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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fauchte nach o-
    ben und erzeugte überall im Raum klare Trennlinien zwischen Hell und
    Dunkel. Verence blinzelte.
    Als er wieder sehen konnte, steckte ein Armbrustbolzen neben seinem
    Ohr in der Wand.
    Die Kelda brummte einen Befehl. Immer noch tanzte weißes Licht ü-
    ber die Wände. Erneut klopfte der bärtige Kobold mit seinen Stöcken.
    »Du mußt gehen. Jetzt!«
    Die Wir-sind-die-Größten ließen Verence los. Er taumelte einige
    Schritte und sank dann zu Boden, doch die Kobolde beachteten ihn gar
    nicht.
    Er sah auf. Sein Schatten zuckte dort an der Wand, wo er eben noch
    gestanden hatte. Der Schemen wand sich hin und her, versuchte vergeb-
    lich, mit substanzlosen Händen den Bolzen zu lösen.
    Dann verblaßte der Schatten.
    Verence hob die Hand. Sie schien einen normalen Schatten zu werfen.
    Der alte Kobold humpelte ihm entgegen.
    »Jetzt ist alles in Ordnung«, sagte er.
    »Ihr habt meinen Schatten erschossen?« fragte Verence.
    »Ja, man könnte von einem Schatten sprechen«, erwiderte der Kobold.
    »Es war der Einfluß, dem du ausgesetzt warst. Bestimmt wirst du dich
    rasch davon erholen.«
    »Ich werde mich schnel von einem erschossenen Schatten erholen?«
    vergewisserte sich Verence.
    »Ja«, bestätigte der Kobold. »Gruß dir, König. Ich stehe in Diensten
    der Großen Aggie. Man könnte mich vermutlich als Premierminister
    bezeichnen, oder so. Wie wär’s mit einem ordentlichen Schluck und ei-
    nem verbrannten Gerstenmehlkuchen dazu?«
    Verence rieb sich das Gesicht. Er fühlte sich schon viel besser. Geisti-
    ger Nebel löste sich auf.
    »Wie kann ich euch dafür danken?« fragte er.
    In den Augen des Kobolds glänzte es zufrieden.
    »Oh, es gibt da eine kleine Sache, von der die nette Frau Ogg gespro-
    chen hat«, sagte der alte Kobold. »Ist eigentlich kaum der Rede wert.«
    »Was immer ihr wol t«, erwiderte Verence.
    Zwei andere Kobolde näherten sich und schnauften vor Anstrengung:
    Sie trugen ein sehr großes, zusammengerol tes Pergament und verharrten
    damit vor Verence. Der Alte mit den Stöcken hielt plötzlich einen Fe-
    derkiel in der Hand.
    »Ich meine eine Unterschrift«, sagte er, als Verence auf eine winzige
    Handschrift starrte. »Lies auch al e Zusatzparagraphen und Anhänge.
    Die Wir-sind-die-Größten sind ein einfaches Volk«, fügte er hinzu, »aber
    wir schreiben sehr komplexe Dokumente.«

    Hilbert Himmelwärts sah über seine betenden Hände hinweg zu Oma
    Wetterwachs. Sie bemerkte, wie sein Blick zur Axt glitt und dann zu ihr
    zurückkehrte.
    »Du würdest sie nicht rechtzeitig erreichen«, sagte Oma, ohne sich zu
    bewegen. »Du sol test sie bereits in der Hand halten. Gebete sind schön
    und gut – sie können recht nützlich sein, wenn es darum geht, die Ge-
    danken zu ordnen. Aber eine Axt ist eine Axt, ganz gleich, woran du
    glaubst.«
    Himmelwärts entspannte sich ein wenig. Er war auf einen Sprung an
    seine Kehle gefaßt gewesen.
    »Falls Festgreifaah Tee gekocht hat – ich bin recht durstig«, sagte Oma.
    Sie lehnte sich an den Amboß und schnaufte. Aus den Augenwinkeln sah
    sie, wie sich die Hand des jungen Mannes bewegte.
    »Ich hole… ich frage… ich…«
    »Ein sehr vernünftiger Mann, der Falkner. Übrigens könnte ich auch
    einen Keks vertragen.«
    Himmelwärts’ Hand erreichte den Stiel der Axt.
    »Noch immer nicht schnel genug«, stel te Oma fest. »Aber nimm das
    Ding ruhig. Zuerst die Axt, Gebete später. Du siehst wie ein Priester aus.
    Welchen Gott verehrst du?«
    »Äh… Om.«
    »Ist das ein Er oder eine Sie?«
    »Ein Er. Ja. Ein Er. Daran kann kein Zweifel bestehen.« Erstaunli-
    cherweise hatte es darüber keine Zerwürfnisse gegeben. »Äh… macht es
    dir etwas aus?«
    »Warum sollte es mir etwas ausmachen?«
    »Nun, deine… Kol eginnen haben immer wieder darauf hingewiesen,
    daß Omnianer Hexen verbrannt haben…«
    »So etwas ist nie geschehen«, sagte Oma Wetterwachs.
    »Ich fürchte, aus historischen Unterlagen geht hervor, daß…«
    »Es wurden keine Hexen verbrannt«, beharrte Oma. »Auf dem Schei-
    terhaufen endeten vermutlich einige alte Frauen, die ihre Meinung sagten
    oder nicht weglaufen konnten. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich,
    daß jemals Hexen verbrannt wurden«, fügte sie hinzu und rutschte ein
    wenig zur Seite. »Allerdings könnte es sein, daß Hexen andere Leute
    verbrannt haben. Wir sind nicht al e lieb und nett.«
    Himmelwärts erinnerte sich daran, daß der Graf seine Mitarbeit am Ar-
    ca Instrumentorum

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