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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihre Aufmerksamkeit darauf
    richtete. Sie wandte den Blick kurz ab und sah dann erneut hin. Wieder
    verschwand der Lichtfleck.
    Etwas versteckte sich.
    Der Sand rieselte nicht mehr. Die Zeit war abgelaufen.
    Jetzt mußte sie das Wo und Wer klären.
    Oma Wetterwachs öffnete die Augen, und Licht flutete ihr entgegen.

    Die Kutsche hielt auf der Bergstraße an. Wasser strömte an ihren Rädern
    vorbei.
    Nanny stieg aus und watete zu Igor, der stand, wo es keine Straße
    mehr gab.
    Wasser schäumte dort, wo sie sich eigentlich befinden sollte.
    »Können wir die andere Feite erreichen?« fragte Igor.
    »Wahrscheinlich, aber weiter unten dürfte es noch schlimmer sein«,
    sagte Nanny. »Ich meine, wo sich das ganze Wasser sammelt. Eine sol-
    che Menge kann einfach nicht schnel genug abfließen…«
    Sie blickte in die andere Richtung. Die Straße wand sich höher die Ber-
    ge empor, zwar naß, aber befahrbar.
    »Wann erreichen wir den nächsten Ort, wenn wir in die Richtung fah-
    ren?« fragte Nanny. »Ich meine einen Ort mit mindestens einem ordent-
    lichen Steingebäude… Löschdurst, nicht wahr? Dort gibt es eine Kut-
    schentaverne.«
    »Ja, ftimmt. Löschdurft.«
    »Nun, bei so einem Wetter hat es keinen Sinn, den Weg zu Fuß fortzu-
    setzen«, sagte Nanny. »Also auf nach Löschdurst.«
    Sie stieg wieder ein und spürte, wie die Kutsche wendete.
    »Gibt es ein Problem?« fragte Magrat. »Warum geht es jetzt bergauf?«
    »Die Straße ist überflutet«, erwiderte Nanny.
    »Wir fahren nach Überwald ?«
    »Ja.«
    »Aber dort müssen wir damit rechnen, Werwölfen und Vampiren und
    wer weiß wem noch zu begegnen…«
    »Nicht überall. Auf der Hauptstraße sol ten wir sicher sein. Außerdem bleibt uns kaum eine Wahl.«
    »Da hast du wohl recht«, räumte Magrat widerstrebend ein.
    »Und es könnte schlimmer sein«, meinte Nanny.
    »Wie denn?«
    »Nun… wenn es hier drin Schlangen gäbe.«

    Agnes bemerkte vorbeihuschende Felsen, blickte nach unten und sah die
    schäumenden Fluten des angeschwollenen Flusses.
    Die Welt drehte sich um sie herum, als Vlad mitten in der Luft anhielt.
    Wasser berührte ihre Zehenspitzen.
    »Es werde… leicht«, sagte er. »Du wärst gern so leicht wie die Luft,
    nicht wahr, Agnes?«
    »Wir… wir haben Besen…«, schnaufte Agnes. Ihr Leben war gerade an
    ihrem inneren Auge vorbeigezogen, und kann ein Leben überhaupt langweiliger sein? fragte Perdita.
    »Nutzlose, unhandliche, dumme Objekte«, sagte Vlad. »Und das hier
    ermöglichen sie euch nicht…«
    Die Wände der Schlucht zogen schemenhaft an Agnes vorbei. Das
    Schloß fiel steil nach unten. Wolkenschlieren tasteten kurz nach ihr, bil-
    deten dann ein silberweißes Vlies unter dem stummen, kalten Licht des
    Mondes.
    Vlad war nicht an ihrer Seite. Agnes’ Aufstieg verlangsamte sich, und
    sie breitete die Arme aus, griff nach etwas, das gar nicht existierte. Dann
    fiel sie zurück…
    Plötzlich erschien der Sohn des Grafen, lachte und hielt sie an der Tail-
    le.
    »… oder?«
    Agnes brachte keinen Ton heraus. Eben war das Leben in der einen
    Richtung an ihrem inneren Auge vorbeigezogen, und jetzt floß es in die
    andere Richtung. Ihr fehlten die Worte, solange sie unschlüssig über das
    Jetzt war.
    »Und das ist noch gar nichts«, fügte Vlad hinzu. Wolkenfetzen kräusel-
    ten sich hinter ihnen, als er nach vorn raste.
    Die Wolken verschwanden. Sie mochten so dünn wie Rauch gewesen
    sein, aber ihre Präsenz – ihre Illusion von Festigkeit – war ein Trost gewesen. Jetzt zeigten sie sich nur noch als eine Andeutung in der Ferne, und
    tief unten sah Agnes die Ebenen im Mondschein.
    »Ghjgh«, gurgelte sie. Anspannung und Schrecken hinderten sie daran
    zu schreien. Huiii! juchzte Perdita in ihr.
    »Na?« fragte Vlad. »Siehst du das Licht am Rand?«
    Die Sonne schwebte unter der Scheibenwelt, doch am dunklen Rand
    drang ihr Licht durch den endlosen Wasserfal . Es entstand ein glühen-
    des Band zwischen dem von der Nacht umschmiegten Ozean und den
    Sternen. Es war ein beeindruckender Anblick, doch Agnes dachte daran,
    daß die Schönheit den Betrachter noch weitaus mehr überwältigte, wenn
    er auf festem Boden stand. In einer Höhe von mehreren Kilometern
    neigte das Auge des Betrachters zum Tränen.
    Perdita fand das Panorama wunderschön. Agnes fragte sich: Wenn
    Agnes als purpurner Fleck auf den Felsen tief unten endete – würde Per-
    dita dann weiter existieren?
    »Alles was du willst«, flüsterte Vlad. »Für

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