Ruhe Sanft
tapeziert.
»Katerina und Saskia kommen sofort zu Ihnen.« Margot öffnete die Türen zu zwei aneinandergrenzenden Zimmern. »Hier sind Bügel für Ihre Kleider. Sie können die Bademäntel anziehen und es sich bequem machen. Genießen Sie Ihre Kosmetikstunde.« Sie lächelte kühl und reserviert, ohne die Lippen zu öffnen.
Wetzon winkte Smith zu und betrat ein weißes Zimmer, leer bis auf einen großen weißen Ausziehstuhl, der nach hinten gekippt und zum Massagetisch umgewandelt werden konnte. Eine leichte Steppdecke in Pink und Grau lag auf der Fußstütze des Stuhls. An einer Wand standen Regale mit Glastüren, die ganze Reihen von Töpfchen und Flaschen enthielten. Eine kleine rosa getönte Kugel hing von der Decke.
Wetzon zog sich bis auf das Hemd und den Halbrock aus, hängte den Mantel und die Kleider ordentlich auf die Kleiderbügel und hüllte sich in den pink-grauen Bademantel. Das Zimmer war kühl. Sie zog die Stiefel aus und setzte sich bequem auf den Stuhl, dann zog sie die pink-graue Steppdecke über sich.
»Hallo, hallo!« Die Tür ging auf. »Ich sehe, Sie machen es sich gemütlich. Gut. Gut. Ich bin Saskia. Ich kümmere mich um Sie.« Saskia, eine Frau unbestimmbaren Alters, klein, mit Locken in unnatürlichem Kastanienbraun, die von einer Spange mit buntem Blumenmuster und Glitzersteinen gebändigt waren, sprach mit slawischen Akzent. Sie lächelte Wetzon durch glänzende rosa Lippen an, die schiefe gelbe Zähne entblößten. »Lehnen Sie sich zurück. Entspannen Sie sich.« Sie drückte ihre Hände fest an Wetzons Schultern, dann zog sie einen anliegenden Papierturban über Wetzons Haar. »Zuerst reinige ich das Gesicht.« Sie machte einen Kleenexbausch naß und drehte ihn gekonnt zu einem kühlen Schutz für Wetzons Augen, wobei sie den Stuhl nach hinten kippte und zur Liege machte.
Wetzon konnte hören, wie Flaschen geöffnet und verschlossen wurden. Saskias Hände flogen mit einer Cremeschicht, einem Entferner, einem Adstringens, einer neuen Cremeschicht und schließlich mit einer langsamen, sanften Massage über Wetzons Gesicht. Mit notgedrungen unter dem kühlen Schutz geschlossenen Augen und der warmen Creme, die von feenhaften Fingerspitzen in ihr Gesicht einmassiert wurde, spürte Wetzon ihren Körper abschalten und, tick, tick, tick, in tiefe Entspannung sinken. »Genießen Sie es, genießen Sie es.« Saskias weiche Stimme war beschwichtigend, hypnotisch. »Jetzt reinigen wir Poren.« Die Stimme kam von sehr weit her. Eine Tür wurde aufgeschlossen. Eine Tür wurde geöffnet. »Ich habe heißen, sehr heißen Kräutertopf. Ich lege Handtuch hierher.« Sie bedeckte Wetzons Kopf mit einem Badetuch. Die Hitze war wunderbar. Sie roch Lavendel- und Kamille-Essenzen. »Sie ruhen jetzt«, sagte Saskia. »Ich komme zurück in zehn Minuten. Sie schlafen.«
Durch die ruhige Lage auf dem Stuhl und den heißen Kräuterdampf döste Wetzon beinahe ein. Sie hörte verstärkt den eigenen Atem, und sie konnte das leise Gemurmel von Smith’ Stimme aus dem nächsten Zimmer hören. Was hatte Smith hier zu besprechen? Und wer wollte schon während einer Gesichtsbehandlung reden?
Eine Frau schluchzte leise. »Ich bitte Sie.«
Eine Stimme flüsterte: »Nein... gefährlich...« und fiel dann in eine Sprache, die nach Russisch klang.
»Die schicken mich zurück.« Wieder Weinen.
»Schsch. Meine Kundinnen...« Dann wieder Russisch in rauhem Geflüster.
Die Stimmen, eine Stimme ganz besonders — der Tonfall... Wetzon zwang sich, die Benommenheit abzuschütteln, und schob den Dampftopf mit den Kräutern beiseite. Sie schwang die Beine auf den grauen Teppich und ließ die kleine Steppdecke auf den Boden fallen. Als sie lauschte, konnte sie die Stimmen nicht mehr hören. Sie schlich zur Tür, öffnete sie und sah hinaus. Der Flur war leer. Sie trat aus dem Zimmer. Smith’ Zimmer war links. Sie wandte sich nach rechts. Sie kam zu einem offenen Raum, einer kleinen Küche. Auf dem Herd köchelten die Töpfe mit den heißen Kräutern und warteten darauf, mit ihrem Dampf Poren zu öffnen. Es war niemand da.
Eine große, rundliche Frau im grauen Laborkittel und mit gebleichtem blonden Haar bog um die Ecke und entdeckte Wetzon. »Oh, Sie sollten nicht hier sein. Gehören auf Zimmer. Welches Zimmer? Wer ist Ihre...«
»Saskia.« Wetzon wußte, daß sie in Bademantel und Turban und mit der Creme im Gesicht wie ein Gespenst aussah. Na ja, hier sahen alle so aus.
Die dicke Frau packte Wetzon fest am Arm und
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