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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Park zur 86. Street nahe der Amsterdam fahren würde. Der Zähler zeigte schon fast neun Dollar an.
    »Alles klar«, sagte die Frau freundlich. »Was halten Sie davon, wenn ich die Uhr abschalte und wir uns auf zwanzig Dollar alles in allem einigen?«
    »Prima.« Wetzon öffnete die Tür und trat prompt in eine Schneewehe.
    Die Fahrerin streckte den Kopf heraus. »Aber machen Sie schnell. Ich will hier nicht die ganze Nacht festsitzen.« Sie klappte den Hebel hoch und schaltete den Zähler ab.
    Hazel kam in einem gesteppten rosa Morgenmantel, der mit rosa Blüten bedruckt war, und einer rosa Haube mit Rüschchen an die Tür. Sie hatte ein Paar Eßstäbchen in der Hand.
    »Leslie, Sie hätten nicht kommen sollen. Bei diesem scheußlichen Wetter.« Hazels Augen strahlten, und auf ihren Wangen brannten zwei runde rosige Flecken. Sie machte einen äußerst zufriedenen Eindruck.
    »Hazel, was haben Sie vor?«
    »Ihr Silvestri hat mir eine Reispfanne mit Shrimps gekauft, nachdem wir mit O’Melvany gesprochen hatten, und dann brachte er mich nach Hause. Er wußte genau, wie man mich glücklich macht.«
    »Er ist nicht mein Silvestri«, sagte Wetzon automatisch und dachte, daß Hazel wie ein kleines Mädchen der Jahrhundertwende aussah.
    »Na, dann müssen wir daran arbeiten«, meinte Hazel vergnügt. »Aber im Moment möchte ich, daß Sie nach Hause gehen, und ich begebe mich mit meinem Shrimpsreis und Woody Allen ins Bett.«
    »Woody Allen?«
    » Der Schläfer läuft heute abend im Fernsehen.«
    Zufrieden, daß es Hazel beträchtlich besserging, saß Wetzon kurz darauf wieder im Taxi.
    »Ist die Querstraße offen?« fragte Wetzon, während sie das beschlagene Fenster abrieb und sich anstrengte hinauszusehen. Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Barry Stark ermordet worden war, als sie und Silvestri auf der Querstraße gestoppt worden waren und jemand Silvestri angeschossen hatte.
    Die Fahrerin brummte etwas, und das Taxi bog in die Querverbindung der 86. Street durch den Central Park ein, die Manhattans East Side und West Side verband. Hier konnte die kurvenreiche, ansteigende und abfallende Straße, die an manchen Stellen als Unterführung verlief, tückisch glatt sein. Die Fahrerin beugte sich über das Lenkrad und wischte mit dem Handschuh Feuchtigkeit von der Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer ruckten träge und wenig wirkungsvoll hin und her. Zweimal, als der Verkehr stockte, stieg die Frau aus und reinigte die Wischblätter.
    Als sie vor ihrem Apartmenthaus ankamen, reichte Wetzon der Frau einen Zwanzig-Dollar-Schein. »Danke für die sichere Fahrt«, sagte sie. »Sie fahren prima.«
    Die Frau tippte an den Schirm der Baseballkappe. Die Augen, in die Wetzon kurz sah, waren pfiffig. »Ich bin Judy Blue, und wenn Sie wieder mal ein Taxi brauchen, rufen Sie mich an.« Sie hielt ihr eine blaue Geschäftskarte hin, die Wetzon in die Manteltasche steckte.
    »Vielen Dank, Judy Blue.«
    Sie sang »Leise rieselt der Schnee...« verhalten vor sich hin, während sie den Schlüssel suchte und den Schnee auf der Fußmatte von den Stiefeln abtrat. Es brauchte nicht viel, damit sie sich gut fühlte. Hazel, die soviel besser aussah, Silvestri...
    Ihre Tür flog auf, als sie gerade den Schlüssel ins Schloß stecken wollte.
    »Junge, bin ich froh, dich zu sehen, Kleine«, rief Carlos, zog sie an sich und drückte sie fest.
    Sie ließ die Einkaufstasche fallen, und sie tanzten zusammen in einer improvisierten Fred-und-Ginger-Nummer durch die Diele und schrammten haarscharf an der weißen Bank und dem Messingschemel vorbei. Schließlich landeten sie in Wetzons schwarzen Mantel verheddert auf dem Boden und lachten.
    »Du bist so was von verrückt«, schimpfte sie. »Was soll ich bloß mit dir machen.«
    »Bleib bei mir, und ich verspreche dir, wir werden ewig jung bleiben«, sagte Carlos ganz ernst.
    »Du wirst immer jung sein, lieber Mann«, sagte Wetzon. »Aber ich, au contraire, werde rapide alt.«
    Sie stand auf und half ihm auf die Beine. Er nahm ihren Mantel und hängte ihn in den Flurschrank.
    »Was rieche ich denn da?« fragte sie, während sie an der Wand lehnte, um die Stiefel auszuziehen. Sie stellte sie auf die Matte vor der Tür. »Heißen Kakao?«
    »So ist es. Für dich ganz frisch bereitet. Obwohl du nicht den Anstand hattest, meinen Anruf zu beantworten.«
    »Mm, lecker.« Sie leckte sich die Lippen und folgte ihm in die Küche. »Wie ich dich vermißt habe, Carlos.«
    »Na, das sieht man«, erwiderte Carlos

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