Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
während ich immer bei Armand bleiben werde. Das weißt du.“
Seine Augen leuchteten gespenstisch, er lächelte, als amüsierte ihn, dass ich nichts begriff.
„Eins sollte dir klar sein“, sagte er leise. „Keiner wird dich je so sehr lieben wie ich.“
Ich wusste nicht, ob ich darüber lachen oder wütend werden sollte. Er hatte mir das Leben gerettet, aber wollte er behaupten, Armand hätte in einer ähnlichen Situation anders gehandelt? „Versuch nicht, mir zu sagen, Armand würde mich nicht lieben.“
„Das tue ich nicht. Er liebt dich sogar so sehr, dass er für dich sterben würde. Dein strahlender Held. Aber er liebt dich nicht um deinetwillen, sondern um ihretwillen. Du bist seine wiedergeborene Madeleine. Seine große Liebe.“
Er machte eine lange Pause und auch ich schwieg, weil ich einen Kloß im Hals hatte, ihn nicht voller Überzeugung widerlegen zu können. Dabei kannte ich ihn doch, seine List und Tücke, mit schönen Worten Zweifel zu säen. Wenn seine Augen nur nicht so ehrlich gewesen wären.
„Lucien liebt dich, weil du ihm nutzt. Weil er Pläne mit dir hat. Das weißt du inzwischen selbst. Warren hat dich auch geliebt.“ Er schluckte, war zu stolz, auch nur eine Träne vor mir zu vergießen. „Weil du unerreichbar warst. Er konnte die Dunkelheit deiner Seele schmecken, so verführerisch süß, aber nie auskosten.“
Jetzt kam er zu mir und ging vor mir in die Hocke, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und rieb die blutigen Tränen von meinen Wangen. „Vielleicht liebt dich sogar dieser Sangui – Blue. Wenn er lieben kann. Was aber keine Rolle spielt. Doch keiner, wirklich keiner, Mel, wird dich je so sehr lieben wie ich. Ich habe meinen dunklen Sohn getötet, um dich zu retten und bereue es nicht mit einer Faser meines Herzens. Weil niemand mir je so viel bedeuten wird wie du. Auch wenn du das nicht verstehst, vielleicht nicht einmal glauben kannst nach allem, was geschehen ist.“
Dachte er an unsere erste Begegnung? Lucien hatte mal zu mir gesagt, dass er mich nicht getötet hätte, weil auch er wusste, was ich war. Die Schicksalskriegerin. Stimmte das? Er lachte über meine Gedanken.
„Glaub ihm nicht, dass jeder davon weiß. Ich selbst habe erst durch Raphael davon erfahren, als du seine Brut niedergemetzelt hast.“ Keine schönen Erinnerungen. „Nur die Ältesten wissen davon. Und ein paar ihrer Nachkommen, die sie eingeweiht haben. Raphael weiß es, weil er auch einen Ring der Nacht trägt und die Schicksalskriegerin eng mit den Ringen verwoben ist. Aber die meisten haben keine Ahnung. Glaubst du, Armand hätte dich verwandelt, wenn er es gewusst hätte? Immerhin wird die Schicksalskriegerin gegen Kaliste antreten und sie entweder besiegen oder sterben. Es wurde ihm erst viel später bewusst und ich glaube, so richtig begriffen, was es für euch bedeutet, hat er erst in der Festung ohne Wiederkehr.“
„Du sagst, die Ältesten wussten es. Warum hat Lucien mir das alles dann nicht von Anfang an gesagt?“
Er lachte freudlos und schüttelte den Kopf. „Alles hat seinen Grund, Melissa. Und alles braucht Zeit. Du musstest deinen Weg gehen, sonst wäre alles Vergebens gewesen. Lucien riskiert nicht durch Ungeduld, dass seine schönen Pläne zerstört werden. Du bedeutest Macht für ihn, wenn du Kaliste besiegst. Und seinen Tod, wenn du unterliegst, denn dann wird Kaliste jeden fertigmachen, der sich gegen sie gestellt hat. Unseren Lord zuallererst. Sie hat sein Spiel längst durchschaut, und du solltest das auch.“
Ich war geneigt, ihm zu glauben, weil es keinen logischen Grund gab, es nicht zu tun.
„Sag, dass du mich liebst. Sag es nur ein einziges Mal“, bat er und drückte meine Hand.
„Du weißt, dass es so ist, Dracon. Du weißt, dass ich dich liebe“, gestand ich und streichelte seine Wange. „Wie kannst du etwas anderes glauben nach all der Zeit?“
Unnötig zu sagen, dass aus dieser Liebe dennoch niemals Leidenschaft werden konnte. Ich fühlte seinen Hunger in dem Kuss, den er mir gab, schmeckte seine Pein. Doch ich hielt ihn nicht zurück, wusste, ich konnte daraufvertrauen, dass auch er es bei einem Kuss belassen würde.
„Drei Mal habe ich geliebt.“ Seine Stimme klang rau vor Tränen. „Lucien hat mich zerstört, als er mich wandelte. Du lehnst mich ab. Und Warren musste ich töten, um dich zu retten.“ Er machte eine Pause, in der er sichtlich um Kraft rang. „Wenn es einen Gott gibt, dann hoffe ich, er lässt mich nie wieder
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