Rumble & Rush (German Edition)
Weichheit, die es ansonsten fraglos ausstrahlen würde. Kyle Pruett war einen knappen Kopf kleiner als er und ausgesprochen schlank.
»Gyl, das ist mein Bruder Kyle«, stellte Dustin die beiden Männer einander vor.
Es überraschte ihn, dass der Handschlag trotz der schmalen Finger ausgesprochen fest war.
»Das ist also der Ersatzwachhund«, kommentierte Kyle ihr aufeinandertreffen abfällig.
Während Gyl feststellte, dass er dem kleinen arroganten Typen jetzt schon nicht gut aufs Fell gucken konnte, lachte Dustin herzlich.
»Erfasst, Kyle, und Gyl ist nicht grundlos hier, das wissen wir beide. Also reiß dich zusammen und mach ihm das Leben nicht so schwer.«
»Soweit ich weiß kommt er von der Rumble, Dustin. Er wird es also durchaus gewöhnt sein, dass Kapitäne keine handzahmen Arschkriecher sind.« Mit diesen Worten drehte sich Kyle um und ließ sie allein zurück.
Gyl blickte dem Mann hinterher und hatte das Bedürfnis, seine Faust auf den Kiefer des anderen treffen zu lassen, damit ein Stück der Überheblichkeit verschwinden würde. Gleichzeitig bemühte er sich, gelassen zu bleiben.
»Denk daran, dass er nicht allein das Sagen hat, Gyl. Du übernimmst meinen Posten. Dir wird das Deck unterstellt und du hast Mitspracherecht bei relevanten Entscheidungen. Letzteres schmeckt Kyle nicht sonderlich, weil er dich noch nicht kennt, aber das wird sich legen.«
»Dein Wort in Gottes Gehörgang.«
Ein weiteres sympathisches Lachen kam von Dustin Pruett. »Ach ja, er kann dich übrigens nicht rauswerfen. Nur für den Fall, dass er damit drohen sollte. Wenn es gar nicht mit euch beiden klappt, bin ich derjenige, der den Vertrag auflösen muss. Allerdings wäre das wirklich ein Genickbruch für uns, weil jeder andere wohl ebenso an Kyle scheitern würde. Die Saison hat nur vier Wochen und ich hoffe, dass ihr die Zeit zusammen durchsteht, Gyl.«
»Das hoffe ich genauso.«
Sie setzten sich langsam wieder in Bewegung und Dustin zeigte ihm Stück für Stück das Schiff. Der Aufbau der Krabbenfänger war für Gyl nichts Neues, somit erwarteten ihn keine Überraschungen. Die Räume waren lediglich etwas großzügiger geschnitten, als es auf der Rumble und der Luna May der Fall gewesen war.
Dustin steuerte mit ihm die letzte Kabine an, die er noch nicht gesehen hatte. Es handelte sich um das Quartier, welches er sich mit Kyle teilen würde. Etwas, dass ihn nicht störte, denn sie würden sie dort nie gleichzeitig aufhalten. Dustin zögerte einen Moment und öffnete dann die Tür. Anschließend machte er Platz, um Gyl hineinblicken zu lassen. Die Augen des Seemanns wurden groß und er trat automatisch einen Schritt zurück.
»Die linke Seite ist deine, ähm, die rechte gehört Kyle. Wie du siehst, gibt es hier zwei Einzelbetten, da genug Platz ist.«
Erotische Bilder plakatierten die Wand, doch handelte es sich dabei nicht um Frauen, sondern um Männer in eindeutigen Posen.
»Ähm, ich wusste nicht genau, ob Dad dir vorher gesagt hat, dass Kyle schwul ist?«
Gyl drehte sich mit geöffnetem Mund in Dustins Richtung, holte anschließend tief Luft und erklärte: »Dass dein Bruder schwul ist, ist mir relativ egal, aber soll ich mir die Beine brechen, wenn ich ins Bett kommen will? Die ganzen Klamotten räumt er doch hoffentlich weg, bevor wir auslaufen?«
Dustin sah ihn überrascht an und prustete los. Anschließend schnappte er nach Luft und erwiderte: »Ich hab ihm bis heute keine Ordnung beibringen können, Gyl.«
Seine Augen nahmen einen angriffslustigen Blick an. »Hast du ihm je damit gedroht, die Beringsee mit seinem Kram zu füttern?«
»Ja, aber er kennt mich zu gut und weiß, dass ich es nicht machen würde.«
»Gut, ich bin konsequent und setze um, was ich verspreche.«
Dustin hielt sich inzwischen bereits den Bauch und ächzte: »Verdammt, ich will nicht von diesem Schiff runter, ich möchte hier bleiben und vier Wochen Zuschauer sein.«
Gyl starrte auf die Kleidung, die sich am Boden liegend befand, ebenso wie Zeitschriften und Bücher. Immerhin war er dankbar, dass lediglich eine Flasche Mineralwasser vor dem Bett stand, sich aber augenscheinlich keine leeren Lebensmittelverpackungen oder andere Esswaren dort befanden, sonst hätte er sich geweigert einzuziehen.
Sein Blick glitt ein weiteres Mal über die Wände und er betrachtete in aller Ruhe die Poster.
»Hat der Rest der Crew klein Problem damit?«, fragte er direkt.
»Kyle hat vom ersten Tag an kein Geheimnis daraus gemacht, das
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