sich zwangsläufig bei jedem Ausatmen ergab, quälte mich schier, fühlte sich kalt und leer an. Ich wollte ihm nah sein, viel näher.
Als er meine Lippen freigab, schloss ich die Augen, verlor mich im Streicheln seiner Hände, die zu meiner Kehle glitten. Kaum merklich zudrückten, ehe sie nach oben wanderten, wo sie mein Gesicht umfassten, mein Haar zurückstrichen und es wieder fallen ließen. Seine Daumen rieben über meine Wangenknochen. Erneut küsste er mich. Fordernder diesmal. Seine Zähne packten meine Unterlippe, zogen sacht daran.
Ich sog seinen Atem in meine Lungen, wurde trunken davon und vergaß mein Misstrauen oder welche Gefahr er für mich darstellen mochte. Mein Leib bog sich ihm entgegen, schmiegte meine Brüste in seine Handflächen. In meinem Schoß tobte ein heißes Sehnen. Der Dämon erwachte, gelockt von dem sinnlichen Spiel und gierig nach mehr. Er trieb mich, selbst die Initiative zu ergreifen, doch als ich das tat, packte Blue meine Handgelenke wieder und hielt sie fest.
Er drückte meinen Puls gegen den kalten Stein, als wollte er damit meine Leidenschaft kühlen. Seine Stirn gegen meine gelehnt, selbst kaum noch Herr seiner Sinne, rang er deutlich mit dem Wunsch, fortzuführen, was er begonnen hatte und dem Entschluss, es nicht zu tun. Ich wusste nicht, was mir lieber war. Blue senkte die Lider, sodass die seidigen Wimpern einen Schatten auf seine Haut warfen. Hinreißend!
Er konnte mir nicht in die Augen sehen, so heftig tobte das Verlangen in seinen Lenden. Ich fühlte es, roch es und hörte sein Herz in einem Rhythmus schlagen, den nur Leidenschaft vorzugeben vermochte.
„Wenn mir nicht mindestens fünf Scharfrichter einfallen würden, die mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich dich jetzt vögele, könnte die Hölle einfrieren und ich würde es trotzdem tun.“
Er ließ mich los, stieß sich von mir ab und trat keuchend ein paar Schritte zur Seite, um einen Sicherheitsabstand zwischen uns zu bringen. Seine Hand zitterte, als er sich das lange, dunkle Haar zurückstrich. Mit einer Mischung aus Verwirrung und Enttäuschung verharrte ich an der Wand. Blue, die Lässigkeit in Person, setzte ein schiefes Grinsen auf, deutete mit dem Finger auf mich, als wäre seine Hand eine Waffe, was mich kurz zusammenzucken ließ.
„Dich hab ich nicht zum letzten Mal geküsst. Der Teufel soll uns beide holen, aber alles hat seine Zeit. Nur noch nicht jetzt.“ Er wartete, gab mir Zeit, wieder zu mir zu finden. „Vielleicht glaubst du mir jetzt, dass ich dir nichts tun will und du mir alles andere als egal bist. Ich hab mit deinem Vater gesprochen und mit Armand.“
Das überraschte mich. Warum hatte Armand davon nichts gesagt?
„Da läuft ne miese Sache, in die du mitten reingezogen wirst, ob du willst oder nicht. Das hat auch mit denAngriffen auf die Clubs zu tun und mit deiner Königin. Du wirst mich brauchen, um da wieder rauszukommen. Denk drüber nach. Wir sehn uns bald wieder.“
Damit drehte er sich um und ging strammen Schrittes die Gasse entlang, war bald darauf meinen Blicken entschwunden.
„Pah!“, machte Osira und trat neben mich. „Der Kerl ist ein typischer Hubschrauber.“
Ich sah sie fragend an.
„Liegt doch auf der Hand. Schwebt über den Wolken, und wenn er landet, wirbelt er ne Menge Staub auf, nur um danach wieder den Abflug zu machen.“
Ich konnte nicht umhin, meiner Wölfin zuzustimmen. Und da war so ein unbestimmtes Gefühl, dass dieser Spruch in jeder Lebenslage zu ihm passte.
Die Schlinge zieht sich zu
B lues Auskunft, Rybing habe die Stadt verlassen, hatte Franklin erleichtert. Umso erschütterter war er, als Maurice verkündete, dass Donald schon wieder hier war. Hatte Blue sich geirrt? Ihn bewusst angelogen, um ihn zeitweilig in Sicherheit zu wiegen, dass sie nicht mehr so arg unter Beobachtung standen?
Die Antwort war simpler. Rybing war vor knapp zwei Stunden in Heathrow gelandet, um eine Ungeheuerlichkeit vorzubringen, die Franklin schlicht die Sprache verschlug.
„Das kann nicht sein. So etwas würde Melissa nie tun.“
„Es gibt Beweise. Ich käme nicht mit solch schweren Vorwürfen her, wenn es bloß eine Vermutung wäre. Wofür halten Sie mich?“
„Sie war die ganze Zeit in London. Sie
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