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Ruf Des Dschungels

Ruf Des Dschungels

Titel: Ruf Des Dschungels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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auf die Suche. Fest überzeugt, dass irgendwo da draußen eine Berufung auf mich wartete und ebenso die Antwort auf die Fragen, wer ich eigentlich war und welche Aufgaben von mir in Angriff genommen werden wollten. Mir war schon vor langer Zeit klar geworden, dass ich das Leben, nach dem ich mich so sehr sehnte, nicht würde führen können, solange ich diese Aufgaben nicht entdeckt und erfüllt hatte.

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13 Tag der Demonstrationen
    J akarta, eine Stadt der Widersprüche: alt und neu, superreich und bettelarm, atemberaubende Architektur, die sich gegen den tiefblauen Himmel abhebt, und baufällige Holzhütten an verseuchten, schlammigen Flüssen. Eine Stadt, die niemals schläft, in der es die schlimmsten Staus gibt, die ich je erlebt habe, und dennoch vibriert sie vor Wärme und Lebendigkeit.
    Wir nehmen ein Taxi zum Hotel, das in einem der Vororte liegt. Es ist schrecklich heiß und laut. Tausende Autos, Menschen, Flugzeuge und Maschinen sind für diesen unglaublichen Lärmpegel verantwortlich. Das Tor zum Hotel wird streng bewacht – erst kürzlich gab es Warnungen vor möglichen Anschlägen, und die ganze Stadt ist in Alarmbereitschaft. Nachdem das Taxi ausgiebig durchsucht worden ist, können wir am Haupteingang vorfahren.
    Nach dem Aussteigen passieren wir einen weiteren Sicherheitscheck mit Metalldetektoren und Taschenkontrolle. Und dann gehen wir endlich die Treppe zum Eingang empor, wo uns zwei attraktive Indonesierinnen in roter Livree die Tür aufhalten. Wir treten durch die Glastür – und befinden uns in einer anderen Welt. Die Luft ist angenehm kühl, leise Hintergrundmusik erklingt, luxuriöse Teppiche bedecken den Boden, ein Springbrunnen verleiht der Szenerie etwas Friedliches. Den Lärm und die verunreinigte Luft haben wir an der Tür hinter uns gelassen. Ich sehe mich um, fasziniert, wie dramatisch die Atmosphäre sich von einem Moment zum anderen verändern kann. Während Jon uns eincheckt, setze ich mich auf ein weiches Sofa in der Eingangshalle, lehne den Kopf zurück und betrachte die Decke, die sich nach oben im Unendlichen zu verlieren scheint.
    Kaum haben wir unser Zimmer bezogen, verlassen wir das Hotel auch schon wieder und bahnen uns mühsam einen Weg durch den Abendverkehr. Die Dämmerung legt sich über die Stadt, und die ersten Straßenlaternen tauchen alles in ein fahles Licht. Wir sind unterwegs zu einer Zusammenkunft der Studentenführer aus West-Papua, um mit ihnen die letzten Vorbereitungen für die Demonstration am nächsten Tag zu treffen.
    Nachdem sich das Taxi eine Stunde lang im Zickzack durch den Verkehr geschlängelt hat, biegen wir in eine enge, holprige Gasse ein. Das Nachtleben ist nun in vollem Gange, überall stehen bunte Buden, an denen alles Mögliche zum Verkauf angeboten wird, von heimischen Spezialitäten bis zu gefälschten Gucci-Taschen. Die Menschen drängen sich zwischen den engen Ständen, die Kinder weichen den geschäftigen Füßen aus.
    Jon bittet den Taxifahrer anzuhalten, wir zahlen und gehen durch ein endloses Straßengewirr. Schließlich betreten wir ein kleines Restaurant, dessen enger Raum vollgestellt ist mit schäbigen Tischen und Stühlen. Die papuanischen Studenten sind bereits da, grüßen uns mit leiser Stimme und holen zwei Stühle für uns. Alle rücken zusammen, und das Gespräch wendet sich dem bevorstehenden Ereignis zu.
    Die Studenten wollen mit einem friedlichen Aufmarsch die Schließung von Freeport, der amerikanischen Betreiberfirma der Gold- und Kupferminen, fordern. Jon holt seinen Laptop heraus, um den Studenten einen Zeitungsartikel zu zeigen, den die New York Times über Freeport veröffentlicht hat. Darin geht es um versteckte Zahlungen an das indonesische Militär und die verheerenden ökologischen Schäden, die durch die Minenarbeiten angerichtet werden.
    Auf einmal kommt ein gut gekleideter Indonesier auf uns zu. Sofort klappt Jon seinen Laptop zu. Der Fremde beginnt uns Fragen zu stellen, doch ich kann ihn nicht verstehen. Irgendwie spricht er seltsam, außerdem wandert sein Blick immer wieder zu dem Computer auf dem Tisch. Die Stimmung schlägt plötzlich um, Spannung liegt in der Luft.
    Es ist offensichtlich, dass der Fremde nicht zum normalen Publikum dieser Kneipe gehört – er wirkt sehr selbstbewusst, mit einem autoritären Unterton in der Stimme. Einer der Studenten beginnt stockend, die Fragen des Mannes zu beantworten. Da sieht Jon erst mich an und blickt dann zur Hintertür hinüber. Ich deute ein Nicken

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