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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Prolongation dringen werde, ihn zu bestimmen, daß er diese Wechsel in andere auf kürzere Sicht umschrieb. Schon das ist merkwürdig. Noch auffälliger, daß, während man Ursache hatte, an des Legationsraths Verlegenheit zu glauben, dieser aus Mitteln, die man nicht kennt, Ihren Vater prompt befriedigt hat.«
    »Man dürfte doch auch bei den Gerichten wissen, was in der Stadt ein lautes Geheimniß ist, daß Herr von Wandel mit diplomatischen Ambassaden in vertrauten Relationen steht.«
    »Pah!« sagte der Rath. »Spione hier werden nicht mehr theuer bezahlt, seit man die Geheimnisse wohlfeiler hat. So viel haben wir heraus: was seine politischen Mysterien anlangt, ist er ein Windbeutel, nur mit der Russin steht er noch in einer Verbindung. Sie ist keine Verschwenderin und bezahlt ihn mit der Münze, die er bringt. Mit Versprechungen löst man aber nicht Wechsel von zehn- und zwanzigtausend Thalern. Ich will, mein theuerster Herr, nicht hoffen, daß Ihr Vater sich näher mit ihm einließ.« – »Sie erschrecken mich –« »Wenn Sie für Ihren Vater einstehen, gewiß ohne Grund. Aber warnen Sie ihn, soweit ein Sohn es darf, der zugleich seine Pflichten kennt gegen den Staat und die Gerechtigkeit.« Er zog Walter an sich, und die Hand am Munde, sprach er ihm ins Ohr: »Ich habe den dringendsten Verdacht, daß dieser Herr von Wandel –«
    In dem Augenblick hörte man starke Fußtritte auf der Treppe. »Der Minister!« – »Und sehr ungnädig,« sagte Fuchsius, die Thür öffnend. »Die Audienz ist ungünstig ausgefallen. – Schade, daß Bovillard nicht Ihr Rival ist, er wird unfreundlich entlassen, und ich habe nicht Lust, den Zornerguß Seiner Excellenz auf mich zu laden. – Von dem Bewussten ein ander Mal. Bis dahin Verschwiegenheit!«
    Der Rath war durch das Audienzzimmer nach der andern Ausgangsthür geeilt, ehe der Minister in jenes eingetreten war. – Der Minister war aufgeregt. Auf-und abgehend ließ er seinen Getreuen über den Grund nicht lange im Unklaren. Ihm war es darum zu thun, dem jungen Bovillard eine offizielle Stellung zu geben, die ihm einen Zutritt bei Hofe verschaffe. Bis gestern hatte man ihm Hoffnung gemacht, heut war Bovillard durch Vertraute insinnirt worden, daß er, um der Person des Ministers einen abschlägigen Bescheid zu ersparen, lieber freiwillig zurückstehen möchte.
    »Excellenz' Feinde also auch da geschäftig!« – »Diesmal sind sie unschuldig.« – »Hätte mein Freund selbst eine Unbesonnenheit –!« Ein »Freilich! wer denn sonst!« sprudelte von den Lippen, und verbot dem Sekretär fortzufahren.
    »Warum hat er nicht wie ein Karthäuser gelebt, warum hat er tolle Streiche gemacht, warum hat er im Parterre den Regenschirm aufgespannt, als die Thränen um den Jammer der Eulalia aus den Logen flossen.« Also der Zorn war Ironie. Walter ließ eine Bemerkung fallen, daß für Jugendsünden die Zeit das beste Heilmittel sei. Der Freiherr war noch nicht in der versöhnlichen Laune. »Jede Sünde rächt sich,« rief er und schien seine Schritte zu verdoppeln, aber die Gedanken waren weit darüber fortgeflogen.
    »Warum hat er nicht Komödie gespielt wie die Andern? Warum sich nicht mit Tugend und Anstand geschminkt! War das so schwer. Brauchte nur seinen trefflichen Vater zu imitiren.«
    »Geheimrath Bovillard ist mir in der That unbegreiflich. Wiegt ihm die Gunst, die Euer Excellenz seinem Sohne schenken, das Glück desselben auf! Ihm wäre es doch ein Leichtes, Haugwitz und die Andern umzustimmen.«
    »Was kümmern mich Die! Die Königin will ihn nicht.«
    »Die Königin! – Sie ist doch sonst nicht so streng in ihrem Umgang.«
    »Wenn sie's wäre! – Freilich, sie müsste drei Viertel des Hofes fortjagen. – Nun hat sie sich auf Diesen gesetzt. Man hat ihn ihr als den Ausbund von frecher Sittenlosigkeit geschildert. Sie betrachtet es als einen Hohn, einen Kavalier von dem Rufe in ihre Antichambres zu bringen. Sie hasst auch wohl im Sohn den Vater. Kurzum, Weiberphantasien sind einmal nicht zu berechnen.«
    Ein Ausruf des Sekretärs protestirte dagegen.
    »Frauen, mein Lieber, wollen besonders behandelt sein, auch die ausgezeichnetsten. In ihren Vorurtheilen gegen Personen gehorchen sie dem Impulse. Sie käme mir wohl mit dem Spruch des Dichters von dem, was sich schickt: Da fragt nur bei edlen Frauen nach! Und sie hätte Recht. Schöne Seelen werden nicht durch Gründe, nur durch eine schöne Regung überwunden. Wenn er nicht darauf eingehen will, was ich ihm sagte, so

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