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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Bis dahin versuch’s mal mit dem Speck, der ist gut für dich.«
    Isabel verzog das Gesicht, als wäre sie da anderer Meinung. »Ja klar, weil ich auch schon immer von Cellulite und Akne geträumt hab. Also, Sam, was ist jetzt mit diesem Kadaver? Grace meinte, du hättest was davon gesagt, dass die Wölfe noch fünfzehn Jahre leben, nachdem sie sich nicht mehr zurückverwandeln.«
    »Sehr schön, Isabel«, zischte Grace durch zusammengebissene Zähne und warf mir einen Seitenblick zu, um zu sehen, wie ich auf das Wort »Kadaver« reagierte. Doch sie hatte mir ja schon am Telefon erzählt, dass es sich bei dem Wolf nicht um Beck, Paul oder Ulrik handelte, also fiel meine Reaktion eher unspektakulär aus.
    Isabel zuckte ungerührt mit den Schultern und klappte ihr Handy auf. Sie schob es über den Tisch zu mir herüber. »Hinweis Nummer eins.«
    Das Handy glitt scharrend über ein paar unsichtbare Krümel, als ich es so drehte, dass ich das Bild auf dem Display erkennen konnte. Ich sah den Wolf, unverkennbar tot, und mein Magen zog sich zu einem Knoten zusammen, doch die Trauer blieb aus. Diesen Wolf hatte ich nie als Menschen getroffen.
    »Könnte sein«, sagte ich. »Diesen Wolf kannte ich nämlich nur als Wolf. Wahrscheinlich ist er einfach an Altersschwäche gestorben.«
    »Ich glaube nicht, dass es ein natürlicher Tod war«, entgegnete Grace. »Außerdem war sein Fell nicht weiß um die Schnauze.«
    Ich hob die Schultern. »Ich weiß nur, was Beck mir erzählt hat. Dass wir … sie …«, ich geriet ins Stottern, als mir einfiel, dass ich ja nicht mehr dazugehörte, »zehn oder fünfzehn Jahre haben, wenn sie aufhören, sich zu verwandeln. Die natürliche Lebenserwartung eines Wolfs.«
    »Dem Wolf ist Blut aus der Nase gelaufen«, sagte Grace beinahe ärgerlich, als machte es sie wütend, das auszusprechen.
    Ich drehte das Display hin und her und betrachtete angestrengt die Schnauze des Wolfs. Auf dem unscharfen Bild erkannte ich nichts, was auf einen gewaltsamen Tod hingedeutet hätte.
    »Es war nicht viel«, erklärte Grace, als sie mein Stirnrunzeln sah. »Hat jemals einer von den anderen Wölfen, die gestorben sind, Blut im Gesicht gehabt?«
    Ich versuchte, mich an die verschiedenen Wölfe zu erinnern, die während meiner Zeit bei Beck gestorben waren. Außer ein paar verschwommene Fragmenten kam mir nichts in den Sinn – Beck und Paul mit Schaufeln und Abdeckplanen, Ulrik, wie er lauthals For He’s a Jolly Good Fellow sang. »Ich weiß nicht mehr so richtig. Vielleicht hat dieser Wolf hier ja einen Schlag auf den Kopf bekommen.« Ich gestattete mir nicht, darüber nachzudenken, welcher Mensch in diesem Wolfspelz gesteckt haben mochte.
    Grace sagte nichts dazu, denn die Kellnerin kam und brachte unsere Getränke und unser Essen. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, während ich in meinem Tee rührte und Isabel in ihrem Kaffee. Grace starrte nachdenklich auf ihr Sandwich.
    »Für so einen Provinzladen haben die hier wirklich guten Kaffee«, bemerkte Isabel. Ein Teil von mir registrierte beinahe anerkennend, dass sie sich noch nicht einmal die Mühe machte, sich zu vergewissern, ob die Kellnerin außer Hörweite war – diese vollkommene Rücksichtslosigkeit war faszinierend zu beobachten. Doch hauptsächlich war ich froh, dass ich neben Grace saß, die Isabel einen Blick zuwarf, der in etwa besagte: Manchmal frage ich mich, warum ich mich eigentlich mit dir abgehe.
    »Oh, oh«, machte ich und sah zur Eingangstür, die gerade aufging. »Wir kriegen Gesellschaft.«
    Es war John Marx, Olivias Bruder.
    Ich war nicht besonders wild darauf, mich mit ihm zu unterhalten, und zunächst sah es auch so aus, als bliebe es mir erspart, denn John schien uns gar nicht bemerkt zu haben. Er ging geradewegs zur Theke und setzte sich auf einen Barhocker, den Rücken gekrümmt, die Ellbogen vor sich aufgestützt. Ohne dass er etwas bestellt hatte, brachte die Kellnerin ihm Kaffee.
    »John ist echt scharf«, merkte Isabel in einem Ton an, der deutlich machte, dass sie ihren Befund als enormes Zugeständnis sah.
    »Isabel«, zischte Grace. »Könntest du deinen Rücksichtslosigkeitspegel vielleicht mal ein bisschen runterschrauben?«
    Isabel schürzte die Lippen. »Warum? Olivia ist schließlich nicht tot oder so.«
    »Ich gehe ihn mal fragen, ob er sich zu uns setzen will«, sagte Grace.
    »Oh nein, bitte nicht«, stöhnte ich. »Dann müssen wir nur wieder lügen, darin bin ich doch so schlecht.«
    »Ich aber nicht«,

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