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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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sagte Yeamon. »Hat’s auf die Stunde genau ausgerechnet.«
    »Zum Teufel«, sagte Sala, »Melde ihn morgen. Mach ihn fertig. Laß sie eine Klage gegen ihn einreichen – er wird zahlen.«
    Yeamon dachte einen Moment nach. »Es müßte jedenfalls noch etwas mehr als vierhundert sein. Damit könnte ich für eine Weile auskommen.«
    »Diese Insel hier ist die reinste Hölle, wenn man pleite ist«, sagte ich. »Vierhundert ist nicht viel, wenn du bedenkst, daß du schon fünfzig brauchst, um nach New York zu kommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wäre das letzte. Mit New York komm ich nicht zurecht.« Er nippte an seinem Drink. »Nein, wenn ich hier weg bin, geht’s erstmal die Inseln runter in Richtung Süden, und dann suche ich mir einen billigen Frachter nach Europa.« Er nickte nachdenklich. »Wer weiß, was Chenault vorhat.«
    Wir blieben den ganzen Abend bei Al und unterhielten uns über Orte in Mexiko, in der Karibik und in Südamerika, an die man fahren könnte. Sala war so verbittert über Yeamons Rauswurf, daß er mehrmals sagte, er wolle selbst kündigen. »Wer braucht diesen Ort hier?« schrie er.
»Reißen wir ihn aus der Weltkarte heraus – wer braucht ihn schon?«
    Ich wußte, daß nur der Rum aus ihm sprach, aber nach einer Weile begann der Rum auch aus mir zu sprechen, und als wir uns auf den Weg zurück ins Apartment machten, war ich auch bereit zu kündigen. Je länger wir über Südamerika sprachen, desto mehr zog es mich dorthin.
    »Es ist einfach Wahnsinn dort«, sagte Sala immer wieder. »In allen großen Städten gibt es englischsprachige Zeitungen, da schwirrt genügend Geld herum – mein Gott, das wär’s doch!«
    Auf dem Kopfsteinpflaster gingen wir alle drei nebeneinander den Berg hinunter. Wir waren betrunken und lachten und redeten wie Männer, die genau wußten, daß sie sich im Morgengrauen trennen und in die entferntesten Winkel der Welt reisen würden.

6
    NATÜRLICH KÜNDIGTEN Weder Sala noch ich. Doch die Atmosphäre in der Redaktion war angespannter als je zuvor. Am Mittwoch erhielt Lotterman vom Arbeitsgericht eine Vorladung wegen Yeamons Abfindung. Er fluchte den ganzen Nachmittag und behauptete, eher würde die Hölle einfrieren, als daß er diesem Irren auch nur einen Cent geben würde. Sala begann, Wetten darauf anzunehmen, wie die Sache ausgehen würde. Er selbst setzte drei zu eins auf Yeamon.
    Als hätte das alles nicht schon gereicht, sah sich Lotterman nach Tyrells Abgang gezwungen, dessen Job als Lokalchef zu übernehmen. Das hieß, daß er die meiste Arbeit machte. Es sei nur vorübergehend, sagte er. Allerdings war seine Annonce in EDITOR & PUBLISHER bislang ein Reinfall gewesen.
    Das überraschte niemanden. »Redakteur gesucht« hieß es da. »Tageszeitung in San Juan. Ab sofort. Rumtreiber und Saufköpfe zwecklos.«
    Einmal bot er sogar mir den Job an. Ich kam eines Tages an und fand eine Notiz auf meiner Schreibmaschine: Lotterman wolle mich sehen. Als ich die Tür zu seinem Büro öffnete, fummelte er gedankenverloren an seinem Baseball herum. Er lächelte verschmitzt und warf ihn in die Luft. »Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Sie machen einen intelligenten Eindruck – schon mal Lokalchef gewesen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Wollen Sie’s mal versuchen?« fragte er und warf den Ball wieder hoch.
    Ich hatte kein Interesse. Es wäre eine nette Gehaltserhöhung, aber ich sah jede Menge zusätzlicher Arbeit auf mich zukommen. »Ich bin noch nicht lange genug hier«, sagte ich. »Und kenne mich in der Stadt nicht aus.«
    Er warf den Baseball in die Luft, der mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fiel. »Ich weiß«, sagte er. »Ich hab nur mal laut gedacht.«
    »Wie steht’s mit Sala?« fragte ich, obwohl ich wußte, daß Sala ablehnen würde. Der hatte genug Aufträge als freier Mitarbeiter, und es wunderte mich, warum er überhaupt noch hier war.
    »Auf keinen Fall«, sagte er. »Sala schert sich einen Dreck um das Blatt – und auch alles andere ist ihm scheißegal.« Er lehnte sich nach vorn und ließ den Baseball auf den Tisch fallen. »Und sonst? Moberg ist ein Säufer. Vandervitz ein Psychopath. Noonan ein Idiot. Benetiz kann nicht mal Englisch … mein Gott! Wie komme ich bloß zu diesen Leuten?« Stöhnend fiel er in seinen Stuhl zurück. »Aber irgend jemanden brauche ich doch!« schrie er. »Wenn ich das Blatt ganz allein machen muß, drehe ich durch!«
    »Wie steht’s mit der Annonce?« fragte ich. »Keine Reaktionen?«
    Wieder stöhnte

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