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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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meinem Tee und sage Samir, dass ich zum Geschäft an der Ecke gehe, um Zigaretten zu holen.
    »Ich habe noch Zigaretten.«
    »Nicht die, die ich rauche.« Egal, welche Marke er mir anbieten will, ich werde sie sofort hassen.
    »Arme Studenten sollten nicht so wählerisch sein«, sagt Hussein. Der Junge mit dem vernarbten Mund neben ihm nickt, lächelt mich nervös an und fragt, ob er mitkommen kann.
    »Nein, ich bin gleich wieder da«, sage ich. Ich gebe ein Lachen von mir, das falsch und gezwungen klingt. Ich will hier raus. Vielleicht nehme ich einen Bus nach Hause und erzähle Mama und Papa, dass ihre beiden ältesten Söhne den Verstand verloren haben. Ich entschuldige mich und gehe hinaus.
    Das Geschäft liegt an der Ecke. Ich kaufe mir Zigaretten und bleibe unter der Markise eines Geschäfts stehen. Der warme Honigduft des Rauchs bringt mich zur Ruhe, ich habe keine Eile, zurückzugehen, und sehe mir eine Straße weiter die Passanten auf der schicken Rue Hamra an. Meine Brüder. Lassen sich auf einen Möchtegern-Terroristen-Schrägstrich-Bücherwurm ein, der in einer teuren Wohnung lebt. Verrückt. Ich fange an, Argumente zu sammeln, überlege mir, mit welchen Worten ich ihnen sagen werde, dass sie einen Fehler machen. »Blut aus Feuer« – was für ein Name. Ich stelle mir die Heimfahrt nach Hause vor, auf der meine Brüder versuchen werden, mich davon zu überzeugen, dass sie der Gerechtigkeit dienen. Vielleicht tun sie das sogar. Ich verstehe ja, dass sie enttäuscht sind von dem politischen System, dem Westen, dem Rest der arabischen Welt und …
    Die Detonation klingt eher wie ein Lastwagen, der eine Tonne Kies ablädt, eher wie das Grollen von Maschinen als der Tod. Ich habe vorher schon Explosionen gehört. Diese erschüttert mich bis ins Mark. Ich erstarre, dann überfällt mich das Grauen. Ich renne die Straße hinunter, zerquetsche die Zigarette zwischen meinen Fingern und spüre nicht, wie mir die heiße Asche die Hand verbrennt.
    Der Junge mit dem vernarbten Mund, der andere Khaled, prallt gegen mich, stößt mich zu Boden, tritt mit dem Fuß auf meine Brust, während er weiterrennt. Ich stehe auf und laufe auf das Apartmentgebäude zu.
    Aus Husseins Gebäude steigt Rauch in den Regen auf. Aus dem zweiten Stock, wo Husseins Wohnung ist. War.
    Ein brennender Körper stürzt aus dem Fenster. Er fällt, mit rudernden Armen, und schlägt auf dem von Trümmern übersäten Gehsteig auf, während ich darauf zurenne.
    Gebran. Ich beginne zu schreien. Seine Arme, die mich so oft getragen haben, brennen, seine Finger, die Bach und Volkslieder gespielt haben, brennen, sein dunkles, lockiges Haar brennt. Er schlägt direkt vor mir auf dem Gehsteig auf, drei Meter von mir entfernt. Ich werfe mich über ihn, um die Flammen zu ersticken. Ich spüre die Flammen nicht, ich spüre keinen Schmerz, ich spüre, wie sein Tod durch mich hindurchgeht.
    Hände packen mich und zerren mich von Gebran weg. Eine Maske der Überraschung bedeckt sein totes Gesicht. Von seinen Schultern, seinem Haar steigt Rauch auf. Sirenen heulen. Ich stürze die Treppe hinauf und stemme mich gegen die in Panik geratenen Mieter, die aus dem Gebäude fliehen.
    Das gesamte Stockwerk ist eine Ruine. Husseins Wohnung und die daneben sind zerstört. In den beiden Wohnungen brennt es, doch vom Treppenhaus aus kann ich Körperteile der Toten sehen: die Reste eines Arms, die auf dem Boden zerstreut sind. Kopf und Schultern von einem der Freunde Husseins, verbrannt und zerfetzt. Ein verkohlter Haufen, der einmal ein Mensch gewesen ist.
    Und Samir. Er ist von den Ausläufern der Explosion erwischt worden; vielleicht kam er gerade aus der Wohnung, um mich zurückzuholen, um mir eine Strafpredigt zu halten, weil ich so unhöflich gewesen bin, zu gehen und nicht sofort wieder zurückzukommen. Er liegt an einer vom Einsturz bedrohten Wand, die Beine verdreht wie vom Wind gepeitschte Zweige, das Gesicht bleich. Blut fließt aus ihm heraus, als würde er schmelzen, sein ganzer Körper verwandelt sich in Blut.
    Ich falle neben ihm auf die Knie, versuche, ihn hochzuziehen, und er fängt an auseinanderzufallen. Er ist nicht mehr zu retten.
    »Töte … töte sie …« Seine Lippen schaffen es, die Worte zu bilden. Er sieht mich an, als würde er mich nicht kennen. Dann stirbt er.
    Die Decke beginnt einzustürzen, und ich renne die Treppe hinunter. Hinaus auf die Straße, an den Sirenen und Löschzügen vorbei, das Blut meiner Brüder im Gesicht. Ich renne nach

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