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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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Kraft, aber das sind nichts als Etiketten, die der Benennung eines Rätsels dienen. Ich kann die Besserung sehen; meine Patienten spüren die Besserung durch die Behandlung. Aber für einen Skeptiker ist das nichts als eine spontane Heilung, und ich kann das Gegenteil nicht beweisen. Solange nicht ein physischer Mechanismus entdeckt wird, anatomisch beweisbar und durch Autopsie bestätigt, wird diese Entdeckung innerhalb der Disziplin nicht anerkannt werden.»
    «Aber werden nicht die Patienten der Skeptiker sich von diesen abwenden und zu Ihnen kommen?»
    «Lassen Sie mich eine Frage stellen, anstatt zu antworten: Wenn Sie heute Morgen ein wenig leidend gewesen wären und ein Hypnotiseur Ihnen seine Dienste angeboten hätte, hätten Sie sich darauf eingelassen?»
    «Hm, nein   –»
    «Genau, Sie hätten ihn als Scharlatan von dannen geschickt.»
    «Aber jetzt, wo ich doch weiß   –»
    «Sie wissen das nur, weil Sie mich getroffen haben. Wenn Sie Ihren Hausarzt fragten, würde der Ihnen vermutlich sagen, dass das Ganze schon vor Jahren in Verruf geraten ist. Abgesehen davon gibt es etliche Fälle, in denen die üblichen medizinischen Maßnahmen ergriffen werden müssen. Sie wären äußerst schlecht beraten, wenn Sie einen entzündeten Blinddarm auf diese Weise vom Durchbruch abhalten wollten, anstatt ihn zu entfernen.»
    Ich stellte weitere Fragen, zweifelsohne die üblichen Fragen über Hypnose, und er versicherte mir, dass eine Person nicht gegen ihren Willen hypnotisiert werden oder dazu bewegt werden könne, etwas zu tun, was sie nicht auch in wachem Zustand täte. In tiefer Trance war es jedoch möglich, einen Menschen Ereignisse und Personen sehen zu lassen, die in Wirklichkeit nicht präsent waren.
    «Wenn Sie mich also hypnotisierten», sagte ich mit einer Spur von Unbehagen, «könnten Sie in mir die Vorstellung erwecken, dass Arthur Wilmot» – ich hatte «Phoebe» sagen wollen, fürchtete aber einen Zusammenbruch – «gleich dieses Zimmer betritt, und er würde dann erscheinen – so wie ein Medium behauptet, die Toten herbeirufen zu können.»
    Während ich sprach, beobachtete ich unwillkürlich die Schatten jenseits des Feuerscheins.
    «Ja», sagte Magnus, «aber der Mensch, den Sie sehen, wenn Sie in Trance sind, wäre kein Geist. Er wäre ein Bild, das aus Ihren Erinnerungen an ihn entsteht.»
    «Und könnte ich mit ihm sprechen? Ihn berühren? Ihn sprechen hören? Erschiene er mir wie ein lebendiger Mensch?»
    «Ja, wie in einem Traum. Aber wie in einem Traum verschwände er auch in dem Moment, in dem Sie erwachen.»
    «Aber angenommen», beharrte ich, «Sie leiteten mich dazu an, aus der Trance zu erwachen, aber die Fähigkeit des Sehens beizubehalten   –»
    «Das wäre unmöglich. Die Fähigkeit, wie Sie es nennen, istgenauso an den Trancezustand gebunden wie der Traum an den Schlaf. Angenommen, Sie befänden sich jetzt in einer Trance, dann könnte ich Sie dazu veranlassen, im Erwachen aufzustehen, zu dem Regal zu gehen und mir ein bestimmtes Buch zu geben. Und aller Wahrscheinlichkeit nach täten Sie das und wären dann verwirrt über das, was Sie getan haben. Aber ich könnte Sie nicht dazu bringen, zu erwachen und zu sehen, dass Ihr Freund das Zimmer betritt, oder vielmehr: Ich könnte es gebieten, aber er würde nicht erscheinen   … Ich fürchte, das Thema strengt Sie an.»
    Ich versicherte ihm, dass es schon in Ordnung sei, obgleich ich mit meinen allzu heftigen Emotionen kämpfte.
    «Sagen Sie», fragte er nach einer Pause, «waren Sie je bei einer Séance?»
    Sein Siegelring fing einen Funken des Feuerscheins ein, als er sein Glas erhob.
    «Nein», sagte ich, «obwohl ich versucht war, es zu tun. Ich verlor meinen Glauben, als Phoebe und Arthur starben, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass etwas von uns über das Grab hinaus bleibt. Es hängt sehr von der Umgebung ab. Diese Nacht zum Beispiel, die ich mit Malen bei Wraxford Hall verbrachte   … es wäre dort ein Leichtes, daran zu glauben, dass Geister umgehen.»
    «Allerdings», sagte Magnus. «Sie werden gehört haben, dass in der Galerie, in der mein Onkel arbeitet, angeblich der Geist des Jungen Felix, Thomas Wraxfords Sohn, umgeht. Merkwürdigerweise   …» Er verstummte plötzlich, als wäre ihm etwas in den Sinn gekommen.
    «Merkwürdigerweise?», hakte ich nach.
    «Nichts, nur dass der Junge während eines Gewitters starb, wie mein Onkel einmal erzählte.»
    Das Zimmer schien plötzlich dunkler. Eine

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