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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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zu dem Plexiglasschreibtisch und zeigte Lois-Jane Lane seinen Ausweis. »Kann ich bitte die Chefin sprechen?«
    Die Frau starrte auf O’Melvanys Ausweis; ihr Gesicht wurde käsig. Sie stand auf. »Bitte warten Sie hier.« Sie eilte die Treppe hinauf und verschwand.
    »Wenn das nur keine Zeitverschwendung ist, Ms. Wetzon. Ich halte hier meinen Kopf hin.« O’Melvany sah sie finster an. »Glauben Sie das? Lois-Lane.« Er ging um den Schreibtisch herum und sah gleichgültig den Terminkalender durch, wobei er leise summte. »Du, du, da, du, du.« Von seiner Zigarette fiel Asche auf den grauen Teppich.
    Eine Frau in den Vierzigern mit schöner reiner Haut und schulterlangem kastanienbraunem Haar, die einen rosa Labormantel über einem Wollrock mit Blümchenmuster trug, kam mit einer aufgeregten Lois Lane im Schlepptau die Treppe herunter.
    »Ich bin Katerina Sakar. Mir gehört dieser Salon. Sie möchten mich sprechen?«
    »Sergeant O’Melvany. 19. Revier.« Er zeigte seinen Ausweis und steckte ihn wieder in die Innentasche.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie hier nicht rauchten.« Katerina nahm einen Papierbecher von dem Rolltisch aus Plexiglas, füllte ihn halb mit Wasser und hielt ihn O’Melvany hin. Der ließ den Zigarettenstummel in den Becher fallen, und sie übergab ihn Lois-Jane, die den Stein des Anstoßes die Treppe hinauftrug und wenig später mit leeren Händen zurückkam. »So, was kann ich für Sie tun, Sergeant?« Katerinas Lächeln zeichnete winzige Linien über ihr Gesicht. Sie war älter, als sie zunächst erschienen war.
    »Wir suchen eine Frau. Ida Tormenkov. Sie wurde vor kurzer Zeit hier gesehen.«
    Katerinas Lächeln erstarrte. Ihre Stimme veränderte sich jedoch nicht. »Ich kenne keine Ida Tormenkov«, sagte sie kategorisch.
    »Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber falls Sie sie doch kennen und sie hier ist, schlage ich vor, Sie bitten sie, sich freiwillig zu stellen.«
    »Warum? Was hat sie getan?«
    »Sie wird gesucht, weil sie zum Verhör in einem Mordfall...«
    Unabsichtlich schnappte Wetzon nach Luft. Katerinas Augen suchten die Quelle des Lautes, und sie und Wetzon fixierten einander für einen kurzen Moment. Also bezeichneten sie Peepsies Tod endlich als Mord.
    Smith wählte diesen Augenblick, um theatralisch, mit wehendem Nerz die Treppe herunterzukommen. »Liebe Katerina«, gurrte sie und platzte mitten hinein. Sie blinzelte in Richtung O’Melvany. »Und wer ist dieser reizende Herr?«
    O’Melvany schaute verdutzt drein, dann strahlte er, und Wetzon stöhnte im Geiste auf. Vor Smith’ verführerischem Charme war niemand sicher.
    »Ich kenne keine Ida Tormenkov, Sergeant«, wiederholte Katerina, ohne auf Smith zu achten.
    »Sergeant was? Ida wer?«
    Smith war verwirrt.
    »Ich kann einen Haussuchungsbefehl beschaffen, Ms. Sakar.« O’Melvany richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Katerina.
    »Was geht hier vor?« flüsterte Smith vernehmlich, indem sie sich neben Wetzon stellte.
    »Tun Sie, was Sie tun müssen, aber Sie werden diese Frau hier nicht finden.«
    O’Melvany zeigte mit einer Kopfbewegung auf Wetzon. »Diese Dame behauptet etwas anderes.«
    Katerinas kalter und wütender Blick fand Wetzon, Smith’ Blick ebenso. »Wetzon«, fuhr Smith auf, »warum demütigst du mich immerzu? Wie könnte ich nach diesem Auftritt jemals wieder hierherkommen?«
    Wetzon spürte, daß sie rot wurde. Hatte sie sich etwa geirrt? War sie bloß eingeschlafen und hatte das alles geträumt? Hatten die russischen Klänge nur eine Erinnerung ausgelöst?
    »Ich kann nichts für Sie tun, Officer.« Katerina wich keinen Schritt.
    »Ich schlage vor, Sie teilen Ms. Tormenkov mit, sie möge sich stellen. Sollte sie unschuldig sein, ist ihr Leben in Gefahr.« O’Melvany hielt Katerina seine Karte unter die Nase, die sich weigerte, sie anzunehmen. Mit einem Schulterzucken ließ er sie auf den Plexiglastisch vor Lois-Jane Lane fallen.
    »Sie kann mich unter dieser Nummer vertraulich anrufen.«
    »Tut mir leid, Sergeant«, sagte Wetzon, als sie, Smith und O’Melvany aus dem Aufzug in die Halle der Galerie auf Straßenebene traten. Smith kochte vor Wut. Wetzon konnte sich fast vorstellen, daß Dampf aus ihren Ohren drang.
    O’Melvany salutierte beiden und ging hinaus auf den Bürgersteig. Wetzon folgte ihm zu einem bei einem Hydranten geparkten Streifenwagen, an dessen Steuer ein uniformierter Polizist saß. O’Melvany beugte sich ungeschickt vor und sprach durch das heruntergekurbelte Fenster mit dem

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