Ruhe Sanft
Sie vielleicht vergessen haben zu erwähnen?«
»Unser Häschen nicht. Sie hat ein Gedächtnis wie eine Stahlfalle.« Carlos sah sie mit vielsagend hochgezogenen Brauen an.
»Sei still, Carlos.« Sie wurde langsam ein wenig gereizt, weil sie ihnen so ausgeliefert war. »Ja, Arthur. Dieser Knopf. Die Polizei fand einen goldenen Blazerknopf. Sie fragten mich danach. Er gehörte nicht mir.«
Arthur nahm einen letzten Schluck Kaffee. »Ich bekomme den Polizeibericht, aber ich denke, vorerst können Sie beruhigt sein. Wenn Ihre Fingerabdrücke nur auf dem Schalldämpfer und nicht auf der Pistole waren, ist es unwahrscheinlich, daß man das vor Gericht...«
»Was ist mit dem Paraffintest? Beweist der nicht, daß ich die Pistole nicht abgefeuert habe?«
»Du hast den Schalldämpfer angefaßt«, sagte Silvestri.
»Verdammt, er war mein Freund«, rief Wetzon gequält aus. »Und vielleicht war es etwas, was er für mich herausgefunden hatte, was ihn das Leben gekostet hat. Was könnte er erfahren haben, das jemand dazu veranlaßte, ihn zu töten?« Sie mußte ins Büro fahren und versuchen, Peter Tormenkov aufzutreiben.
»Ich würde keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er war Rechercheur und Reporter.« Arthur packte die Notizen in seine Aktentasche und nahm Wetzons Hand. »Es braucht überhaupt nichts mit Mrs. Cunninghams Tod zu tun zu haben, aber ich meine, Sie sollten Schutz bekommen.« Er sah Silvestri an. »Was halten Sie davon, Silvestri?«
»Ich brauche keinen...« wollte Wetzon protestieren.
»Einverstanden«, fiel Silvestri ihr ins Wort. Sein Mädchen wieder? Hat sein Mädchen überhaupt mitzureden? Sie glühte vor Zorn, bestimmt würde sie, wenn sie aufstand, ein rundes Brandloch im Polster zurücklassen.
»Gut, da bin ich erleichtert.« Carlos sprang auf und ging an den Flurschrank, um Arthur den Tweedmantel zu reichen und selbst in seinen knöchellangen, weiß-rehbraunen Luchs zu schlüpfen.
Wetzon saß auf dem Sofa und sah Silvestri und Margolies in ihrer Diele die Köpfe zusammenstecken. »Ihr tut alle so, als könnte ich nicht selbst auf mich aufpassen.«
»Kannst du auch nicht.« Carlos kam um den Couchtisch herum und setzte sich neben sie. »Das ist ernst, Häschen. Hör auf sie, nur dieses eine Mal.« Er drückte sie an seinen Pelz.
»Ich mag Arthur, Carlos.«
»Das ist gut. Ich habe ihm vorher gesagt, du würdest ihn mögen.«
»Wirklich? Du bist furchtbar!« Sie war plötzlich deprimiert. »Ich glaube, er hält mich für bescheuert.«
»Das bist du.« Carlos küßte sie auf die Stirn. »Aber Carlos liebt dich trotzdem. Und so ungern ich es sage, aber ich glaube, Silvestri vielleicht auch.«
»Ach ja? Zeigen tut er’s jedenfalls nicht.«
»Carlos! Ich fahre in die Stadt runter«, rief Arthur von der Tür. Er schlang einen schwarz-grauen Pepitaschal um den Hals und schüttelte Silvestri die Hand.
»Warte, ich komme mit.« Carlos ging zur Tür und zog Wetzon hinter sich her. »Der Gedenkgottesdienst ist nächsten Dienstag um halb sechs, Häschen, bei Sardi’s im Belasco-Raum.«
»Ich werde dort sein.« Sie gab Arthur die Hand. »Danke.«
»Ich melde mich«, sagte Arthur. »Halten Sie sich etwas zurück.«
Als sie die Tür schloß* sah sie, daß Silvestri telefonierte. Er wandte ihr den Rücken zu. Sie entdeckte die Times und das Journal auf dem Boden neben dem Schirmständer. Carlos mußte sie hereingeholt haben. Teddys Bild war auf der Titelseite der Times. Dieser ausführliche Bericht hätte ihm gefallen. Sie seufzte.
Zieh dich an und geh zur Arbeit, sagte sie sich und trieb sich ins Schlafzimmer. Schwarzes Wollkreppkostüm heute, violett und cremefarben gemusterte Seidenbluse. Sie konnte Silvestris Stimme leise aus dem Eßzimmer hören, während sie sich anzog. Peter Tormenkov, Peter Tormenkov summte es zu einem Tangorhythmus in ihrem Kopf.
Sie hatte gerade ihr Haar zu dem Knoten aufgesteckt und stand vor dem Make-up-Spiegel im Bad mit dem Mascarapinsel in der Hand, als Silvestri fluchend und unter Zeitungsgeraschel durch den Flur gestürzt kam.
Sie strahlte ihn mit ihrem freundlichsten Lächeln an. Er sah aus wie eine Gewitterwolke.
»Weißt du davon was?« Er schwenkte eine zusammengefaltete Zeitung vor ihrem Gesicht.
»Was ist denn mit dir los, Silvestri?« Er hatte Grund gehabt, wütend auf sie zu sein, aber das war zuviel.
»Ein Makler ist ermordet worden.« Er deutete auf etwas in der Zeitung und trommelte mit dem Finger auf das papier.
»Ach, hör auf.« Sie sah in den
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