Rumble & Rush (German Edition)
Temperaturen da auf der Beringsee so angenehm, dass ich mir Sonnencreme einpacken kann? Soll ich der Spezialist für die kalten Regionen dieses Planeten werden?«
»Spezialisieren ist immer gut«, erwiderte der Kapitän grinsend. »Hey, aber mal ehrlich. Wir Seeleute sind manchmal ein wenig abergläubisch, gibt es vielleicht wirklich eine Chance, falls jeder Korb so voll ist, dich noch mal zu überreden, eine Saison mitzumachen?«
Arden zog verblüfft die Brauen hoch, als er merkte, dass es dem anderen durchaus ernst zu sein schien.
»Naja, wenn du in zwei Wochen durch bist, hast du weitere vierzehn Tage bei mir gut. Schließlich ist für mich ein Monat auf der Rumble geplant gewesen.«
Allan grinste von einem Ohr zum anderen. »Ich werde dich daran erinnern, wenn es soweit ist, versprochen.«
»Mach das«, erwiderte Arden leise lachend und verdrückte sich kopfschüttelnd wieder in die Küche. Er hatte zwar für alle etwas zu Essen gemacht, nur für sich selbst noch nicht.
Kapitel 9
Arden rieb sich über die Augen und sah selbst die Flutlichter auf dem Deck nur noch verschwommen. Er wusste nicht, wie oft er Essen hinaufgebracht hatte, zählte nicht mehr mit, wie viele Körbe die Männer versenkt hatten und stoisch weiterarbeiteten. Für ihn stand nur eines fest, er würde jetzt ins Bett gehen.
Die ersten zehn Stunden ihrer Arbeit waren die Seeleute noch mit Lachen und Scherzen beschäftigt, aber nun hatte sich Ruhe ausgebreitet und sie arbeiteten routiniert. Arden vermochte sich nicht vorzustellen, wie sehr ein jeder von ihnen wohl inzwischen seine Knochen spüren dürfte, es sei denn, die Kälte hatte alles betäubt. Er selbst hatte sich zwischendurch immer wieder nach unten verdrückt und für ein paar Minuten aufgewärmt, aber den Männern auf Deck schlug bereits seit knapp zwei Stunden Gischt ins Gesicht, weil das Wetter beschlossen hatte, schlechter zu werden.
Er sah nur, dass der riesige Stapel aus Körben zusehends weniger wurde.
»Der letzte Korb, die nächste Reihe geht in vier Stunden runter«, ertönte Allans Stimme durch den Lautsprecher.
Er stieß sich von der Metallwand ab und sammelte die Thermoskannen ein, anschließend trottete er langsam hinab. Er war fertig und das, obwohl er noch nicht einmal wie die anderen schwer gearbeitet hatte. Sein Fotoapparat lag auf dem Esstisch und Ardens Mundwinkel zuckte kurz erfreut, denn er hatte wirklich unschlagbare Aufnahmen gemacht, die ihn Zufriedensein ließen. Er dachte daran, dass die Männer in knapp vier Stunden bereits wieder oben sein mussten, und schmiss den großen Kaffeekocher noch einmal an. Anschließend nahm er sich die Kamera und ging langsam auf die Kajüte zu. Er linste auf die Tür des kleinen Badezimmers, aber selbst für eine schnelle Dusche war er zu müde.
Wenige Minuten später hatte er sich unter seiner Bettdecke bequem gemacht, und obwohl er so erschlagen war, trieb ihn seine Neugier dazu, sich zumindest ein paar der geschossenen Fotos auf dem Display der Kamera anzusehen.
Die Tür ging auf und Gyl Symon betrat die gemeinsame Kajüte.
»Hey«, grüßte der Seemann mit einem erschöpften Lächeln.
»Hey.«
Arden war dankbar, dass er sich auf die Bilder konzentrieren konnte und so nicht in die Versuchung kam, dem Mann beim Ausziehen zuzusehen.
»Gute Aufnahmen dabei?«
Der Journalist gab ein zustimmendes Brummen zum Besten. Dann sah er überrascht zur Seite, als Gyl sich direkt neben seinem Kopfende hinhockte, um mit auf den kleinen Bildschirm der Kamera zu blicken.
»Zeig mal«, forderte der andere.
Arden zog erstaunt die Brauen hoch und schmunzelte. »Alle vierhundertfünfzig oder nur ein paar davon?«
»Vierhundertfünfzig?«, echote Gyl.
»Genau. Aber ich denke, dafür sind wir beide zu müde.«
Er ließ ein Foto nach dem anderen erscheinen und bemerkte, wie der Seemann unweigerlich heranrückte, um die kleinen Bilder sehen zu können. Arden wurde sich dessen bewusst, dass er nur den Kopf hätte drehen müssen, und die Lippen des Mannes wären erreichbar.
»Du machst gute Fotos«, stellte Gyl anerkennend fest und sorgte dafür, dass sich ein Kribbeln in Ardens Magen ausbreitete, denn der warme Atem des anderen strich über seine Haut.
»Danke«, erwiderte er schlicht. Der Journalist versuchte, das Gesicht nicht automatisch in Gyls Richtung zu bewegen. Ihm entging nicht, dass der Mann noch näher kam.
»Eigentlich habe ich zu danken. Zum einen für die Verpflegung heute und auch dafür, dass du uns anscheinend
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