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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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Übergangsfrist sollte West-Papua im Jahr 1963 an Indonesien übergehen. Umgekehrt versicherte Indonesien, sämtliche bestehenden Regelungen und Institutionen unverändert beizubehalten. Außerdem sollten wir selbst entscheiden dürfen, ob wir indonesische Staatsbürger werden oder unsere Unabhängigkeit erlangen wollten.
    Im Rahmen eines Referendums mit der Bezeichnung ›Act of Free Choice‹ sollten spätestens 1969 freie Wahlen abgehalten werden.
    Als sich die UNO im Mai 1963 aus West-Papua zurückzog, ignorierte sie die verzweifelten Bitten der Papua, zu bleiben und sie zu schützen. Wissentlich setzte sie die Bevölkerung der militärisch geführten indonesischen Verwaltung aus. Und sofort kam es zu den ersten Verstößen gegen das New Yorker Abkommen: Eine lange Phase des Raubbaus und der Unterdrückung begann, Massenverhaftungen, Folter, Bombenanschläge und Attentate auf die einheimische Bevölkerung waren an der Tagesordnung.
    Damals entstand die Bewegung Freies Papua ( OPM oder ›Organisasi Papua Merdeka‹ – ›Organisation Freiheit für Papua‹). Als immer mehr Einheimische der Bewegung beitraten, flammten in unregelmäßigen Abständen Kämpfe auf zwischen der mit modernen Waffen ausgestatteten indonesischen Armee und den Einheimischen, die mit wenig mehr als Pfeil und Bogen bewaffnet waren.
    Nach der Übernahme begann die indonesische Regierung, Hunderte Familien aus Java oder von den anderen Inseln nach West-Papua umzusiedeln. Man nahm den Einheimischen das Land, um es den Neuankömmlingen zu geben, jedoch ohne die Papua angemessen – wenn überhaupt – dafür zu entschädigen. Inzwischen leben fast ebenso viele Indonesier in West-Papua wie einheimische Papua.
    Und kaum war die Umsiedelung in vollem Gang, begann die Ausbeutung der Rohstoffe. Im April 1967 , noch bevor West-Papua offiziell Indonesien zugesprochen worden war, hatten die Besatzer einen Vertrag mit der Firma Freeport-McMoran abgeschlossen, einer US -amerikanischen Minengesellschaft, die die Erlaubnis erhielt, Gold und Kupfer im großen Stil abzubauen und dafür Land zu enteignen. Einheimische Stämme durften bei Bedarf umgesiedelt werden, bei nur minimalen Entschädigungen.
     
    Dann kam 1969 , das Jahr, auf das viele Papua noch einmal große Hoffnungen setzten: Der bolivianische UN -Botschafter Fernando Ortiz-Sanz reiste im August nach Indonesien, um den ›Act of Free Choice‹ zu überwachen, jenes Referendum, bei dem alle volljährigen Einwohner von West-Papua dazu aufgerufen waren, zu wählen und so über die Zukunft ihres Landes zu entscheiden.
    Doch es handelte sich nicht um freie Wahlen im Sinne des New Yorker Abkommens; und aus dem ›Act of Free Choice‹ wurde ein ›Act of No Choice‹. Von Anfang an war klar, dass die indonesische Regierung nur ein Ergebnis akzeptieren würde: das zu ihrem Vorteil.
    Entgegen der in New York getroffenen Abmachung, dass jeder Einwohner eine Stimme habe, wählte das Militär aus der gesamten Bevölkerung genau 1024 männliche Papua als Wahlberechtigte aus. Konnte einer von ihnen durch Bestechung oder Gewalt nicht davon überzeugt werden, für Indonesien zu stimmen, so wurde ihm und seiner Familie mit dem Tod gedroht. Als Ortiz-Sanz seinen offiziellen Bericht an die UN übermittelte, stand außer Frage, wie die Wahl ausgegangen war: Selbstverständlich hatten alle 1024  Papua einstimmig für die Eingliederung in die indonesische Staatengemeinschaft gestimmt.
    In jener Zeit tat die Widerstandsbewegung, die enormen Zulauf hatte, alles in ihrer Macht Stehende, um die Aufmerksamkeit der UN und des Rests der Welt zu erregen. Doch niemand interessierte sich für das ferne, abgelegene West-Papua.
    Mit unvorstellbarer Brutalität hat das indonesische Militär die Papua ihrer Rechte beraubt, Tausende sind gestorben, Unzählige werden bis heute vermisst. Wie viele Menschen tatsächlich ihr Leben gelassen haben oder aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben wurden, ist nicht bekannt. Aber eines ist gewiss: Ihre Zahl ist groß. Dennoch hat gegen Ende des Jahres 1969 die Generalversammlung der UN , trotz der Proteste diverser afrikanischer Länder, die indonesische Kontrolle über West-Papua offiziell akzeptiert. Angeblich geschah alles im Interesse des Friedens; in Wahrheit wurden ein Land, die dort lebenden Menschen und ihre gesamte Existenz kaltblütig verkauft.
    Allerdings bedeutete dies nicht das Ende des Leidensweges, es war vielmehr erst der Anfang. In den folgenden vierzig Jahren waren

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