Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!
schicke Fred eine SMS. Er soll alle Termine absagen. Für heute, morgen und vorsichtshalber für übermorgen. Ich reserviere telefonisch für den Night Train nach München, Schlafwagen Nr. 4.
Ich muss etwas Salziges essen, aber der Kühlschrank ist leer. Man steckt nicht drin!
Ich bin hungrig und geil und überhaupt nicht müde. Meine Fingernägel trommeln auf die Bettdecke. Ich streite mich nicht mit meinem Körper. So einen Streit würde man nie gewinnen. Ich befriedige meine Bedürfnisse normalerweise sofort. Also. Wo ist mein Lieblingsvibrator, der weiße Multi-Flex von Orion? Wo ist die Vier-Stunden-DVD vom Arte-Testbild?
Arte, sonst nicht zu gebrauchen – wer guckt das schon außer Robert? –, hatte da diese schöne Idee: Als Schäfchen verkleidete Menschen machen in einer EndlosschleifeBockspringen, immer ein Schafmensch über den anderen, unisex, stundenlang, ohne zu verschnaufen, bis in den Morgen. Jedenfalls macht mich das an.
Ich liege auf dem Rücken, die Beine leicht gespreizt und angewinkelt. Die Vagina selbst lasse ich unberührt. Sie ist nicht mehr als ein Schlauch, bestehend aus Muskeln und Bindegewebe, gut zum Ficken, den Männern vorbehalten, einem Mann, Valmont. Mein Ziel ist eingebettet in die großen Schamlippen wie in ein Nest – nur eine kleine knubblige rosa Kapuze ist zu sehen. Der größere Teil meiner Klit führt fingerlang in das Innere meines Bauches.
Der Vibrator, mit dem ich sanft meine Klit umkreise, löst rein mechanische Schwingungen aus. Erst nach einigen Minuten wächst aus den Schwingungen ein diffuses Wohlgefühl. Ich bin überreif, triebgestaut. Aber ich muss den Mount Everest besteigen – das ist kein Spaziergang! So wie der gute Sisyphos den Stein rollt, bewege ich den Vibrator. Meine Klit ist erbsengroß, meine Möse rosa, fest, geschlossen. Sisyphos rollt und rollt und schwitzt und rollt und ächzt. Verfrüht glaubt er sich kurz vorm Ziel. Er freut sich, dass er gleich oben ist, und wird vielleicht für einen Moment nachlässig, passt vielleicht mal kurz nicht auf, verliert die Spannung, strauchelt. Und dann kommt es, wie es kommen muss: Ganz knapp vorm Gipfel haut es ihn plötzlich rückwärts weg, und er muss von vorn anfangen. So steht es geschrieben. Aber das macht nichts. Der Weg ist das Ziel. Die Arte-Schafe haben Zeit. Ich auch. Der Zug geht erst in 20 Stunden.
Langsam erwärmen die Vibrationen meine Möse, sie öffnet sich, wird prall, blüht auf wie eine Fleisch fressende Pflanze, die ihr Opfer anlockt, die höllenhungrig ist. Meine Klit ist bohnengroß. Valmonts Atem an meinemOhr. Das Blut beginnt zu pulsieren, die Innenseiten der Oberschenkel kribbeln. Valmonts Hand auf meinem Arsch. Sabrina mit vielen Ideen, unbehaartes Blondmodell, Superbusen-Schlankmodell. Die Schafe springen von links nach rechts, eins über das andere. Die Schwingungen werden in mein Innerstes transportiert. Es erregt mich, dass meine Klit so tief in mich hineinragt. Nicht so tief wie Valmonts Schwanz, aber tief. Wer braucht die Welt, wenn er sie selbst erschaffen kann?
Der entscheidende Quadrant, der Auslöser der Befriedigung, die magische Stelle, ist winzig klein und schwer zu finden. Oft habe ich sie im Verdacht, dass sie die Position wechselt, Haken schlägt, antäuscht, sich entzieht. Wie ein Aal in der Hand. Man denkt, man hat ihn, und dann hat man ihn doch nicht oder verliert ihn wieder. Als ich sie endlich finde, als ich sie berühre, ist das wie ein leises KLING, wie ein Kurzschluss, ein kleiner Stromschlag, der durch alle Glieder fährt, als hätte ich einen elektrischen Weidenzaun berührt. Etwas drückt mir die Kehle ab – mag was dran sein an Deep Throat! Irgendwie gibt es eine geheimnisvolle und mystische Verbindung zwischen Schlund und Möse.
Ich halte jetzt den Vibrator still und bewege mein Becken. Der Berg kommt zum Propheten. Der Prophet dankt es ihm. Langsam züngelnd breitet sich ein Feuer von den Schenkeln bauchwärts aus. Prüfungsangst, Lügen, Verliebtsein. Die Verletzung des Verbots, der Fall des Engels. Ich überschreite den Point of no return. Jetzt bin ich, Sisyphos, am Gipfel, voller Vorfreude. Ich erklimme ihn, jetzt, jetzt, ich bezwinge ihn, muss tief, tief atmen und kriege doch nicht genug Luft. Der letzte Schritt. Die Augen schließen sich. Die Flammen lodern tief in mir. Es ist, als hielte man ein Streichholz an denGasherd. Ein WUFF, und alles brennt. Alles wird hell, wird butterweich.
Ich komme, rufe ich den Arte-Schafen zu. Und Valmont. Und
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