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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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gehorchen, oder als sei er eine inmitten des Schnees aufgestellte Statue. Instinktiv streckte er die Hand nach seinem Schwert aus.
    Und fand den Dolch.
    Er hatte vorgehabt, ihn Marikani vor seinem Aufbruch zurückzugeben; der Gedanke war ihm in der vorigen Nacht durch den Sinn gegangen. Dann hatte er es vergessen. Das Bild, wie die Klinge seine Fesseln durchschnitten hatte, unter Wasser, in der eisigen Strömung, stand wieder vor seinem inneren Auge.
    Er schuldete ihr nichts. Das Einzige, was sie unter Beweis gestellt hatte, als sie an jenem Nachmittag hinabgetaucht war, war unglaubliche Torheit. Seine Reaktion darauf war unverständlich …
    … und zehn Sekunden später war er bereits den Felsabhang heruntergeeilt und hatte sich auf die Hunde geworfen.
    Der erste wandte sich von seiner Beute ab, als er Arekh kommen sah, und warf sich mit geiferndem Maul und entblößten Reißzähnen auf ihn. Arekh spaltete ihm mit einem wuchtigen Hieb den Schädel. Die Knochen der Bestie krachten, und ihr Gehirn spritzte hervor. Guter Stahl , dachte Arekh. Wenigstens hatte der Nomade ihn nicht über die Qualität getäuscht. Er musste den Kadaver des Hundes schütteln, um das Schwert freizubekommen, während zwei andere sich schon auf ihn stürzten. Einer
biss ihn fast in den Arm, aber Arekh wirbelte gerade noch rechtzeitig herum und stieß ihm den Kadaver mit voller Kraft ins Gesicht, so dass er abrupt zusammenbrach. Mit einem Kriegsschrei griff Mîn den vierten Hund mit seinem Stock an. Aus dem Augenwinkel sah Arekh, dass die beiden Frauen zögerten; sie hatten die Finger um ihre Steine gekrampft und beobachteten die beiden weiteren Hunde, die sich nicht rührten. Die Hexerei, die sie antrieb, musste in ihnen gegen den Instinkt ankämpfen, der ihnen riet, sich auf den gefährlichsten Feind - den mit dem großen Schwert - zu werfen.
    Der Kadaver des ersten Hundes war endlich von der Klinge geglitten; es gelang Arekh, den dritten Hund mit einem Fußtritt zurückzustoßen und dann aufzuspießen. Wenigstens versuchte er, ihn aufzuspießen, doch es gelang ihm nur, ihm eine große Wunde in der Flanke zu schlagen. Nicht genug, um ihn zu töten, aber genug, ihn zurückweichen und aufheulen zu lassen, bevor er Arekh erneut anzufallen versuchte. Aber das Blut und die Eingeweide des Tieres quollen in den Schnee und hinterließen eine lange, purpurrote Spur. Bald brach die Bestie zusammen. Arekh nutzte die Atempause, die sich ihm bot, um Marikani den Dolch zu reichen. Diese brauchte einen Sekundenbruchteil, um zu verstehen, was er tat - Arekh sah Erstaunen in ihren Augen aufscheinen. Dann blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken: Die Hunde griffen noch einmal an.
    Ihr Instinkt musste sich als stärker als die Magie erwiesen haben, denn die Tiere hatten sich entschlossen, Arekh zum hauptsächlichen Ziel ihres Angriffs zu machen. Es waren noch drei Tiere übrig, die beiden, die gezögert hatten, und der eine Hund, den Mîn angegriffen hatte - offensichtlich ohne großen Erfolg. Der Jugendliche war aus Arekhs Gesichtsfeld verschwunden.

    Da er es mit drei Bestien auf einmal zu tun hatte, konnte Arekh nicht länger nachdenken: Er konnte nur blind zuschlagen und versuchen zu überleben, indem er verhinderte, dass eines der Monster ihn an der Kehle erwischte. Seine Klinge schnitt in eine Schnauze, prallte von einer Flanke ab. Die Fleischwunden und der Atem der Tiere strömten einen beißenden, erstickenden Geruch aus. Plötzlich spürte Arekh, dass der Druck nachließ: Lionor und Marikani hatten einen Hund angegriffen.
    Er holte tief Atem und sah, wie eine der Bestien sich abermals auf ihn stürzte; Blut sickerte aus ihren zahlreichen Wunden. Das Schwert sauste herab und trennte beinahe den Kopf des Hundes vom Rumpf. Das zweite Tier flüchtete unter leisem Winseln.
    Arekh tat alles weh. Er spürte, dass ihm das Blut den Rücken, den Schenkel und den Arm hinablief. Der dritte Hund war ebenfalls tot. Marikani war es gelungen, ihm den Dolch ins Auge zu stoßen.
    Lionor half dem blassen Mîn, der in den Schnee gestürzt war, aufzustehen. Seine rechte Schulter blutete.
    »Es müssen noch weitere da sein«, sagte Marikani mit tonloser Stimme.
    Sie begannen auf den Pass zuzulaufen; der Schnee, der ihnen an den Füßen klebte, verlangsamte ihre Schritte, ebenso der aufkommende Wind, der ihnen entgegenblies. Sie hatten noch keine dreißig Meter überwunden, als weitere Silhouetten auf einer Anhöhe hinter ihnen auftauchten. Lionor, die sich just in diesem

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