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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vampir ist eine Welt, in der alle Artgenossen getötet worden sind und niemand mehr ernsthaft an Vampire glaubt. Die natürliche Kooperationsbereitschaft von Vampiren läßt sich mit der von Haien vergleichen.
    Mit Vampyren verhält es sich ebenso. Der einzige Unterschied ist, daß sie nicht schreiben können.
Der Rest des Clans eilte durch die Festung und näherte sich einer Tür, die aus irgendeinem Grund einen Spalt offenstand.
    Die ersten beiden Vampire, die durch die Tür stürmten, lernten den Inhalt eines bestimmten Eimers kennen. Er enthielt einen Cocktail aus Wasser, das von Offlers Ritter gesegnet worden war, einem Hohenpriester von Io und einem Mann von so allgemeiner Heiligkeit, daß er sich siebzig Jahre lang weder gewaschen noch die Haare geschnitten hatte. Die beiden Opfer gehörten nicht zur Familie des Grafen, die sich inzwischen in einem anderen Turm aufhielt. Welchen Sinn hatten Untergebene, wenn man ihnen bei verdächtigen Türen nicht den Vortritt ließ?
    »Wie kannst du nur so…«, begann Lacrimosa und schwieg verblüfft, als sie eine Ohrfeige von ihrem Vater bekam.
    »Wir müssen Ruhe bewahren«, sagte der Graf. »Es besteht kein Grund zur Panik.«
»Du hast mich geschlagen !«
    »Und es hat mir ziemliche Genugtuung bereitet«, meinte der Graf. »Sorgfältiges Überlegen wird uns retten. Nur so überleben wir.«
    »Es klappt nicht!« brachte Lacrimosa hervor. »Ich bin ein Vampir ! Ich sollte mich nach Blut sehnen! Statt dessen denke ich dauernd an eine Tasse Tee mit drei Zuckerstückchen, was auch immer das sein mag! Die Alte stellt irgend etwas mit uns an, begreifst du das denn nicht?«
    »Ausgeschlossen«, erwiderte der Graf. »Für einen Menschen ist sie sehr gerissen, aber ich sehe keine Möglichkeit, wie sie in deinen oder meinen Kopf geraten könnte…«
    »Du sprichst sogar wie sie!« rief Lacrimosa.
»Sei energisch und entschlossen, Schatz«, sagte der Graf. »Denk immer daran: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.«
    »Und was uns umbringt, beschert uns den Tod !« knurrte Lacrimosa. »Du hast gesehen, was mit den anderen passiert ist! Und du hast dir die Finger verbrannt!«
    »Weil meine Konzentration vorübergehend nachließ«, sagte der Graf. »Die alte Hexe ist keine Gefahr für uns. Inzwischen ist sie selbst ein Vampir und wird uns gehorchen. Sie sieht die Welt jetzt aus einer ganz anderen Perspektive…«
    »Bist du übergeschnappt? Jemand hat Kryptopher getötet.« »Weil er sich hat Angst einjagen lassen.«
    Der Rest der Familie sah den Grafen an. Vlad und Lacrimosa wechselten einen Blick.
    »Ich bin sehr zuversichtlich«, sagte der Graf. Sein Lächeln wirkte wie eine Todesmaske, wächsern und auf eine beunruhigende Weise friedlich. »Mein Bewußtsein ist wie ein Fels. Meine Nerven sind wie Drahtseile. Ein Vampir, der von seinem – oder ihrem – Verstand Gebrauch macht, ist unschlagbar. Das habe ich euch doch gelehrt, nicht wahr? Was ist das ?«
    Die Hand des Grafen kam plötzlich aus der Tasche hervor und hielt ein kleines, weißes Stück Pappe hoch.
    »Ach, Vater, dies ist wohl kaum der geeignete Zeitpunkt, um…« Lacrimosa erstarrte und hob dann ruckartig den Arm vors Gesicht. »Steck es weg! Steck es weg! Es ist das Achatene Chlong des Schicksals!«
    »Stimmt. Und es besteht nur aus drei geraden Linien und zwei gewölbten, die so angeordnet sind, daß sie…«
    »… es wäre mir völlig unbekannt gewesen, wenn du mir nicht davon erzählt hättest, du alter Narr!« kreischte das Mädchen und wich zurück.
Der Graf sah seinen Sohn an.
    » Dir macht es bestimmt nichts…«, begann er. Vlad sprang zurück und hob eine Hand vor die Augen.
»Es schmerzt !« rief er.
»Meine Güte, offenbar habt ihr beide nicht ausreichend geübt…« Der Graf drehte das Pappstück, um selbst einen Blick darauf zu werfen. Eine Sekunde später verdrehte er die Augen und versuchte sich abzuwenden.
    »Was hast du uns nur angetan!« heulte Lacrimosa. »Du hast uns beigebracht, Hunderte von religiösen Symbolen zu erkennen! Sie sind überall! Jede Religion hat ihre eigenen! Du hast uns das gelehrt, du dummer Mistkerl! Linien und Kreuze und Kreise… Oh…« Sie bemerkte die steinerne Wand hinter ihrem Bruder und schauderte. »Wohin ich auch blicke – überall sehe ich etwas Heiliges! Du hast uns beigebracht, Muster zu erkennen!« fauchte die junge Vampirin und bleckte die Zähne.
    »Bald beginnt die Morgendämmerung«, sagte die Gräfin nervös. »Könnte sie uns Schmerzen

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