Rune der Knechtschaft
begonnen hatte, bevor die Hunde alle gemeinsam angriffen. Er versetzte dem ersten einen Schlag mit der flachen Seite der Schwertklinge, bevor er sich in der Hoffnung, dass er sich die Lage der Sprossen gut eingeprägt hatte, seinerseits in die Dunkelheit fallen ließ.
KAPITEL 4
Arekhs Körper schrammte über den Stein; er stieß mit dem Rücken gegen die Wand und hörte ein ersticktes weibliches Fluchen unter sich. Seine Hände griffen nach einer Sprosse und glitten ab; er packte die darunterliegende und stieß dabei unabsichtlich gegen irgendetwas - irgendjemanden - weiter unten. Er gewann ein gewisses Gleichgewicht zurück und begann, in die Tiefe zu steigen. Wie durch ein Wunder war Marikani - wenn sie es war, die er versehentlich angestoßen hatten - ihm weit genug voraus, um ihn nicht aufzuhalten.
Oder vielleicht war es auch kein Wunder, sondern er war nur langsam. Langsam, weil seine Schulter entsetzlich schmerzte, weil sich in seinem Kopf alles drehte, weil er viel Blut verlor.
Arekh konzentrierte sich auf die Sprossen und stieg einen Fuß nach dem anderen herab, so schnell es ihm seine schmerzenden Handgelenke und Arme gestatteten.
Der Abstieg schien unendlich lange zu dauern. Arekh hörte stoßweise Atemzüge unter sich, die ruhigen, aber erschöpften der beiden Frauen und die rauen, abgehackten von Mîn. Über ihm war rings um den Brunnen das Gebell ohrenbetäubend. Die Hundeführer mussten mittlerweile eingetroffen sein; sie sahen sicher in den Brunnen hinab.
Arekh hob nicht den Kopf. Irgendetwas zischte an ihm vorbei. Ein Pfeil? Dann hörte er männliche Stimmen, die miteinander stritten, konnte aber aufgrund des Bellens die Worte nicht verstehen.
Die Stimmen … In Arekhs benebeltem Verstand erwachte irgendetwas. Ein Eindruck, eine Bemerkung, die in seiner Erinnerung hängen blieb, ohne dass er sich den Inhalt bewusst machte.
Dann vergaß er alles, bis auf den Schmerz und die Müdigkeit.
Der Abstieg war wirklich unendlich. Eine Sprosse, dann noch eine. Würde er durchhalten?
Eine weibliche Stimme rief ihm irgendetwas zu, das Arekh nicht verstand, und etwas Gewaltiges prallte mit ohrenbetäubendem Lärm von den Wänden des Brunnens ab und verfehlte ihn nur knapp. Ein Felsbrocken , begriff er. Sie versuchen, uns zu Fall zu bringen. Er stellte sich vor, wie ein Stein ihn traf, sah sich die Sprosse loslassen und unendlich tief in die Dunkelheit stürzen … Und da berührte sein Fuß plötzlich die Erde. Er stolperte fast auf dem feuchten Boden, und eine Frauenhand zog ihn in den Tunnel, in Deckung.
Sie entfernten sich einige Meter von dem Loch und blieben dort alle vier gegen die Wand gepresst stehen. Arekh hatte nicht die Kraft, sich zu rühren. Er stand an die Mauer gelehnt, zu der ihn Marikani hinübergezogen hatte, und schöpfte wieder Atem. Einen kurzen Moment lang war sein Gesicht dem der jungen Frau sehr nah.
Das Gebell der Hunde draußen klang weit entfernt. Der Wind hatte weiter aufgefrischt; Böen fegten in den Brunnen.
»Jetzt können sie uns nichts mehr tun, oder?«, fragte Mîn mit zitternder Stimme. »Die Hunde können doch nicht herunter, nicht wahr?«
Ein langgezogenes, schrilles Bellen ertönte. Lionor schrie auf, und Arekh zuckte zusammen, als etwas Schweres, Weiches mit einem herzzerreißenden Wimmern auf dem Boden des Brunnens zerschmettert wurde. Ein Hund. Marikani trat einen Schritt vor, um die tote Bestie entsetzt zu betrachten. Der Sturz hätte jedes beliebige Wesen getötet.
»Was tun sie nur?«, murmelte Lionor. »Werfen sie sie jetzt zu uns herunter?«
Der Hund war vielleicht versehentlich in den Schacht gestürzt. Es sei denn, Lionor hatte recht, und die Hundeführer hatten ihn hinabgeworfen, um zu sehen, ob die Tiere den Sturz überleben würden.
Und das war nicht der Fall.
»Da hast du die Antwort auf deine Frage, Mîn«, flüsterte Arekh.
Sie gingen etwa zehn Meter weit in den Tunnel hinein, bevor sie sich hinsetzten und nachdachten. Es wäre klüger gewesen, sich weiter zu entfernen, aber sie waren erschöpft. Außerdem würden sie es von hier aus hören, falls die beiden Hundeführer sich entschlossen, die Leiter hinabzusteigen.
Arekh bezweifelte, dass sie es tun würden. Mit ihren Hunden waren die Männer unbesiegbar, aber sie waren wohl nur zu zweit. Sie würden Angst haben, dass etwas schiefgehen könnte, wenn sie allein und von ihren Tieren getrennt waren.
»Vielleicht werden sie die Hunde an Stricken herablassen«, begann Mîn erneut.
Arekh
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