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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihrem Geist verblaßte.
    Tief unten, wenn al es ruhig war, spürte sie das Summen von Selbstsphä-
    ren. Menschen und Tiere… Sie al e bildeten einen großen mentalen Ein-
    topf. Doch hier gab es nur die langsamen Gedanken der Bäume, die
    nach den ersten Stunden sehr langweilig wurden und getrost ignoriert
    werden durften. Schnee, der in Mulden und im Windschatten von Bäu-
    men liegengeblieben war, taute im beständigen Nieselregen.
    Oma erreichte eine Lichtung, und auf der gegenüberliegenden Seite
    hoben mehrere Rehe den Kopf. Aus reiner Angewohnheit blieb sie ste-
    hen und ließ ihre Präsenz vorsichtig zerfasern, bis aus dem Blickwinkel
    des Damwilds betrachtet kaum mehr jemand zugegen war.
    Als sie sich wieder in Bewegung setzte, kam ein Hirsch aus dem Ge-
    büsch, verharrte und sah sie an.
    So etwas erlebte sie nicht zum erstenmal. Jäger erzählten manchmal
    davon. Den ganzen Tag über verfolgten sie eine Herde, krochen leise
    zwischen den Bäumen umher und versuchten, sich in eine gute Schuß-
    position zu bringen. Und wenn sie dann anlegten, trat ein Hirsch oder
    ein Reh direkt vor ihnen aus dem Unterholz und sah sie an… Wenn so
    etwas geschah, fand ein Jäger heraus, wie gut er war.
    Oma Wetterwachs schnippte mit den Fingern. Der Hirsch schüttelte
    sich kurz und lief davon.
    Sie kletterte höher und wanderte am steinernen Bett eines Baches ent-
    lang. Zwar floß das Wasser ziemlich schnel , aber am Ufer hatte sich
    trotzdem eine dünne Eisschicht gebildet.
    An einer Stelle, wo einige kleine Wasserfälle rauschten, hielt Oma kurz
    inne und blickte auf Lancre hinab. Wolken schwebten über dem kleinen
    Königreich. Einige Dutzend Meter weiter unten flog eine schwarzweiße
    Elster über dem Dach des Waldes.
    Oma wandte sich um und trat flink über feuchte, eisbedeckte Steine
    hinweg. Kurze Zeit später erreichte sie den Rand des Moorlands.
    Hier oben gab es mehr Himmel. Stille drückte herab. Ein Adler kreiste
    in großer Höhe.
    Er schien das einzige andere Geschöpf weit und breit zu sein. Nie-
    mand kam jemals bis in diese Höhen. Ginster und Heidekraut erstreck-
    ten sich eine Meile weit zwischen den Bergen, ohne einen Pfad. Die
    Pflanzen bildeten einen dichten, dornigen Teppich, der ungeschützte
    Haut zerfetzen konnte.
    Oma nahm auf einem Felsen Platz und blickte eine Zeitlang über die
    weite Fläche. Dann griff sie in ihren Rucksack und holte ein Paar dicke
    Socken daraus hervor.
    Anschließend setzte sie den Weg nach oben fort.

    Nanny Ogg kratzte sich an der Nase. Sie wirkte nur selten verlegen, doch
    diesmal war sie es. Damit bot sie einen noch seltsameren Anblick als eine
    besorgte Nanny Ogg.
    »Ich weiß nicht, ob dies der richtige Zeitpunkt ist«, sagte sie.
    »Jetzt hör mal, Nanny«, erwiderte Agnes, »wir brauchen sie. Wenn es etwas ist, das ich wissen sollte, so erklär es mir.«
    »Es geht dabei um die Sache mit den… du weißt schon… drei Hexen«,
    sagte Nanny. »Die Jungfrau, die Mutter und…«
    »… und die andere«, warf Agnes ein. »Oh, ja, das weiß ich. Aber ist das nicht auch Aberglaube? Hexenzirkel müssen nicht unbedingt aus drei
    Personen bestehen.«
    »O nein, natürlich nicht«, bestätigte Nanny. »Jede Zahl ist möglich, bis
    zu… äh…, vier oder fünf.«
    »Was passiert, wenn es mehr sind? Etwas Schreckliches?«
    »Dann gibt’s Streit«, sagte Nanny. »Über jede Kleinigkeit. Und dann
    gehen al e weg und schmollen. Hexen gefäl t es nicht, zu sehr kompri-
    miert zu werden. Aber drei… das funktioniert, im großen und ganzen.
    Ich muß dir doch kein Bild zeichnen, oder?«
    »Und jetzt ist Magrat Mutter…«, sagte Agnes.
    »Tja, und genau an dieser Stelle wird’s ein wenig schwierig«, meinte
    Nanny. »Die Sache mit Jungfrau und Mutter… Es ist nicht so einfach,
    wie du vielleicht glaubst. Du bist eine Jungfrau«, fuhr Nanny fort und
    stieß Agnes mit der Pfeife an. »Das bist du doch, oder?«
    »Nanny! Über so etwas redet man nicht!«
    »Ich weiß, daß du eine bist, denn wenn dem nicht so wäre, hätte ich
    längst davon erfahren«, sagte Nanny. Sie gehörte zu den Personen, die
    dauernd über so etwas redeten. »Aber eigentlich spielt das gar keine Rol-
    le, denn es geht hier nicht um Details, verstehst du? Was mich betrifft…
    Ich glaube, geistig bin ich nie Jungfrau gewesen. Oh, du brauchst nicht gleich rot zu werden. Was ist mit deiner Tante Mai drüben in Weiden-quelle? Sie hat vier Kinder und ist immer noch schüchtern, wenn’s um
    Männer geht. Das

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