Ruhe Sanft
die jungen Makler hielten sich im allgemeinen daran, weil das Geschäft mit diesen Produkten größer war. Die älteren Makler hielten sich an das Geschäft mit Aktien und Anleihen und versuchten, ihre Kunden wirklich gut zu beraten.
Wetzon hatte Achtung vor diesen älteren Maklern. Sie betrachteten ihre Tätigkeit als Berufung. Sie waren nicht auf Reibach aus.
Eigenartig, wie sie immer wieder auf das Altwerden zurückkam. Hazel, Peepsie Cunningham, Maurice San-derson, sogar dieser falsche Fuffziger Peter Tormenkov hatten darauf angespielt. Teddy Lanzmans Fernsehserie über alte Menschen. Moment. Sie sah auf die Uhr. Halb vier. Die Telefone waren sehr still geworden. Sie öffnete die Tür zum Vorzimmer.
»Was tut sich?« fragte sie.
»Wegen des Schneesturms gehen alle früher weg«, antwortete B. B.
»Weißt du, was...«
Harold kam aus seinem Kabuff und stand in der Tür.
»Wir warten bis um vier und machen dann auch dicht. Sag mir nur Bescheid, wann du gehst.« Wetzon ging wieder in ihr Büro und schloß die Tür.
In ihrem Adreßbuch fand sie Teddy Lanzmans Telefonnummer.
Die Sprechanlage summte.
»Howie Minton auf neun-null«, sagte B. B.
Sie nahm am ersten Apparat ab. »Tag, Howie, Sie sollten auf dem Heimweg sein. Auf Long Island muß es chaotisch aussehen.«
»Ich bin schon so gut wie weg. Wollte nur wissen, was Sie von Peter Tormenkov halten.«
»Na ja, Howie...« Wetzon machte eine Pause. Solche Situationen waren vom Berufsethos her betrachtet problematisch. Howie hatte Peter empfohlen, aber was Peter ihr berichtet hatte, war vertraulich. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Er schien nicht bereit zu sein, überhaupt zu wechseln.«
»Wetzon, beste Freundin, sagen Sie nicht, daß er Ihnen auch mit diesem Scheiß — Entschuldigung — über das FBI gekommen ist.«
»Was reden Sie da, Howie?« fragte sie vorsichtig.
»Sie sind eine anständige Frau, Wetzon, und ich halte Sie für eine gute Freundin, also können Sie offen mit mir reden. Aus dem, was Sie nicht sagen, kann ich schließen, was der Mistkerl Ihnen aufgetischt hat.« Howie hatte seine übliche salbungsvolle Art abgelegt. »Peter arbeitet mit zwielichtigen Typen. Es gibt kein FBI, aber es wäre leicht möglich, und er muß da herauskommen, bevor die Kacke am Dampfen ist, nochmals Entschuldigung.«
»Howie, was es auch in Wahrheit ist, vielleicht hat er ein Problem mit der Börsenaufsicht...«
»Wetzon, glauben Sie mir, würde ich Ihnen etwas vorlügen? Peter ist in Ordnung. Ich werde mit ihm reden Und ihm den Kopf zurechtsetzen. Dann können Sie ihn am Montag anrufen — mit Ihrer ganzen Überzeugungskraft. Sagen Sie, Sie tun’s für mich, damit ich heute abend möglichst schnell hier wegkomme.«
»Geht klar, Howie, ich probiere es. Hoffentlich wird Ihre Heimfahrt nicht so schlimm.«
»Alles Gute, Wetzon.«
Sie saß nachdenklich da, spielte mit dem Kugelschreiber, kritzelte Figuren. Howie hatte vermutlich recht. Andererseits war nichts, was sie in der Wall Street schon erlebt hatte, zu weit hergeholt. Alles konnte wahr sein.
Sie nahm das Telefon ab und wählte.
»Hier ist Kanal acht, das Programm für die Empire City im Empire State.«
»Ted Lanzman bitte.«
»Wer spricht da?«
»Leslie Wetzon.«
»Bleiben Sie bitte einen Moment am Apparat.«
Während Wetzon Bach vom Band hörte, hakte sie die Telefonate ab, die sie nach ihrer täglichen Liste erledigt hatte. Diejenigen, die sie nicht erreicht hatte, übertrug sie auf die Liste für den Montag. Nach dem Gespräch mit Teddy wollte sie Kevin De Haven anrufen, der vermutlich den Vier-Uhr-Termin gern absagen würde, was ihr nur recht wäre.
»Na, so was«, rief Teddy Lanzman. »Das freut mich aber, Fremde. Wie geht es dir?«
»Prima, Teddy. Wie es dir geht, weiß ich, weil ich dich ständig in der Kiste sehe...«
»Mir geht’s noch besser. Ich bekomme meine eigene halbe Stunde, die ich selbst schreibe und produziere. Und du hast mich gerade noch erwischt. Ich bin in ein paar Minuten auf dem Weg nach Detroit, falls sie vom Kennedy heute abend noch fliegen. Ich hole mir einen Preis für Featuresendungen ab, für meine Serie über die Heimkinder.«
»Das ist wunderbar, Teddy, herzlichen Glückwunsch. Ich habe den größten Teil gesehen. Das ging an die Nieren.«
»Weißt du, Wetzi, obwohl wir uns nicht oft sehen, bist du für mich eine meiner wirklichen Freundinnen. Hast du überhaupt meine Nachricht erhalten, als der Makler ermordet wurde?«
»Ja, habe ich, und es
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