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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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eine knallrote Trainingshose und ein passendes Sweatshirt, das Wetzon ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Auf dem Kopf hatte sie eine verblüffende rote Afro-Perücke. Ihr Gesicht war kreideweiß, aber sie lächelte. »Kommt herein, Kinder.« Sie trat zurück und hielt sich mit einer Hand an der Tür, während sie sich mit der anderen auf den Stock stützte. »Schön wie immer, ihr zwei. Du meine Güte, was für Mäntel.« Sie tätschelte Wetzons Waschbärpelz, bewunderte Carlos’ Luchs.
    »Ja, sehen wir nicht ungeheuer schick und erfolgreich aus?« sagte Carlos, während er seinen und Wetzons Mantel an den Kleiderständer hängte.
    Wetzon nahm Carlos die Schachtel mit den Törtchen und das Eis ab und ging auf die Küche zu. »Ihr zwei könnt euch schon hinsetzen und ratschen.« Sie zog die Nase kraus. Ein süßlicher, wohlbekannter Duft hing in der Luft.
    Carlos blieb auf den Stufen zum Wohnzimmer stehen und schnüffelte. »Aha, ja. Ich glaube, ein alter Freund ist hiergewesen.«
    Hazel blickte verlegen drein und kicherte.
    Wetzon atmete tief ein. Das war’s. Pot. Der Duft erinnerte Wetzon mit einem Schlag an die Tourneen und Freilichtaufführungen, die beengten Quartiere, die müden Muskeln. Sie empfand keine Sehnsucht nach jenen Tagen.
    »Mannomann«, sagte Carlos. Er tänzelte die zwei Stufen zu Hazels Wohnzimmer hinunter.
    »Ich hätte mir denken können, daß ihr es merkt«, sagte Hazel. Sie setzte sich auf den Schaukelstuhl. Sie trug Weiße Socken und Turnschuhe. »Es ist für medizinische Zwecke — und ich lasse es nicht herumgehen.«
    Carlos lachte und kickte seine Schuhe weg, um es sich auf dem goldenen Damastsofa bequem zu machen.
    »Wie egoistisch. Macht nichts. Ich habe ihm abgeschworen. Ich sitze einfach da und atme es ein. Ich kann auch so high sein.«
    Wetzon brachte die Törtchen, jedes mit einem Klacks Eiscreme, und setzte sich neben Carlos aufs Sofa. Sie hatte in einem Artikel gelesen, daß Marihuana die Nebenwirkungen der Chemotherapie bekämpfen half. Ha-zels Gesicht wirkte abgespannt unter der komischen roten Perücke, aber sie sah viel besser aus als bei Wetzons letztem Besuch. Eine metallene Gehhilfe stand unaufdringlich neben dem Schaukelstuhl.
    »Was haben Sie die ganze Woche getrieben?« fragte Wetzon. »Irgendwie habe ich das Gefühl, daß Sie mir ausgewichen sind.«
    »Leslie, das war doch Ihr Freund, der ermordet wurde, nicht wahr?« Hazel setzte den Teller auf dem Schoß ab und widmete Wetzon ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Ja. Es ist furchtbar.« Sie schloß die Augen und hatte wieder die Szene vor sich, das Blut... Sie schauderte und ließ fast den Teller fallen. Sie schlug die Augen auf, und das Bild verschwand.
    »Es tut mir so leid für Sie.«
    Wetzon seufzte. Die Eiscreme auf ihrem Teller begann zu schmelzen und das Törtchen aufzuweichen.
    »Hat er Sie angerufen, Hazel? Um ein Interview mit Ihnen zu machen?«
    »Jemand aus seinem Büro rief an, um nach meinen Terminen zu fragen, und sagte, er würde wieder anrufen und eine Verabredung treffen. Aber das war natürlich vor...« Hazel schob eine große Gabel voll Kuchen und Eiscreme in den Mund.
    Wetzon betrachtete sie neidisch und stellte den eigenen Teller auf den Couchtisch neben ein dickes Buch über Künstlerinnen. Ihr war übel. »Ich glaube, der Mord an Teddy könnte etwas mit dem an Peepsie zu tun haben.«
    Hazels Hand mit dem Kuchenteller zitterte, und sie mußte die andere Hand zu Hilfe nehmen, um ihn zu halten. »Dann sind Sie davon überzeugt, daß Peepsie ermordet wurde? Das müssen Sie erklären. Warum meinen Sie, daß es einen Zusammenhang gibt?«
    Wetzon berichtete schnell die Ereignisse der vergangenen Woche.
    »Tja«, sagte Hazel nachdenklich, »Peepsie hatte wirklich eine Menge Aktien. Ihr Mann war im Vorstand so vieler verschiedener Aktiengesellschaften... ich bin sicher, daß das alles geklärt ist... sie hatte ja einen Rechtsanwalt... Ich bin so froh, daß Marion bald hier sein wird... Anfang nächster Woche, glaube ich...« Sie schaukelte langsam mit dem Stuhl hin und her und aß mit einem abwesenden Gesichtsausdruck das Törtchen.
    Carlos stieß Wetzon an und deutete auf Hazel.
    »Worüber denken Sie nach?« fragte Wetzon und stand auf. Dieser scharfe Verstand brütete etwas aus. Und Hazel hatte Wetzon s Frage noch nicht beantwortet, ob sie ihr ausgewichen war.
    Hazels klare blaue Augen richteten sich auf sie, und sie lächelte Wetzon und Carlos beruhigend an. »Entschuldigt, es war nichts. Ich

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