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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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wiederkehren. Hypnotische Suggestion ist meines Erachtens am vielversprechendsten, wobei ich mir einige Gedanken darüber machen muss, was für eine Suggestion es sein sollte   … Ich bin noch einige Tage bei Mr   Montague. Wenn es Ihnen recht ist, könnte ich zum Pfarrhaus kommen und – nein, darauf bestehe ich. Die einzige Frage ist, ob Sie mir die Behandlung erlauben, obwohl ich Ihnen nicht garantieren kann, dass sie erfolgreich sein wird.»
    Er räumte alle meine Bedenken, ich könne ihm zur Last fallen oder seine Zeit ungehörig in Anspruch nehmen, aus. Sollte ich fürchten, dass George und Ada sich um mich sorgten, könnte ich ihnen sagen, dass es eine Behandlung gegen meine Kopfschmerzen sei. Wir kamen überein, dass er am übernächsten Tag um drei Uhr nachmittags im Pfarrhaus vorbeikäme.
    «Da ist noch ein Gefallen, um den ich Sie bitten möchte, Sir», sagte ich. «Aus – aus vielerlei Gründen. Ich glaube, es wäre gut, wenn Mr   Ravenscroft und ich unsere Verlobung nicht vor der Hochzeit meiner Schwester im November bekanntgeben würden, und so wäre ich Ihnen verbunden, wenn das unter uns bleiben könnte   –»
    «Aber natürlich», sagte er. «Und wenn Sie möchten, werde ich es Mr   Montague weitertragen. Und nun, wo St Mary’s in Sichtweite ist, werde ich nicht weiter in Ihre Einsamkeit eindringen. Bis Freitag, Miss Unwin – und herzliche Grüße an Mr und Mrs   Woodward.» Er winkte meinen Dank erneut ab, schwang sich in den Sattel und ritt in Richtung Aldeburgh Road davon. Ich hatte erwartet, dass er den ganzen Weg zum Pfarrhaus mit mir kommen würde, und war erleichtert. Allerdings hinterließ sein plötzlicher Abschied in mir das Gefühl von Heimlichkeit. Erst als er schon fast außer Sichtweite war, fiel mir auf, dass er mich unmöglich aus solcher Entfernung erkannt haben konnte.
     
    ∗∗∗
     
    Am Freitagnachmittag um Punkt drei Uhr erschien Doktor Wraxford beim Pfarrhaus, dieses Mal in einen schwarzen Anzug mit hohem Kragen gekleidet und einem Zylinder auf dem Kopf. Ich hatte es seither vielfach bereut, mich ihm anvertraut zu haben. Ada hatte mich mehrmals gefragt, ob mein Leiden auch wirklich nicht zurückgekehrt sei, und fand es leichtsinnig, dass ich so weit gegangen war. Mir war es unangenehm, Geheimnisse vor ihr zu haben. Weit unangenehmer war mir das Gefühl, Edward betrogen zu haben, indem ich mich Doktor Wraxford weiter anvertraut hatte als ihm, und dessen Insistieren, mich eher als Freundin denn als Patientin zu behandeln, verstärkte dieses Gefühl noch. Aber nun war es geschehen, und so hoffte ich, dass die Behandlung sich als erfolgreich erweisen würde.
    Hetty brachte ihn in das kleine Zimmer, in dem ich wartete; Ada blieb – taktvoll, wie sie war – mit der Bemerkung oben, dass sie mir nach der Besprechung Gesellschaft leisten würde. Aber als sich die Tür hinter Hetty geschlossen hatte, war mir so unwohl, dass ich arg versucht war, nach oben zu laufen, alles zu gestehen und Ada zu bitten, während der Behandlung bei mir zu bleiben.
    «Nun, Miss Unwin», sagte Doktor Wraxford fast wie als Antwort auf meinen Gedanken. «Ich versichere Ihnen, dass Sie nichts zu befürchten haben. Im schlimmsten Fall wird meine Suggestion nicht helfen; aber dann sind Sie nicht schlechter dran als zuvor. Alles, was Sie tun müssen, ist, mir zu gestatten, dass ich Sie hypnotisiere. Und dann werde ich im Wesentlichen Ihre Seele dazu anleiten, alle außersensuellen Phänomene, die ihr begegnen mögen, nicht mehr wahrzunehmen – also, in wachem Zustand   –, gleich, woher sie kommen. Meine Instruktionen werden Ihnen nicht bewusst sein, auch werden Sie sich an nichts erinnern, wenn Sie aus Ihrer Trance erwachen. Möglicherweise müssen wir die Behandlung einige Male wiederholen, ehe sie richtig anschlägt. Aber das Prinzip ist einfach.
    Es gibt ein mögliches Hindernis», fuhr er fort. «Die Behandlungkann nur glücken, wenn Sie mir vollkommen vertrauen. Sonst wird Ihre Seele nicht auf meine hypnotische Suggestion reagieren. Von daher bitte ich Sie sehr, es jetzt zu sagen, wenn Sie Bedenken haben, sich in meine Hände zu begeben.»
    «Nein, Sir, ich habe volles Vertrauen in Sie», sagte ich zögerlich. «Es ist nur – die Hypnose ist mir nicht geheuer. Könnte Ada neben mir sitzen, während Sie –?»
    «Hier stoßen wir, fürchte ich, an eine Grenze. Sie würden Adas Gegenwart bemerken, selbst im Trancezustand, und damit wäre nicht Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf meine

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