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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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alles versprochen. Sie drehte die Dusche auf und stellte sich unter das heiße Wasser, das sie wie einen Wasserfall auf sich prasseln ließ. Etwas fehlte ihr. Etwas, das Peepsie, Ida, Teddy und Peter Tormenkov verband. Vielleicht konnte sie Peter dazu bringen, ihr zu sagen, was er Teddy erzählt hatte. Scheiße, womöglich war es das, was Teddy das Leben gekostet hatte. Sie spülte den Schaum aus ihrem Haar, drehte dann das heiße Wasser zu und setzte sich einem abschließenden schockierend eisigen Guß aus.
    Sie fühlte sich sauber und wie neugeboren, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden und in den weißen Frotteebademantel gehüllt. Nun war sie gegen alles gewappnet, was sich ihr in den Weg stellen mochte.
    »Häschen, du machst Sachen.« Carlos trug eine große duftende Kanne Kaffee ins Wohnzimmer, als sie über den Flur kam. »Du schaffst es immer, genau da zu sein, wo etwas passiert.« Sie folgte ihm, während er die Kaffeekanne auf einen Untersetzer auf der Glasplatte der alten Seiltrommel stellte, die ihr als Couchtisch diente. Die Becher standen schon dort. Er drehte sich nach ihr um. In seinen schönen dunklen Augen mit den langen Wimpern lag ein Anflug von Traurigkeit. »Laß dich umarmen. Alles in Ordnung? Daß dir nur nichts zustößt.« Sie hielten sich einen Moment fest und ließen sich dann los.
    Silvestri lehnte mit den Händen in den Hosentaschen an der Trennwand aus Büchern und beobachtete sie.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie mit einem dicken Kloß im Hals.
    »Prima! Das wollte ich hören.« Carlos nahm sie bei den Schultern und drehte sie um. »Das ist Arthur.«
    Er steuerte sie zum Sofa und setzte sie neben einen schlanken gutgekleideten Mann von etwa fünfzig Jahren, mit dickem drahtigem eisengrauem Haar und Vollbart. Der feine Giencheck seines dunkelgrauen Anzugs paßte genau, wo die Ärmel an den Schultern eingepaßt waren und an der Brusttasche, so daß es wie ein durchgängiges Muster aussah. Ein sehr teures, handgearbeitetes Stück. Er sah Wetzon mit ernsten, aber freundlichen braunen Augen hinter einer Hornbrille an. Arthur Margolies hatte Würde und Stil — und sie mochte ihn.
    »Und, Kleines?« Carlos las wieder einmal ihre Gedanken.
    Sie grinste ihn an. »Glänzend bestanden.«
    »Gut, da das geregelt ist, können wir zur Sache kommen.« Er goß Kaffee in die Becher und reichte sie weiter.
    Arthur Margolies strich sich über den Bart und zog einen goldenen Federhalter aus der Innentasche und einen gelben Notizblock aus der weichen Lederaktentasche, die zwischen ihm und Wetzon auf dem Sofa lag. »Als Ihr Anwalt muß ich Ihnen sagen, daß ich meine, Sergeant Silvestri sollte nicht anwesend sein, wenn wir uns unterhalten. Was Sie mir sagen, ist durch das Anwalt-Klient-Verhältnis geschützt. Aber Sergeant Silvestri ist moralisch verpflichtet, weiterzugeben, was er hört, wenn er meint, das Gesetz sei gebrochen worden.«
    Entsetzt sah Wetzon zu Silvestri hinüber, der keine Regung zeigte. »Ich verstehe, was Sie sagen, aber ich habe keine Gesetze gebrochen, und ich möchte ihn dabeihaben.« Außerdem, war sie nicht seine Freundin? Das hatte er gesagt, und in diesem Augenblick wünschte sie, brauchte sie, daß er es sagte. Aber sie gehörte niemandem. Sie war ihr eigener Herr, und ein Teil von ihr verübelte Silvestri seine besitzergreifende Erklärung, und der andere Teil fühlte sich dadurch geborgen.
    »Also gut, wie wäre es dann, wenn Sie mir alles von Anfang an erzählten?« Arthur hatte eine angenehme ruhige Stimme mit einem leichten New Yorker Tonfall.
    »Okay.« Sie sah zu Silvestri hinüber. Er starrte über den Kaffeebecher, den er an die Lippen hielt, zu ihr zurück. Sie atmete tief durch. Er würde sie umbringen, wenn er die ganze Geschichte hörte.
    Arthur räusperte sich höflich. Carlos machte dirigierende Handbewegungen, als hielte er einen Taktstock. Sie ließ alle warten, während sie versuchte, das Rätsel des modernen Mannes und der modernen Frau zu lösen.
    Sie begann bei Peepsie Cunningham, erwähnte Ida, hielt inne, als sie zu Peter Tormenkov kam, und starrte nachdenklich in ihren Kaffee.
    »Alles, Les, und wenn du gerade dabei bist, dann sei auch so freundlich und erkläre die Male an deinem Hals.« Silvestri löste sich vom Bücherregal und setzte sich auf den Stuhl mit der hohen Sprossenlehne. Sie sah seine Pistole im Halfter, als er sein Jackett zurechtrückte. Erschrocken griff sie mit der Hand zum Hals, als wolle sie den Beweis verbergen. »Keine

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