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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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schaute auf die Uhr. »Klar. Ich wollte sowieso gerade Schluß machen.« Er drehte sich zu mir. »Und wir reden morgen weiter – okay?«
    Ich war schon am Gehen, als mir Sanderson hinterherrief. »Gut, Sie bei uns zu haben, Paul. In den nächsten Tagen gehen wir zum Lunch.«
    »Klar«, sagte ich.
     
    Den Rest des Tages verbrachte ich im Archiv. Um acht ging ich, da kam mir Sala entgegen. »Heute Abend schon was vor?« fragte er.
    »Nein«, sagte ich.
    Das freute ihn. »Gut. Ich muß im Casino ein paar Photos schießen. Kommst du mit?«
    »Warum nicht«, sagte ich. »Wenn ich so gehen kann?«
    »Scheiße, natürlich«, sagte er grinsend. »Mit Krawatte – kein Problem.«
    »Okay», sagte ich. »Ich geh kurz zu Al’s – komm einfach, wenn du fertig bist.«
    Er nickte. »Dann bin ich so in einer halben Stunde da. Muß nur noch den Film entwickeln.«
    Die Nacht war heiß, und im Hafenviertel tummelten
sich die Ratten. Ein paar Straßen weiter war ein großer Luxusdampfer vertaut. Tausende Lichter glitzerten an Deck, Musik ertönte. Am unteren Ende des Landungsstegs stand eine Gruppe von Leuten herum, die aussahen wie amerikanische Geschäftsleute und ihre Ehefrauen. Ich wechselte die Straßenseite. Die Luft bewegte sich kein bißchen, ich konnte sie gut hören – fröhliche Stimmen von halb Betrunkenen, die irgendwo tief im Inneren Amerikas beheimatet waren, in einem kleinen flachen Städtchen, in dem sie fünfzig Wochen im Jahr festsaßen. Ich blieb stehen und lauschte, verborgen im Schatten einer alten Lagerhalle, und fühlte mich wie ein Mann, der keine Heimat hat. Sie konnten mich nicht sehen, und ich beobachtete sie einige Minuten lang und hörte ihre Stimmen, die aus Illinois oder Missouri oder Kansas stammten und die ich nur zu gut kannte. Ich ging im Dunkeln weiter und lief den Hügel Richtung Calle O’Leary hinauf.
    Im Wohnblock gegenüber von Al’s wimmelte es von Leuten: alte Männer, die auf Treppenstufen saßen; Frauen, die zwischen Wohnung und Straße hin- und herliefen; Kinder, die auf dem engen Gehsteig Fangen spielten; Musik, die aus offenen Fenstern drang; spanisches Stimmengewirr; das Geklimper von Brahms’ Wiegenlied, das von einem Eiswagen kam – und gedämpftes Licht über dem Eingang von Al’s.
    Ich ging nach hinten in den Hof und bestellte auf dem Weg Hamburger und Bier. An einem der hinteren Tische saß Yeamon. Er war allein und starrte auf das Gekritzel in seinem Notizbuch.
    »Was treibst du da?« sagte ich und setzte mich ihm gegenüber.
    Er schaute auf und legte das Notizbuch beiseite. »Ach, die verdammte Emigrantenstory«, sagte er gelangweilt.
»Ist für Montag eingeplant, und ich hab noch nicht mal angefangen.«
    »Eine größere Geschichte?« fragte ich.
    Er schaute auf sein Notizbuch. »Na ja. Vielleicht zu groß für eine Zeitung.« Er sah auf. »Du weißt schon – warum verlassen Puertoricaner Puerto Rico?« Er schüttelte den Kopf. »Ich hab’s immer wieder rausgeschoben, und jetzt ist Chenault da, und wenn ich zuhause bin, komme ich zu gar nichts … Langsam wird’s eng.«
    »Wo wohnst du?« fragte ich.
    Er setzte ein breites Grinsen auf. »Mann, das glaubst du nur, wenn du’s siehst! Direkt am Strand, so zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt. Unfaßbar.«
    »Klingt gut«, sagte ich. »Genau so was hätte ich auch gern.«
    »Dann brauchst du einen Wagen«, sagte er. »Oder einen Scooter, so wie ich.«
    Ich nickte. »Am Montag werde ich mich mal umschauen.«
    Gerade als Sweep die Hamburger servieren wollte, traf Sala ein. »Drei davon für mich«, zischte er. »Und zwar schnell – ich hab’s eilig.«
    »Immer noch am Arbeiten?« fragte Yeamon.
    Sala nickte. »Nicht für Lotterman – diesmal für den alten Bob.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Mein Agent braucht ein paar Aufnahmen vom Casino. Die sind nicht so leicht zu kriegen.«
    »Warum nicht?« fragte ich.
    »Illegal«, sagte er. »Als ich hier anfing, wurde ich beim Photographieren im Caribé erwischt – und mußte mich bei Polizeichef Rogan melden.« Er lachte. »Der fragte mich, wie ich das wohl fände, wenn ich am Roulette-Tisch einen armen Schlucker photographieren würde – und das
Photo erscheint genau an dem Tag in der Zeitung, an dem er bei seiner Bank um einen Kredit bettelt.« Er lachte wieder auf. »Ich sagte ihm, daß mir das so was von egal wäre. Ich bin Photograph und kein verdammter Sozialarbeiter.«
    »Du bist der Schrecken von San Juan«, sagte Yeamon und lachte.
    »Genau«,

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