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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Buschheuer
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größenmäßig zu ihm passt, was auch immer das in diesem Zusammenhang heißt.
    »Der deutschen Jugend kann keiner mehr den Schneid abkaufen!«, schnarrt Dietrich. Mirkos Zukünftige soll das »Herz auf dem rechten Fleck haben« und aus Ostdeutschland kommen. Kind kein Hindernis. Und sie soll durch dick und dünn gehen. Dick & dünn, kurz & klein, Black & Decker, schön & gut, Wisch & Weg … Valmont! Die Unterlippe nimmt Kontakt zu den oberen Schneidezähnen auf: V. Dann Mund weit auf für das A, Zunge an den Gaumen für das L, Mund schließen fürdas M, Lippen rund und hart, aber weiter werdend für das das M, Lippen rund und hart, aber weiter werdend für ONT …
    Plötzlich fahre ich auf wie von der Tarantel gestochen.
    »Ich habe ein Geräusch gehört!«
    »Paranoia ist ansteckender als Schnupfen«, sagt Dietrich und rückt demonstrativ von mir weg.
    »Paranoia heißt noch lange nicht, dass einen keiner verfolgt«, knurre ich. Taube Nuss! Minuten später höre ich es ganz deutlich. Da bellt doch wer! Da bellt doch schon wieder wer! Dietrich und Robert haben nichts gemerkt. Robert, weil er summt und ohrenbetäubend an seinen Bartstoppeln schabt, Dietrich, weil er sich im Ohr pult.
    Ilka (39), Angestellte aus Glauchau, hat für sich (Topf) schon mal einen Mann (Deckel) probiert, aber der war »nisch dor Rischtige«. Sie selbst ist »nisch ohne Eggen und Ganden«, wofür symbolisch die monströsen Schulterpolster ihrer Dederonbluse stehen. »Das kommt übrigens von DDR«, sagt Dietrich, der sich bei den Broilern auskennt. »DeDeRon!« Ilka wünscht sich indessen Gesprächsbereitschaft. Das Tanzbein schwingen will sie, wofür sie freilich Unterstützung braucht, denn es ist dick wie ein Baumstamm. Äußerlichkeiten sind Ilka nicht so wichtig.
    Uns aber.
    »Wenn so ’n Walross mal auf dich drauffällt …«, sagt Dietrich.
    »Dann biste platt«, sage ich.
    »Glaub ich auch«, sagt Dietrich.
    »So sieht’s aus«, sagt Robert.
    Jürgen (43) aus Schwerin trägt einen verwegenen Vollbart, und seine zukünftige Partnerin »sollte schon ein bisschen Niwou haben«. Damit ist er raus aus der Nummer. Jochen (35), ABM-Kraft aus Eilenburg, scheidetebenfalls aus, denn er sucht eine Frau, die noch an die Liebe glaubt. Zu allem Überfluss ist er gegen Unmenschlichkeit und Gefühlskälte. Claudia (29), Hausfrau aus Eisenhüttenstadt, ist unkompliziert, lebensfroh, spontan und fett. Sie hat einen schwarzen Sack an, der um den Hals mit einem roten Tuch zugebunden ist, dessen Enden traurig an ihr runterlappen. Claudia sucht einen »lieben Vati für ihre fünf Racker«. Mein Gesicht ist wie betäubt vom Lachen. Auf Dietrich und Robert will der Funke nicht so richtig überspringen.
    »Jetzt hör ich auch was«, sagt Dietrich, hebt den Zeigefinger und richtet sich auf.
    Robert summt. Dietrich macht Pssst und legt den Kopf an die Wand. Dann bindet er umständlich mit seinem Schnürsenkel einen Handspiegel an meine Hermès-Reitgerte und schleicht sich auf den Balkon.
    »Kuck dir das mal an«, flüstert er und winkt heftig. »Welch eine pyramidale Libertinage das!«
    Im baumelnden Oval des Spiegels sehe ich Maik auf allen vieren, wie er winselnd zwischen Gummibäumen Männchen macht und nach einer über ihm baumelnden Bifi schnappt. Sein Doppelkinn suppt über das schwarze Stachelhalsband. »Bei Fuß«, sagt Mändy, die vor ihm steht und eine Korsage trägt, über deren Rand die Brüste baumeln wie Lämmerschwänze. In der einen Hand hält sie die Bifi, in der anderen ein aufgeschlagenes Buch, wahrscheinlich das
Clever bluffen: SM
. »So isses brav, mei Gleenor!«, sagt Mändy. »Heißer Feger«, zischt Dietrich, der es immer wieder schafft, mich zu enttäuschen. Maik und Mändy enttäuschen mich nicht. Dacht ich’s doch! Der Broiler neigt jenseits von Aquarium, Gummibaum und Wackeldackel zu Ausschweifungen banalster Art.
    »Wie hieß die Sendung?«, fragt Robert, als wir kichernd wieder reinkommen.
    »Schütähm Plemplem«, sagt Dietrich. »Du doch nich! Die doch nich! Paprika, du weißt das, die mit der Dame …« Er malt unter Zuhilfenahme beider Arme ein Michelin-Männchen in die Luft. Ich fürchte, er spricht von Kitty. »Ich werde sie finden«, ruft er und guckt wie ein Forscher, der jeden Zweifel an der Echtheit der Gebeine Schillers ausräumen will.
    »Mach’s nicht! Wenn du nicht willst, dass die Milch sauer wird, dann lass sie in der Kuh«, sagt Dietrich.
    Ich halte Robert die Fernsehzeitung hin: »Die Sendung

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