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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Freundin.
    »Erinnerst du dich noch an mich?« fragte sie Mort Hornberg.
    »Wie könnte ich dich vergessen?« Er hatte fast kein Haar mehr auf dem Kopf und Tränensäcke unter den Augen, zum Teil von seiner kalifornischen Bräune verdeckt.
    Sie blieb stehen, um Joel Grey zu Jennifers Erfolg zu gratulieren. »Ist das nicht wunderbar, Wetzon?« sagte er und hielt kurz ihre Hand, bis ihn jemand wegzog.
    Mary Bryant sah gut aus, aber müde. Ruthie Mitchell schien mit den Jahren geschrumpft zu sein. Sie war als Inspizientin bei den Prince-Shows so furchteinflößend gewesen.
    »Flossie, schick wie immer.« Wetzon bückte sich, um einen Kuß auf das faltige Gesicht der Kostümbildnerin Florence Klotz zu drücken.
    »Wetzon, du siehst großartig aus! Was machst du denn jetzt?« Flossies Armbänder klingelten, als sie ihre Hand nahm.
    »Ich vermittle Personal, ich bin Headhunterin in der Wall Street.«
    Die Produzentin Liz McCann hatte es mitgehört und sagte: »Wetzon, du bist wirklich im richtigen Augenblick vom Theater weggegangen. Es macht einfach keinen Spaß mehr.«
    Sie spürte es. Sie war in der Glanzzeit dabeigewesen, und die war dahin, zumindest ihre Glanzzeit am Theater war gekommen und geschwunden.
    »Atención, atención!« rief Carlos und sprang auf einen Stuhl. »Wo wir jetzt alle ausreichend getankt haben.« Er schwankte, und Marshall Bart stützte ihn mit einer Hand am Rücken. »Das ist lieb, danke.« Carlos überblickte die exzentrisch gekleidete Menge der Theaterleute und winkte Wetzon unauffällig zu.
    »> Sing out, Louise <«, zitierte jemand laut aus Gypsy.
    »Danke, danke.«
    Jemand zwängte sich in die kleine Lücke neben Wetzon und stieß sie an. Sie blickte in das hagere, zerquälte Gesicht von Steve Sondheim. »Tag, Steve.«
    »Wetzon.« Sondheim nickte ihr zu. Sie war überrascht, daß er sich an sie erinnerte. Er sah leichenblaß aus unter seinem wirren Bart. Sie hatte gehört, daß er sich von einem Herzinfarkt vor einigen Jahren vollkommen erholt hatte.
    »Wir sind heute hier versammelt«, sagte Carlos von seinem Stuhl, »um unseren Freund Tommy Lawrence zu ehren. Keine hochtrabenden Worte.«
    »Wie wäre es mit einigen wenigen?«
    »In Ordnung«, sagte Carlos. »Einige wenige hochtrabende Worte. Au revoir, alter Freund. Tommy hätte dieser Kehraus gefallen...«
    »Er hatte einen großartigen Abgang!«
    »Okay, okay...« sagte Carlos. »Ist euch klar, daß jemand, der in diesem Moment eine Bombe in diesen Saal werfen würde, alles auslöschen würde, was dem Theater noch an kreativem Schwung geblieben ist?«
    »Amen!«
    »Kippen wir einen auf Tommy.« Carlos hob sein Weinglas an. Plötzlich fiel Stille über den Saal. »Eine Verbeugung vor dir, Tommy.« Jemand in Wetzons Nähe schniefte.
    »Auf Tommy.« Im ganzen Saal wurden Gläser erhoben. »Auf Tommy.«
    Dann begannen sie langsam, fast widerstrebend, sich zu verabschieden.
    »Ich bin ein bißchen betrunken, Häschen.« Carlos erdrückte sie fast mit seiner Umarmung. »Was meinst du? War es richtig? War es genug?«
    »Ja. Tommy hätte sich gefreut.« Sie ließ einen Arm um Carlos Taille. Er trug ein rotes Samtjackett über einem schwarzen Seidenhemd mit Stehbund. »Du siehst heute abend sehr elegant aus.«
    »Du auch. Donnerwetter, ist das ein Mantel. Geschenk von einem Kunden?«
    »Ein Kunde? Bist du verrückt? Nur zwei Kunden haben sich überhaupt jemals bei mir bedankt, seit wir die Firma haben.«
    »Von einem verliebten Polizisten vielleicht?«
    Wetzon schürzte die Lippen. »Möchtest du deine liebste Freundin loswerden? Nein, diesen Mantel habe ich mir selbst geschenkt. Jedenfalls hatte mein schwarzer Alpakamantel einen unglücklichen Unfall.« Sie fühlte sich niedergeschlagen, als sie das sagte.
    »Was hast du zum Abendessen geplant, Herzblatt?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Schnappen wir uns ein Taxi und fahren zu David K’s, Pekinghähnchen essen.«
    »Und ganz viel Bier.«
    Als sie auf dem Bürgersteig standen, blickte Wetzon die Straße auf und ab.
    »Dort ist ein Taxi.« Carlos winkte einem Wagen.
    »Nein, warte.« Wetzon entdeckte, wonach sie Ausschau gehalten hatte — Michael Stewarts Taxi mit dem zerbeulten rechten Kotflügel. »Das hier möchte ich.«
    Carlos sah sie mit einem Blick an, der besagte, die Dame hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber er stieg hinter ihr in das Taxi ein. »Mein Kleines hat sich aufs Mystische verlegt«, kommentierte er, während er es sich bequem machte.
    »David K’s an der

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