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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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ihr Training.
    »...ihr sehr gut gefallen.«
    »Wetzon, du hörst nicht zu.«
    »Doch... bestimmt.« Sie drehte sich nach rechts, dehnte den Rücken.
    »Ich spreche die ganze Zeit von Arleen Grossman.«
    »Ja, klar. Nette Frau.« Sie nahm das Telefon in die andere Hand und drehte sich nach links. Sollte sie Smith von der Einladung zum Essen am Montag erzählen? »Der Bruder ist allerdings ein verrückter Typ.«
    »John? Hm, kann schon sein. Ich glaube, er ist ein bißchen zurückgeblieben, und die gute Arleen läßt ihn dies und jenes für sie erledigen.«
    »Zurückgeblieben? Mir ist er nicht zurückgeblieben vorgekommen.«
    Smith senkte die Stimme, als wäre sie nicht allein. »Wetzon, ich würde mich wirklich freuen, wenn du dich nicht zu dick mit Arleen anfreunden würdest. Schließlich ist sie meine Freundin.«
    Und ich habe sie zuerst gesehen? »Keine Angst«, sagte Wetzon sofort. »Ich glaube wirklich nicht...«
    »Ich habe keine Angst. Wie kommst du bloß darauf, Wetzon. Warum sollte ich Angst haben?« Die Worte sprudelten nur so aus Smith heraus. »Du und Arleen, ihr habt schließlich so wenig miteinander gemein.«
    Himmel, was für eine Bevormundung. »Smith, mein Mittagessen steht auf dem Herd. Ich muß jetzt wirklich...«
    »Warte, Zuckerstück, leg nicht auf.« Smith’ Stimme fiel wieder in die alte Tonart zurück. »Ich wollte dir noch sagen, was ich heute morgen für dich in den Karten gesehen habe.«
    Wetzon wackelte mit den Hüften wie eine Stripperin, bloß ohne zu strippen. »Ja?« Smith und ihre blöden Karten.
    »Gehst du heute abend irgendwohin aus, Schatz?«
    »Du machst Witze! Bei diesem Wetter?« Wetzon schaute aus dem Fenster. Nichts als weiß. »Da müßte ich verrückt sein. Und wohin sollte ich gehen? Nichts fährt, nichts ist offen.«
    Smith war streng. »Ich mache keinen Spaß, wenn es um die Karten geht. Das weißt du. Die Karten sagen, daß du heute einen dunklen Mann triffst und daß er Tod bringt.«

Die einzigenzu Fuß begehbaren Gegenden waren die Straßen, die laufend vom Schneepflug geräumt und mit Sand gestreut worden waren, und an diese hielt sie sich jetzt. Wetzon hatte zugesagt, Teddy Lanzman bei Ernie’s, einem lauten Schickimicki-Restaurant Ecke Broadway und 75. Street, zu treffen.
    Von Kopf bis Fuß vermummt, einen Schal über der zuverlässigen Baskenmütze und noch einen um den Hals, kam sich Wetzon wie Nanook der Eskimo vor. Sie hatte einen Schirm aufgespannt, von dem sie alle paar Schritte den Schnee schütteln mußte. Zum Glück war der starke Nordwestwind abgeflaut.
    Nur zwei Personen standen an den Geldautomaten der Citibank Ecke 86. und Broadway nach Bargeld an. Normalerweise reichte die Schlange bis auf die Straße hinaus. Ansonsten keine Autos und wenige Fußgänger, nur die gute alte verrückte Leslie Wetzon.
    Sie und Teddy Lanzman kannten sich schon eine Ewigkeit. Es hatte einmal durchaus ein gegenseitiges Interesse bestanden, aber es war nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Sie war entweder für keinen Mann da oder für einen einzigen, und sie wollte ihr Verhältnis mit Silvestri nicht trüben.
    Die Mitte ihres Schirms drückte sich nach innen durch Sie schwenkte ihn nach unten, klappte ihn schnell auf und zu, um den Schnee abzuschütteln. Zwei Skiläufer, die Langlauf auf dem Broadway machten, riefen ihr gedämpfte Grüße zu, als sie sie rechts überholten. Sie waren so eingemummelt, daß Wetzon nicht erkennen konnte, ob sie männlich oder weiblich oder je eines davon waren.
    Sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß sie, wenn sie weiterginge, in eine andere Epoche eintreten würde. Die Jahrhundertwende vielleicht. Wenn man von den Straßenlampen und den sporadischen Schneepflügen absah, war die Stadt in ein unheimliches gelblich graues Licht getaucht. Unter der Straßenlampe bei ZMbar’s schüttelte sie wieder ihren Schirm aus. Im Schaufenster stand ein großer gehämmerter kupferner Suppentopf, beinahe schon ein Kessel. Auf einem weißen Pappschild stand handgeschrieben in schwarzer Tinte: »Dieser Topf wurde eigens für ein prominentes Paar angefertigt, aber es ist auseinandergegangen. Sein Verlust ist Ihr Gewinn.« Sie mußte lachen. Wer mochte das wohl gewesen sein? Die West Side war voll von prominenten Paaren. Was das betraf, war ganz New York voll von prominenten Paaren in verschiedenen Stadien des Zusammenkommens und Auseinandergehens.
    Als sie bei Ernie’s ankam, hatte es aufgehört zu schneien.
    Teddy stand an der Bar und unterhielt sich

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