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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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fragen.
    Der schmale, ansteigende Weg war mit feuchtem Laub und Schlamm bedeckt und entsprechend glatt. Als wir die ersten Bäume erreichten, die den Hügel säumten, brachte der Schatten ein wenig Erholung von der unerbittlich auf uns niederbrennenden Sonne. Einige der Kinder, unter ihnen auch Sophia-Bosa, die mir nicht mehr von der Seite wich, gingen dicht hinter mir, Fusai direkt vor mir, während Aron unseren kleinen Trupp anführte. Papa hatte ihn gebeten, das hohe Gras auf dem Hügel zu mähen.
    Auf halbem Weg bemerkte ich eine Lichtung am Wegesrand.
    »Was ist das?«, fragte ich Fusai.
    »Das sind die Gärten, die deine Mutter damals angelegt hat«, erklärte sie mir.
    Inzwischen war alles von Unkraut überwuchert, und überall waren wilde Büsche gewachsen. Das alles stimmte mich irgendwie traurig. Schließlich wusste ich, wie viel der Garten Mama bedeutet hatte, und jetzt sah er so verlassen und verwildert aus. Ich versuchte mir vorzustellen, wie herrlich es gewesen sein musste, als alles noch in voller Blüte stand.
    Wir gingen weiter unter dem schützenden Baldachin der Baumkronen und stiegen dabei immer wieder über umgestürzte Baumstämme. Mein Atem ging schwer, die Hitze und der steile Anstieg hatten mich schnell ermüdet. Ich konnte gut verstehen, warum meine Eltern sich ein neues Haus am Fuße des Hügels gebaut hatten.
    Genau in dem Moment, als ich dachte, wir würden unser Ziel niemals mehr erreichen, blickte ich nach oben und entdeckte eine Lücke in den dichten Baumkronen, durch die kraftvoll die Sonnenstrahlen brachen. Nur wenige Meter weiter stand ich plötzlich auf einem breiteren Weg, der direkt zur freien Anhöhe auf der Kuppe des Hügels führte. Eine kühle Brise umwehte mich, ein atemberaubender Ausblick tat sich auf, und ich musste vor Begeisterung einen Moment die Luft anhalten.
    So weit das Auge reichte, sah ich nichts als den dichten grünen Dschungel, der sich unter mir ausbreitete wie ein endloser Teppich. In der Ferne hingen ein paar Nebelfelder zwischen den Bäumen, und an den Hügeln zu meiner Rechten ballten sich dichte Regenwolken. Seit ich das letzte Mal genau hier an dieser Stelle gestanden hatte, hatte sich so gut wie nichts verändert, abgesehen von der Tatsache, dass die Bäume um mich herum noch höher geworden waren und hier und dort nun die Sicht versperrten.
    Ich ging hinauf zu dem Holzhaus, das mitten auf der Anhöhe stand. Es sah schon von weitem ein wenig heruntergekommen aus, und von der Nähe wurde es nicht besser. Die Stufen, die auf die Veranda hinaufführten, fehlten inzwischen, und das Haus schien sich zur Seite geneigt zu haben. Vorsichtig stieg ich zur Veranda hinauf und betrat das ehemalige Haus unserer Familie. Mitten im Hauptraum, der uns damals als Wohn- und Esszimmer sowie als Küche gedient hatte, prangte ein großes Loch. Die Fliegennetze vor den Fenstern waren zerrissen, die Holzbalken, die das Dach hielten, waren an mehreren Stellen verrottet, und einige der Bretter hingen lose herunter. Die Ameisen hatten das Haus in Besitz genommen, überall krabbelten sie herum. Auch bemerkte ich einige Hornissennester in den Ecken unter der Decke. Die anderen beiden Zimmer waren genauso heruntergekommen.
    Blick vom Hügel über den nebelverhangenen Dschungel
    Dabei war es mal so wunderschön hier, mit dem traumhaften Ausblick aus jedem Fenster,
sagte ich mir wehmütig. Ich beschloss, auf jeden Fall hier zu wohnen, sollte ich jemals wieder nach West-Papua zurückkehren. Diesen Ort umgab ein unwiderstehliches Gefühl von Freiheit und Heiterkeit.
    Meine romantischen Überlegungen wurden jäh unterbrochen, als in einem der Nebenzimmer ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte. Ich rannte nach nebenan, um nachzusehen, was passiert war. Einige der Jungen, die uns begleitet hatten, kletterten auf den Dachbalken herum, und einer der Balken war dabei durchgebrochen, doch zum Glück hatte sich niemand verletzt. Als ich nachfragte, was sie dort oben eigentlich trieben, kam ein Junge zu mir herüber und drückte mir etwas in die Hand. Es war eine neugeborene Ratte, so winzig, dass sie gerade mal die Äuglein geöffnet hatte. Ich fühlte, wie eine warme Flüssigkeit meine Finger entlanglief, und als ich das Tier umdrehte, bemerkte ich den tiefen Schnitt entlang seiner Kehle.
    Mein Magen rebellierte und die arme, hilflose Ratte tat mir schrecklich leid. Schnell gab ich sie dem Jungen zurück. »Was hast du jetzt damit vor?«, fragte ich ihn.
    »Essen«, erwiderte er und grinste

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