Rumble & Rush (German Edition)
Hintergedanken auszuziehen, oder dem anderen dabei zuzusehen, wischte Gyl diese Grübeleien beiseite in dem er erklärte: »Ich verschwinde kurz duschen.« Der Mann öffnete den Schrank und verließ anschließend die gemeinsame Schlafstatt.
Arden pellte sich langsam aus seinen Sachen, legte diese ordentlich weg und schlüpfte dann unter die Bettdecke. Träge ließ er sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen, dass er mit Gyl auf der Brücke geführt hatte, und erlaubte sich, da er alleine war, ein leises Seufzen. Es wäre wohl wirklich keine gute Idee etwas miteinander anzufangen, denn gerade jetzt war einer dieser Momente in seinem Leben, in dem er sich kräftige Arme wünschte, die ihn umarmten und den Atem eines anderen Mannes in seinem Nacken. Seine Müdigkeit verlangte nach Weichspüler und nicht nach harten Nummern, ohne Küsse und weitere zwischenmenschliche Dinge. Seine, noch nicht im Schlaf befindliche Logik, riet ihm, die Sache mit Gyl ganz abzuhaken, etwas anderes in ihm muckte allerdings auf, da er ihn schließlich mit jeder gemeinsam verbrachten Stunde anziehender fand.
Die Tür öffnete sich und Arden blickte automatisch in diese Richtung. Gyl betrat den Raum und hatte lediglich Shorts am Leib, sodass der Journalist nicht umhin kam, den Körper vor seinen Augen zu mustern. Gyl war schlank, aber dennoch konnte man genau sehen, wo die Muskelpartien ihr zu Hause hatten. Arden betrachtete die ganzen Tätowierungen, die keineswegs nach der Arbeit von Laien aussahen.
Er hatte nicht gemerkt, dass Gyl die Tür leise zudrückte und sich anschließend dagegen lehnte, damit er die Musterung nicht unterbrach. Ardens Blick wanderte zu dem Gesicht des Mannes, nahmen die glatt rasierte Haut wahr und Lippen, die leicht lächelten. Dann landete er bei grünen Augen, die ihn schelmisch anfunkelten und Brauen, die nach oben gezogen waren.
»Soll ich noch einen Moment stehen bleiben, oder hast du genug gesehen?«, neckte ihn Gyl freundlich.
»Hm. Bleib doch noch etwas stehen und vielleicht könntest du dich kurz umdrehen?«, scherzte Arden und schenkte dem Mann ein Zwinkern. »Ab ins Bett mit dir, deine Zeit ist knapp bemessen und ich könnte sonst nicht mehr einschlafen«, lenkte der Journalist anschließend ein, denn alles andere hätte sie nur in Situationen gebracht, die sie vermeiden wollten.
Gyl nickte lediglich seufzend und stieg wenige Sekunden später die schmale Leiter hinauf, die zum oberen Bett führte.
»Schlaf gut, Arden«, flüsterte der Bootsmann und löschte das Licht in der Kabine.
»Du auch«, gab der Journalist zurück und versuchte die leichte Sehnsucht in sich zu ignorieren.
Kapitel 8
Arden hockte sich in eine Ecke, in der er nicht stören konnte, und machte Probeschüsse mit seiner Kamera. Das Wetter war perfekt, die Beringsee zeigte sich freundlich und das Schiff schaukelte erträglich. Die Männer standen an der Reling und warteten darauf, den ersten der Probekörbe an Deck zu holen, die sie vor vielen Stunden bei schwerer See über Bord geworfen hatten.
Die Anspannung und Aufregung der anderen übertrug sich auf Arden und er war überrascht, dass er dem Hochholen ebenso entgegenfieberte.
»Arden, ich hoffe, du bringst uns Glück!«, tönte Lenny über das Deck und grinste den Journalisten an.
»Das hoffe ich auch«, erwiderte er und fing den Gesichtsausdruck des Mannes mit der Kamera ein.
Er schwenkte hinüber zu Gyl, der seine Stammposition am Kran eingenommen hatte. Als wenn der andere ahnte, dass er ihn vor der Linse hatte, drehte dieser sich zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln. Der Moment ging Arden mehr unter die Haut, als er es je für möglich gehalten hätte. Er drückte den Auslöser, aber die strahlend weißen Zähne und die blitzenden Augen gruben sich tiefer in seinen Brustkorb, als jedes Foto es vollbringen konnte. Die Wangen des Mannes waren durch die Kälte leicht gerötet und braune Haarsträhnen hatten ihren Weg unter der schwarzen Mütze hervorgefunden und tanzten im Wind.
»Es geht los, Leute! Der erste Wurf muss sitzen!«, teilte Allan über die Gegensprechanlage der Brücke mit.
Gyl löste seinen Blick von Arden und ging auf ein langes Seil zu, das ordentlich aufeinandergelegt war. Am Ende war ein Enterhaken angebracht, den der Mann beherzt ergriff. Er ging mit diesem an die Reling, schien die Boje zu sichten, die den Standort des Korbes markierte, holte Schwung und warf den Haken hinaus auf das Meer. Anschließend begann er diesen zügig einzuholen
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