Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
zwischen Cyron Gowl und dem Kontaktmann observieren.“
Jetzt war Franklins Sorge eine andere und auch Armand entschied, noch in dieser Nacht aufzubrechen.
Brüderlein und Schwesterchen
I ch war immer noch wütend auf mich selbst, dass mir Cyron entkommen war. Und diesen Dämonenjäger wollte ich am liebsten in der Luft zerreißen.
„Wenn du dir da mal nicht zu viel vornimmst.“
Ich warf Osira, meiner Totemwölfin, einen bösen Blick zu. Sie materialisierte sich zu den ungünstigsten Gelegenheiten und wurde nicht müde, mich mit frechen Sprüchen zu ärgern. „Wärst du etwa nicht sauer, wenn man dir den leckeren Hirschbraten vor der Nase wegschnappt?“
„Als Totem habe ich es zum Glück nicht nötig, mich mit etwas so anstrengendem wie der Jagd auseinanderzusetzen“, gab sie grinsend zurück.
„Ach ja richtig. Du klaust den Nachbarkatzen lieber die Sahne aus den Schälchen.“
Es war nicht böse gemeint, aber wenn sie mich schon aufzog, hatte ich das Recht, auf ihren einzigen wunden Punkt zu zielen. Osiras Schwäche für Milch und Sahne war ebenso absurd wie amüsant. Manchmal fragte ich mich, ob andere Totemtiere auch ihre Ticks hatten. Ein Geistwesen, das Süßigkeiten liebte. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, was meine Wut abkühlte. Dafür ertrug Osira meine Sticheleien, solange sie mich nur auf andere Gedanken brachte.
„Weißt du etwas über diesen Kerl?“, fragte ich sie.
Meine Wölfin verzog das Gesicht, weil es ihr nicht vollends gelungen war, mich abzulenken. „Nicht viel. Rybing nennt ihn seinen besten Mann und das scheint zu stimmen. Er hat sich auf jeden Fall über deine Zielperson in den Untergrund eingeschleust und ist sehr effektiv im Ausschalten unerwünschter Individuen.“
„Osira!“
„Was denn?“ Sie blieb stehen und schaute mich irritiert an.
„Du liest zu viele von diesen Agenten-Heftchen. Oder woher hast du solche Redensarten?“
„Ich versuche nur, angemessen zu konversarieren … äh … konservasieren … ach Mist!“
„Kommunizieren?“, schlug ich hilfsbereit vor.
„Auch gut.“ Sie schüttelte sich ausgiebig. „Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, er vertritt die Interessen einer einflussreichen Gruppe, die Cyron irgendwie in der Hand hat.“
„Du meinst die Lux Sangui! Aber was heißt ‚in der Hand’?“
„Womit weiß ich nicht, aber der Kerl hatte die Hosen voll, das riech ich sogar jetzt noch.“
Sie rümpfte die Nase und ich musste endgültig lachen. Ungeachtet dessen, wer mich vielleicht sehen könnte, kniete ich mich auf den Boden und zauste meiner guten Seele das graue Fell, woraufhin sie sich behaglich streckte und mir genaue Anweisungen gab, wo ich sie noch nicht ausgiebig genug gekrault hatte.
Plötzlich schreckten wir beide hoch, weil etwas gleich einem Nachtvogel über uns hinwegflatterte. Nur war es für eine Eule zu groß und hier im Zentrum von Miami sah man auch nur sehr selten Eulen.
„Immer diese lästigen Fledermäuse. Nie hat man seine Ruhe.“ Damit verschwand Osira.
Ich suchte den Nachthimmel ab, wer von den hier ansässigen Vampiren sich bemühte, meine Aufmerksamkeit zu erregen und warum. Auf alles war ich gefasst, aber nicht auf den Mann, der mich gleich darauf sanft an der Schulter berührte. Sein Lächeln war voller Wärme, bar jeder Bedrohung.
„Melissa.“
Ich konnte an einer Hand abzählen, wie oft ich Tizian, unserem König und Kalistes Zwillingsbruder, bislang gegenübergestanden hatte. Seine Aura nahm mich sofort gefangen, flößte mir Respekt ein. Doch ich wusste instinktiv, dass er mir auch jetzt nichts tun würde. Er stand auf unserer Seite.
„Hast du keine Angst vor mir?“, fragte er.
„Wenn du mich töten wolltest, hättest du es längst getan. Die Gelegenheit war günstiger, als ich noch sterblich war.“
Er nickte. „Da magst du recht haben.“
„Ich wollte dir noch danken, dass du Armand gerettet hast.“ Irgendwie klang das total blöd. Nicht respektvoll genug. Und warum zitterte meine Stimme?
„Gern geschehen. Aber es war – wie dir sicher klar ist – nicht ganz uneigennützig.“
Wann war es das denn je? Keiner von uns tat irgendetwas vollkommen uneigennützig. Nicht mal ich. Er schaute sich wachsam um, als befürchtete er, dass uns jemand beobachtete. Auch mir stellten sich augenblicklich die Nackenhärchen auf und komischerweise drängte sich das Bild von Cyrons Kontaktmann vor mein inneres Auge.
„Können wir irgendwo ungestört reden? Es geht um meine
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