Rumble & Rush (German Edition)
nicht wirklich eigenständig. Du hingegen hast reichlich Erfahrungen von der Rumble mitgebracht, und wenn ich dich richtig einschätze, bist du durchaus in der Lage, Kyle die Stirn zu bieten, das würde Markus nicht hinbekommen. Bisher hat Dustin seinem Bruder den Kopf gewaschen, aber der muss meinen Sessel übernehmen.«
Gyl nickte nur, letztendlich blieb ihm keine Wahl. Der Kapitän hatte beschlossen und ihm war es egal, ob er seine Kohle auf der Luna oder aber der Rush verdiente, auch wenn die Bedingungen vielleicht kein Spaziergang wurden.
»Ich habe mit Dustin und Kyle bereits gesprochen. Ich muss dich vorwarnen, Kyle ist angepisst, weil ich gesagt habe, dass du für Dustin einspringen wirst und er nicht alleine Herr über die Rush spielen kann. Dafür ist die Crew umso dankbarer, da er Belastungsgrenzen gern anders einschätzt, als es wirklich der Fall ist.«
»Wie viel Deckerfahrung hat er?«
Steven blickte einen Moment auf den Teppich und erklärte dann leise: »So gut wie keine. Er taugt nicht fürs Deck, hat allerdings einen sechsten Sinn, wo Krabben zu finden sind und kennt die Rush bei jedem Seegang. Daher waren er und Dustin so ein gutes Team. Dustin ist ein Arbeitstier, das sich mit der Deckarbeit auskennt und weiß, wann die Leute nicht mehr können. Wenn er gesagt hat, dass die Crew fertig ist, hat Kyle nachgegeben, deshalb brauche ich dich jetzt auf der Rush. Die Männer respektieren Kyle nur bedingt, sie schätzen Kapitäne, die von beidem Ahnung haben und nicht nur im Sessel sitzen.«
Gyl verdrängte das ungute Gefühl in seinem Magen, denn unter den Voraussetzungen würde die Saison härter werden als gedacht.
»Wie alt sind deine Söhne?«, erlaubte er sich zu fragen.
»Dustin ist 32, Kyle ist 29.«
Gyl gab ein leise verzweifeltes Lachen von sich. »Du schickst mich zu einem 29jährigen Hitzkopf, der jetzt schon ein Problem mit mir hat?«
»Wenn nicht dich, wen dann? Meine erste Überlegung war, dass ich dir einfach die Luna übergebe und du die Saison schaukelst, allerdings hat Dustin mir den Zahn gezogen, da du bisher nur zwei Wochen auf der Luna gearbeitet hast.«
»Ich bin auch niemand, der alleine die Verantwortung für die Luna tragen wollen würde, Steven.«
Der Kapitän nickte und schien ausgesprochen zufrieden mit seiner Antwort zu sein. »Dafür, dass du dich mit Kyle herumschlagen musst, bekommst du einen kleinen Bonus von mir.«
Gyl hob überrascht die Brauen und streckte einen Moment später die Hand aus, als Steven den Scheck rüberreichte. Ein anerkennender Pfiff entkam ihm.
Steven lachte leise. »Das ist, damit du ihm nicht mit einem Faustschlag den Kiefer brichst, Gyl. Er hat wirklich eine Menge Temperament, und wenn Allan mich nicht angeschwindelt hat, dann bist du durchaus in der Lage, so etwas mit einem klassischen k. o. zu beantworten.«
Gyl hob überrascht den Blick von dem Stück Papier und sah Steven unangenehm berührt an. Er wusste, dass es üblich war, dass die Kapitäne bei Aufnahme eines Crewmitglieds miteinander sprachen. Dass Steven ihn trotzdem für die Saison angerufen hatte, ließ nur den Rückschluss zu, dass Allan keine bösen Worte verloren hatte.
»Allan hat mir bestätigt, dass du problemlos in der Lage wärst, mit der Luna die Saison durchzuziehen. Ich weiß nicht, warum du die Rumble verlassen hast, aber ich bin froh, dass du bei mir gelandet bist, Gyl Symon.«
Er nickte nur und versuchte das Ziehen zu unterdrücken, das sich einschleichen wollte, schließlich war es Allan gewesen, der ihm damals eine Chance gegeben hatte und letztendlich dafür sorgte, dass sein Leben in geregelte Bahnen geführt wurde.
»Lass dir von dem Kleinen nicht soviel bieten, in Ordnung, Gyl? Er ist zwar mein Sohn, den ich über alles Liebe, aber wir reden hier von der Arbeit und da kenne ich kein Pardon.«
Gyl nickte lediglich und fragte sich, was auf ihn zukommen würde.
Kapitel 2
Gyl begutachtete die Rush und schürzte die Lippen. Der Kahn war wirklich eine ganze Ecke größer als die Rumble oder die Luna May. Die Fangkörbe auf dem Pier ließen ihn wissen, dass eine Menge Arbeit ins Haus stand, denn Steven hatte ihn aufgeklärt, dass sie hier, mit Kyle, gerade Mal sechs Leute waren. Die Reihen würden länger werden, die Zeit ohne Schlaf also ebenso, dafür war das Geld entsprechend mehr.
Er ging gemächlich die Gangway zum Schiff hinauf und hielt sich vor Augen, dass er Jahre Knastdasein hinter sich gebracht hatte, da könnten vier Wochen auf der Rush
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