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Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
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drehte den Zündschlüssel und donnerte davon, auf den Condor -Panzer zu, der Dale, das Taktische Hauptquartier und dessen sieben andere Insassen auf dem Gewissen hatte.
    Die warme Luft, die über sein Gesicht strömte, vertrieb den Nebel des Schocks ein wenig, und Austin wurde von Minute zu Minute entschlossener. Die dumpfrote Scheibe der fernen Sonne streichelte ihn mit lauwarmen Rubinstrahlen und linderte die Schmerzen und Verspannungen des Manövers. Aber nichts konnte den Schmerz auslöschen, den der Verlust seines Bruders hinterlassen hatte.
    Dale war fort. Dales Stärke, seine gute Laune, seine Sorglosigkeit, alles war fort. Für immer und ewig verloren.
    Der Schock verblasste und machte Gift Platz, das an seinem Geist und seinen Gedärmen fraß. Hanna war ermordet worden. Dale ebenfalls. Austin musste herausfinden, warum. Mit der wachsenden Geschwindigkeit des Scoutwagens nahm auch seine Entschlossenheit zu. Während der Schlacht war er zu sehr darauf konzentriert gewesen, die Panzer auszuschalten, um wirklich wahrzunehmen, was um ihn herum vorging. Derselbe seltsame Tunnelblick, dieselbe restlose Ausrichtung auf ein bestimmtes Ziel richtete sich jetzt darauf, den Fahrer zu suchen, der auf Dale geschossen und ihn umgebracht hatte.
    Austin hatte keine Schwierigkeiten, den Panzer zu finden. Er war keine hundert Meter vom Absturzpunkt des Taktischen HQs abgestellt. Infanteristen wimmelten um den Condor , drängten sich um eine Frau, die den Helm weggeworfen hatte und pausenlos den Kopf schüttelte, als weigere sie sich, die Wirklichkeit anzuerkennen.
    »Sie! Sie haben den Panzer kommandiert!«, brüllte er. Austin bremste, und die Räder des fünfundzwanzig Tonnen schweren Wagens schleuderten eine haushohe Staubwolke auf, als er aus dem Shandra sprang, noch bevor der ganz zum Stillstand gekommen war. Er hatte die Fäuste geballt und wollte sich auf die Panzerfahrerin stürzen, bis sie den Kopf hob und er ihr verhärmtes, schmerzverzerrtes Gesicht sah. Er blieb stehen und starrte sie an. Er hätte nicht geglaubt, irgendwer könnte unter Dales Tod mehr leiden als er. Langsam öffnete Austin die Fäuste.
    Die Frau - den Rangabzeichen nach ein Sergeant - war bleich, und ihre Hände zitterten, als sie sich den Dreck aus dem Gesicht wischte. In ihren Augen standen Tränen, die aber nicht flossen. Austin hatte schon früher Menschen in diesem Zustand gesehen. Die Panzerfahrerin stand unter Schock.
    Wie er selbst noch kurz zuvor.
    »Sie haben die LSR abgefeuert?« »Ich wusste nicht, dass scharfe Munition geladen war.«
    »Eine komplette Salve soll mit Explosivsprengköpfen bestückt gewesen sein«, stellte Austin fest. Er trat näher. Sie wich zurück, dann riss sie sich zusammen und blieb stehen.
    »Ich wusste es nicht!« Sie versuchte, mit ruhiger Stimme zu antworten, aber die Belastung war zu groß. »Ich habe gefeuert, was an Bord war. Ich dachte, es wären alles Farbraketen. Glauben Sie mir, Lieutenant. Bitte!«
    »Was ist passiert? Wer hat Ihren Panzer bestückt?«
    Die Schultern der Sergeantin sackten und sie bebte unter der Nervenbelastung. »Ich weiß es nicht. Die Crew im Depot. Irgendjemand. Es gab eine letzte Inspektion unmittelbar vor der Übung und eine Lafette wurde ausgewechselt. Mehr weiß ich nicht.«
    »Lassen Sie sie in Ruhe«, mischte sich ein Infanteriecorporal ein. Er schob sich zwischen die Sergeantin und Austin.
    »Wissen Sie, wer die scharfe Munition geladen hat?«
    »Es war ein Fehler. Ein böser Fehler, aber jetzt ist daran nichts mehr zu ändern. Gehen Sie. Gehen Sie, Sir.«
    Austin spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er hatte seinen Bruder verloren. Er dachte nicht daran, sich jetzt herumkommandieren zu lassen, nicht von einem Infanterie-Mannschaftsgrad. Dann schaute er ins Gesicht der Sergeantin und wusste: Niemand hier hatte Dales Tod absichtlich verursacht. Es war genauso gewesen, wie sie es gesagt hatten.
    Ein tragischer Unfall.
    Zumindest, soweit sie das wussten.
    Facettenpalast, Cingulum, Mirach Präfektur IV, Republik der Sphäre
    25. April 3133
    Austin Ortega stand reichlich steif in der Tür zum Büro seines Vaters und fühlte sich ausgesprochen fehl am Platz. Die letzte Woche war auf eine unwirkliche Weise an ihm vorbeigezogen, sprunghaft, gebrochen, in einem Sinne so gedehnt, dass sie eine Million Jahre zu dauern schien, und verwirrenderweise gleichzeitig so gerafft, dass sie in wenigen Stunden vorbei war. Dales Staatsbegräbnis war mehr zu einem

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