Rumble & Rush (German Edition)
laufen und um Hilfe bitten? Das kommt besonders gut, oder, Gyl?« Kyles Tonfall war scharf geworden, sodass Gyl eine abschwächende Handbewegung machte.
»Er hat Knastdenken. Solche Sprüche dürften von ihm bei allen kommen, die deine Statur haben.«
Sein Gegenüber schnaufte ein weiteres Mal. »Auch wenn es Knastdenken sein mag, ich nehme so etwas ausgesprochen persönlich!«
Gyl nickte nur, denn er verstand den Mann. »Mach einen Bogen um ihn, Kyle. Nicht, dass der Typ mehr als nur Sprüche auf Lager hat.«
Kyle schien im ersten Moment Widerworte geben zu wollen, dann bewegte sich sein Kopf allerdings zustimmend.
»Du bist ebenso drin gewesen, oder? Denken alle so, die wieder rauskommen?«
»Ja, war ich. Ich glaube, John hat noch nicht so ganz Begriffen, dass die Realität anders läuft, als es im Knast der Fall war.«
Mit diesen Worten drehte sich Gyl um und verschwand von der Brücke, denn es lag nicht in seinem Interesse, dieses Thema auch nur im Ansatz zu vertiefen.
Die Flutlichter an Deck schalteten sich ein und die letzten Körbe wurden auf das Schiff geladen. Gyl wusste nicht, ob er sich auf die Saison freuen sollte oder wieder nach Hause wünschte. Allerdings hatte er auch die Zeit dort nicht wirklich genießen können. Das, was mit Arden geschehen war, hatte eine Kettenreaktion an Gedanken und Gefühlen in ihm ausgelöst, der er nicht Herr wurde. Hier auf der Rush blieb früher oder später keine Luft mehr für Grübeleien.
Die ersten Wochen hatte er bei sich renoviert und die Farm auf Vordermann gebracht, etwas, das zwar nicht nötig war, aber ihn ablenkte. Als alles erledigt war, kam er fast in Versuchung außerhalb der Saison auf ein Boot zu steigen, doch stattdessen beschloss er, die kleine Scheune auch aufzumöbeln. Wenn er früher nach einer Saison nach Hause kam, war seine Welt in Ordnung und er genoss die Zeit für sich, nun war es das erste Mal, dass er glaubte, etwas zu vermissen. Arden hatte ihm einen winzigen Samen eingepflanzt, dass es noch andere Dinge gab, außer dem, was er bereits in seinem Leben hatte.
Es kam ihm nicht mehr in den Sinn, in die Stadt zu fahren und sich einen Orgasmus zu verschaffen. Die Lektion, die Arden ihm erteilt hatte, saß tief, auch wenn es der Hintern eines Strichers war. Er hatte es probiert, als der Typ jedoch künstlich stöhnte, war ihm alles vergangen. Obendrein fluchte Gyl damals innerlich, weil er Sehnsucht nach etwas hatte, das ihm zuvor als nichtig erschienen war: Er wollte geküsst werden.
Gyl, der auf dem Dock vor der Rush stand, sah Dustin auf sich zukommen und lächelte. Er freute sich, den Mann vor dem Auslaufen noch einmal sehen zu können.
»Du siehst aus, als hätte die Saison bereits angefangen«, stellte er fest, denn Dustin hatte jetzt schon Augenränder und schien übernächtigt zu sein.
»Markus ist ausgefallen. Er hat sich beim Verladen der Körbe eine Hand gequetscht und ist ins Krankenhaus gekommen. Ich habe noch einen Ersatzspieler aufgetrieben, der früher auf der Rumble war. Dave Linville hat sich bei uns beworben und ich wollte wissen, ob du mir zu ihm was sagen kannst.«
»Dave ist nicht mehr auf der Rumble?«
Dustin schüttelte den Kopf. »Ich habe mit Allan Sykes gesprochen, aber die Zwei scheinen sich nicht im Guten getrennt zu haben, daher war er nicht gerade sehr auskunftsfreudig.«
Dustin zögerte einen Moment und sagte dann ehrlich: »Weißt du, Gyl, wenn es nicht mein Bruder wäre, dem du hilfst, würde ich dich wieder auf die Luna holen.«
Gyl lachte warm und klopfte dem anderen auf die Schulter. »Dave kann dir auf der Brücke helfen, auch wenn er vielleicht noch nicht ganz so erfahren ist. Ich wüsste nur gern, warum er nicht mehr auf der Rumble ist, hoffentlich hat er nicht irgendwas verbockt.«
»Kannst du ihn nicht ausquetschen? Er müsste in knapp dreißig Minuten auf der Luna sein.«
Gyl hob erstaunt die Brauen. »Wenn du willst, kein Ding, allerdings gebe ich Kyle dann kurz Bescheid, nicht, dass er glaubt, ich hätte mich vor Gram ertränkt.«
Dustins Gesicht wurde noch blasser und dieser sah ihn entsetzt an. Mit einem Lachen klopfte er ihm auf die Schulter und erklärte: »Das war ein Scherz, bisher läuft es entspannt zwischen uns und dein Bruder hat sogar seine Klamotten in den Schrank bekommen.«
»Oh, Moment, wir reden hier von Kyle Pruett?«
»Japp.«
»Gyl, du hast den Kleinen besser im Griff, als ich in den letzten Jahren!«
»Ich bin ja nicht sein Bruder, aber glaub mir, wir werden
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