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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wir jenen Ort verlassen haben, Fräulein Nitt. Die Werwölfe… meine Güte, die Werwölfe… Großartige Leute, kein Zweifel, und der Baron hat natürlich einen gewissen groben Stil, aber eigentlich läuft es nur auf eins hinaus: Gib ihnen eine gute Hirschjagd, einen warmen Platz am Kamin und einen großen Knochen – dann ist ihnen der Rest der Welt völlig schnuppe. Wir haben uns alle Mühe gegeben, ja, das haben wir wirklich. Vater hat mit aller Kraft versucht, uns ins Jahrhundert des Flughunds zu bringen…«
    »Es ist fast vorbei«, warf Agnes ein.
    »Vielleicht ist er deshalb so eifrig«, vermutete Vlad. »Jener Ort steckt voller…Überbleibsel. Ich meine… Zentauren? Ich bitte dich! Es ist nicht richtig, daß sie noch immer existieren. Sie sind einfach fehl am Platz. Und ehrlich gesagt: Mit den niederen Spezies steht’s ebenso schlimm. Trolle sind dumm, Zwerge verschlagen, Kobolde böse – und Gnome bleiben zwischen den Zähnen stecken. Es wird Zeit, daß sie verschwinden, für immer. Wir setzen große Hoffnungen auf Lancre.« Er sah sich verächtlich um. »Aber erst müssen hier einige Dinge in Ordnung gebracht werden.«
    Agnes’ Blick glitt zu Nanny und ihren Söhnen. Wie hingerissen hörten sie sich die schlimmste Musik an, seit Shawn Oggs Dudelsack die Treppe hinuntergefallen war.
    »Ihr… wollt unser Land übernehmen?« fragte die junge Hexe. »Einfach so?«
    Vlad lächelte, stand auf und näherte sich ihr. »Ja. Ohne Blut zu vergießen – im übertragenen Sinne. Du bist wirklich erstaunlich, Fräulein Nitt. Die Mädchen in Überwald sind wie Schafe. Aber du… Du verbirgst etwas vor mir. Einerseits spüre ich, daß du dich unter meinem Einfluß befindest, aber andererseits… bewahrst du dir einen freien Willen.« Er lachte leise. »Das finde ich herrlich.«
    Agnes spürte, wie sich ihr Geist entfaltete. Rosaroter Dunst wehte durch ihren Kopf…
… und der Eisberg namens Perdita, tödlich und zum größten Teil verborgen, ragte daraus hervor.
    Als Agnes durch das Rosarot zurückwich, spürte sie, wie sich ein Prickeln in Armen und Beinen ausbreitete. Es war nicht sehr angenehm. So ähnlich mußte es sich anfühlen, wenn jemand direkt hinter einem stand und dann einen Schritt vortrat.
    Agnes hätte ihn fortgestoßen. Besser gesagt: Agnes hätte gezaudert und versucht, sich irgendwie herauszureden, aber wenn es darauf ankam, hätte sie geschoben oder gar gestoßen. Perdita hingegen schlug zu. Sie holte aus, und als die Hand halb herumgefahren war, krümmte sie die Finger, um auch die Nägel einzusetzen…
    Vlad bewegte sich schemenhaft und hielt sie am Handgelenk fest. »Bravo«, sagte er und lachte.
Die andere Hand kam ebenfalls nach oben, um den zweiten Schwinger
    abzuwehren.
»Leidenschaftliche Frauen gefallen mir!«
    Allerdings waren ihm jetzt die Hände ausgegangen, und Perdita hatte noch ein Knie in Reserve. Vlad schielte plötzlich und gab ein Geräusch von sich, das wie »Ghni« klang…
    »Wundervoll!« krächzte er und krümmte sich zusammen.
Perdita wandte sich ab, eilte zu Nanny Ogg und packte sie am Arm. »Nanny, wir gehen jetzt!«
»Wieso denn?« erwiderte Nanny, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Und Jason und Darren kommen mit!«
Perdita las nicht soviel wie Agnes, denn sie hielt Bücher für langweilig.
    Aber jetzt wollte sie wissen: Was setzte man gegen Vampire ein?
    Heilige Symbole ! kam Agnes’ Antwort von innen. Perdita sah sich verzweifelt um. Im Solarium des Schlosses gab es nichts, das einen besonders heiligen Eindruck erweckte. Religion hatte in Lancre nur die Rolle eines kosmischen Standesbeamten; ansonsten waren die Leute nicht sehr fromm.
    »Tageslicht ist immer ein gutes Mittel, meine Liebe«, sagte die Gräfin, die offenbar einen Teil der Gedanken erfaßt hatte. »Dein Onkel hatte immer große Fenster mit Vorhängen, die leicht beiseite zu ziehen waren, nicht wahr, Graf?«
    »In der Tat«, bestätigte der Graf.
    »Und was den Burggraben betrifft: Er war immer mit perfekt fließendem Wasser gefüllt, stimmt’s?«
»Von einem Gebirgsbach gespeist, glaube ich«, sagte der Graf.
    »Und für einen Vampir hatte er in seinem Schloß erstaunlich viel Zierrat, der leicht zerbrochen oder verbogen werden konnte, um daraus ein heiliges Symbol zu formen, oder?«

»Das stimmt. Ein Vampir der alten Schule.«
»Ja.« Die Gräfin schenkte ihrem Gemahl ein Lächeln. »Der dummen
    Schule.« Sie drehte sich zu Perdita um und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Du wirst feststellen,

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