Ruhe Sanft
Sie mich noch einige Hintergrundinformationen besorgen. Denken Sie an Ihren Termin bei Loeb Dawkins um fünf Uhr heute nachmittag, 440 Lexington, neunter Stock, Jay Campo.«
»Bis später, Wetzon.«
Sie machte den Termin bei Jay Campo fest, dann wählte sie Dick Magundy bei Shearson.
»Er ist gut, Wetzon, aber ich weiß nicht, ob ich mich mit ihm befassen will. Er wird eine Menge Arbeit an sich ziehen, und er ist so ein Kandidat, der sich völlig verausgabt. Ich habe eine Menge Leute hier, die bei Konsortien mitmischen wollen. Er wird in meinem Büro nicht genug bekommen. Ich mache für ihn ein Treffen mit Matt Rogers fest, und vielleicht findet Matt ein anderes Büro für ihn, falls er ihn haben möchte.«
»Das ist fair.«
»Die andere Sache ist, daß er auf eine Ablösesumme aus ist, und wir kaufen keine Makler. Das wissen Sie ja.«
»Das ist mir klar. Ich hatte einfach gehofft, es wäre zwischen Ihnen beiden Liebe auf den ersten Blick.«
»Er muß es so sehen, daß es für ihn ein Aufstieg ist. Wir sind jetzt die beste Firma der Wall Street...«
Sie legte auf. Firmen, die keinen Abschlag auf die Hand zahlten, benutzten immer Wendungen wie »beruflicher Aufstieg« und »Wir möchten niemand, der nach einer Ablösesumme fragt« und »Wir kaufen keine Makler«. Und jede verdammte Firma, die sie vertrat, hielt sich jetzt für die beste der Wall Street. Sie tanzte vermutlich auf zu vielen Hochzeiten. Darüber mußte sie einmal mit Smith reden.
Sie rief Gary Greggs an, um zu hören, was er von Maurice Sanderson hielt. »Vergessen Sie es, Wetzon. Dieser Mann ist eine Antiquität. Schicken Sie mir Lebende, wenn Sie nichts dagegen haben.« Was sollte sie nun mit Maurice anfangen?
Sie holte ihr Kundenbuch vor und blätterte die Seiten durch. Unter Versch. Firmen hatte sie First Westchester Securities, 120 Broadway und die Telefonnummer eingetragen. Frank Willkie, ein Makler, den sie kannte, war dort vor kurzem Geschäftsführer geworden. Er suchte Makler. Vielleicht würde er Maurice nehmen.
Sie bekam Frank Willkie an den Apparat. »Hören Sie«, begann sie, nachdem die Höflichkeiten ausgetauscht waren, »ich habe da einen Makler, mit dem ich arbeite, den Sie kennenlernen sollten.«
»Okay.«
»Frank, er macht ständig Umsatz, aber er pendelt brutto so um hunderttausend.«
Frank stöhnte auf.
»Und er ist siebzig Jahre alt.«
»Du lieber Gott, Wetzon.«
»Sie würden eine gute Tat tun, und es würde Sie nichts kosten. Sie können an ihm verdienen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie könnten ihm einfach einen höheren Anteil geben — sagen wir fünfzig Prozent für sechs Monate...«
»Ha! Dazu wäre ich schon bereit, aber dann muß ich immer noch Sie bezahlen.«
»Okay.« Darauf war sie vorbereitet. »Was halten Sie davon, wenn Sie mir drei Prozent auf seine laufenden zwölf Monate geben und fünf Prozent auf die nächsten zwölf?«
»Kommt nicht in Frage. Seien wir ehrlich. Ich verliere bei dem Geschäft. Ein andermal.«
»Herrgott, Frank.« Sie dachte kurz nach. Smith würde sie umbringen. »Also gut, wie wäre es mit dreitausend auf die Hand und fünf Prozent, falls er über hundertfünfzigtausend im Jahr macht?«
»Wie wäre es mit zweitausend auf die Hand und fünf Prozent, wenn er über zweihunderttausend macht?«
»Ihr Angebot?«
»Das ist das äußerste, was ich tun kann.«
»Gut. Wann können Sie ihn empfangen?«
»Sofort. Nach Börsenschluß, heute, morgen. Nur warten Sie nicht zu lange, sonst ändere ich noch meine Meinung. Er soll mich anrufen, und ich mache direkt etwas mit ihm aus.«
Sie rief Sanderson an und gab ihm Frank Willkies Nummer. »Ich würde wirklich lieber zu einer Firma mit einem Namen gehen, Wetzon, wie Shearson oder Bache«, sagte Sanderson ohne Dankbarkeit.
»Man wird Sie nicht nehmen, Maurice. Ich sage Ihnen die Wahrheit. Ihre Produktion ist einfach zu gering. Zweihundert ist ihr Minimum, und Sie sind in ihren Augen schon zu lange im Geschäft, um nur zweihundert zu machen.« Es war ihr unangenehm, ihm reinen Wein einzuschenken, aber er mußte wissen, was für ein Klima herrschte, damit er die richtige Entscheidung treffen konnte. Sie brachte ihn so weit, daß er versprach, Frank Willkie anzurufen, und als sie auflegte, dachte sie, daß sie mit den kleinen Produzenten wesentlich mehr Arbeit hatte als mit den großen. Und falls Maurice Sanderson von First Westchester eingestellt werden sollte, würden sie und Smith vermutlich nie mehr als die zweitausend Dollar
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