Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
schon genug Sorgen. Ich hab gedacht, er ist dein Sohn. Er will dich vielleicht damit beschützen. Ich hielt es nicht für so wichtig, deswegen die Welle zu machen.“
„Hier!“ Ich holte die Pistole aus meiner Tasche und drückte sie ihm in die Hand. „Nimm deine verdammte Waffe und verschwinde!“
„Was soll das jetzt schon wieder?“
„Sei still! Ich will kein Wort mehr hören. Das nächste Mal lass mich entscheiden, ob ich eine weitere Sorge vertragen kann oder nicht. Ich brauche keine Freunde, die mich belügen oder Dinge verschweigen. Ich hab genug Feinde, die das tun.“
Franklin erschien verschlafen in der Tür. „Was ist hier los?“
Ich gab ihm keine Antwort, sondern ging hinein. Franklin blieb noch einen Moment draußen bei Blue. Ich hörte nicht, was sie sagten, war nur froh, als ich durchs Fenster sah, wie Blue die Straße entlangging. Er hatte mich bitter enttäuscht. Warren hatte mich bitter enttäuscht. Aber durch Blue hatte er die Möglichkeit dazu erhalten. Franklin sah mich nachdenklich an.
Als Armand kam, sagte ich ihm, dass Warren tot war und ich Blue die Waffe zurückgegeben hatte, die mein dunkler Sohn bei ihm gestohlen hatte. Ich spürte, dass Armand meine Vorwürfe gegenüber dem Sangui wieder würde zerreden wollen, also begann ich diese Diskussion nicht. Morgen Nacht wären wir ohnehin weit fort und dort, wo wir hingingen, brauchten wir Zusammenhalt. Da wollte ich keinen Streit riskieren, sondern zog es vor, meine Gedanken mit mir selbst auszumachen und mich auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren.
Demons all inklusive
S chattenjäger bestand darauf, erst allein die Lage zu prüfen. Wir bezogen ein kleines Hotel und warteten, dass er uns abholte. Als Armand und ich das Zimmer meines Vaters betraten, saß er auf dem Bett und war beschäftigt, eine Pistole zu reinigen. Die Waffe mutete altertümlich an. Man hatte sie gut gepflegt, und auch jetzt putzte, prüfte und ölte Franklin sie mit einer nahezu peniblen Gewissenhaftigkeit. Mein Vater als Liebhaber von Schusswaffen? Das war mir neu. Er schaffte es immer wieder, mich zu überraschen.
„Wem willst du denn damit zu Leibe rücken?“, fragte Armand schmunzelnd und nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz.
„Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Franklin.
Ich zog die Brauen hoch. „Wo wir hingehen, wird dir die Waffe kaum etwas nützen. Auch nicht mit Silberkugeln.“
„Elektrum vielleicht doch“, korrigierte mein Vater und fuhr mit dem weichen Tuch an dem glänzenden Lauf entlang.
Seine Bewegungen waren so zärtlich, als streichelte er einen Geliebten. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich registrierte aus dem Augenwinkel, dass es Armand ähnlich ging.
„Nein, diese Waffe ist nur ein altes Erbstück. Ich dachte, sie zu reinigen wird mich beruhigen. Mitnehmen werde ich die da.“ Er deutete auf eine zweite Waffe, die noch in der kleinen Holzkiste lag.
Ich brauchte nur einen Blick darauf zu werfen, um zu erkennen, um welche es sich handelte. Meine Augen wurden schmal, doch mein Vater kam mir zuvor, ehe ich etwas sagen konnte.
„Ich habe ihn darum gebeten. Und da sie in meiner Hand einem guten Zweck dient, hat er sie mir überlassen.“
Das hatte also an dem Abend so lange gedauert, als er bei Blue draußen geblieben war. Glaubte der Kerl, damit konnte er sich wieder bei mir einschleimen?
„Und du denkst, das macht einen Unterschied?“, fragte ich spitz.
„Es ist nur für den Notfall, aber ich fühle mich damit besser.“
Das konnte ich verstehen. Die Gefahr war für ihn größer als für uns.
„Und gegen wen dort unten helfen solche Kugeln? Wenn sie überhaupt helfen?“, hakte ich nach.
„Helfen ist zu viel gesagt“, gestand Franklin. „Aber sie verschaffen vielleicht Luft und Zeit, die Flucht nach hinten anzutreten.“
„Oh! Denkst du, wenn so was nötig werden sollte, haben wir noch die Möglichkeit zu fliehen?“
Mein Vater sah erst mich, dann Armand, der weiterhin amüsiert grinste, mit gerunzelter Stirn an. Schließlich schob er sich die Brille zurecht und verstaute beide Waffen in der Kiste. „Es ist immer besser, vorzusorgen, nicht wahr?“
„Wenn es deine Nerven beruhigt, nimm sie mit.“ Armand warf einen Blick aus der Nähe auf die Pistolen, rührte sie aber nicht an. „Du könntest auch immer noch hierbleiben und uns allein gehen lassen.“
Mein Vater war vielleicht übervorsichtig, aber feige sicher nicht.
Schattenjäger holte uns in der folgenden Nacht ab.
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