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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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beiden Liebenden etwa stundenlang gewandert, um ein Liebesnest zu finden? Vielleicht … Aber leider gab es auch eine andere Erklärung: die nämlich, dass die Flüchtlinge so oft abgebogen waren, dass sie im Kreis gelaufen waren.
    Bald darauf war ihre Furcht verflogen. Die Erschöpfung war zu stark gewesen, als dass sie noch länger hätten nachdenken können. Sie waren bis in eine Höhle gewandert, in der ein kleiner Wasserfall plätscherte. Dort waren sie hinter einer Reihe natürlicher Säulen in traumlosen Schlaf gesunken.
    Das Erwachen war angenehm. Das Geräusch des Wassers hatte Arekh eingelullt, und als er die Augen wieder aufschlug, sah er als Erstes, wie Marikani und Lionor sich wuschen. Es war zu kalt, um ihre Kleider ganz abzulegen, also entblößten sie erst ein Bein, dann das andere, danach jeweils einen Arm, um sich mit einem feuchten Tuch abzureiben.
    Arekh wusch endlich seine Schulterwunde. Sie tat ihm weh, aber die Schmerzen waren weit davon entfernt, unerträglich zu sein. Wovor er sich am meisten fürchtete, war natürlich, dass die Wunde sich entzünden könnte. Es war möglich, dieses Problem ebenso wie verschiedenste andere Krankheiten mit Mahhm zu beheben, einem Rindensud, der eine bräunliche, bittere Flüssigkeit bildete. Das Heilmittel war gängig, da der entsprechende Baum in den Ebenen
südlich des Joar reichlich vorhanden war. In den meisten Städten gab es daher Mahhm - aber sie waren nicht in einer Stadt und hatten das Mittel nicht im Gepäck.
    Vielleicht hatten die Berebeï welches. Vielleicht wären sie bereit gewesen, ihnen etwas davon zu verkaufen. Leider hatten sie daran nicht gedacht.
    Marikani kam mit dem Proviantbeutel auf ihn zu; ihre langen, feuchten Haare fielen ihr über die Schultern. Sie lächelte. Sie war wunderschön, und Arekh spürte, wie neuerliche Aggression sich seiner bemächtigte.
    »Ihr erweist Euch manchmal wirklich als unglaublich dumm«, sagte er brüsk. »Mîn und Eure Hofdame vor Euch in den Brunnen steigen zu lassen … Zu tauchen, um Galeerensträflinge zu retten … Wisst Ihr nicht, dass das Leben jeden zermalmt, der so naiv ist?«
    Die junge Frau musterte ihn überrascht. »Na, Ihr habt ja lustige Gesprächsthemen so früh am Morgen!«
    »Ich spreche aus, was ich denke, sobald es mir in den Sinn kommt.«
    »Fahrt fort. Ich will Euch in Eurem Schwung nicht bremsen.«
    »Warum seid Ihr nicht als Erste hinuntergestiegen? Wenn ein Bauer oder Bürger beschließt, sich zu opfern, ist das seine Sache, aber wie ich Euch schon beim letzten Mal sagte: Ihr seid Königin. Ihr seid für Euer Königreich verantwortlich - nicht für Euer Gefolge.«
    »Dieses eine Mal denkt Ihr nicht sehr strategisch, Nde Arekh«, sagte Marikani, setzte sich hin und reichte ihm einen Fladen. »Wir sind auf Gnade und Ungnade von der Loyalität derjenigen abhängig, die uns dienen. Und eine der wichtigsten Arten, uns diese Loyalität zu sichern, ist, uns unsererseits loyal zu zeigen. Es gibt zahlreiche Diener, die ihre Herren erdolchen - das wisst Ihr sicherlich.
Was hindert Lionor daran, mich an den Emir zu verraten und sich so ein beträchtliches Kopfgeld zu sichern? Nur die Freundschaft - und Freundschaft ist niemals einseitig. Glaubt Ihr, dass sie ihr Leben für mich riskieren würde, wenn sie annehmen müsste, dass ich sie beim ersten Anzeichen von Gefahr im Stich lasse?«
    Arekh dachte darüber nach. Marikani hatte durchaus nicht unrecht. »Aber die ertrinkenden Galeerensklaven waren nicht Eure Getreuen.«
    »Das war ein spontaner Entschluss - das habe ich Euch doch schon erklärt. Unvernünftig vielleicht … Aber bisher musste ich ihn nicht bereuen. Ein selbstloser Akt ruft oft wiederum einen von demjenigen hervor, dem er gilt.«
    »Ihr täuscht Euch.«
    »Ihr seid hier.«
    Schweigen senkte sich zwischen ihnen herab. Arekh spürte, wie ihn ohne rechten Grund ein Hauch von Zorn durchlief. Er schluckte ihn hinunter und bemühte sich, aufrichtig zu antworten. »Ich weiß nicht, warum. Aber Ihr würdet einen schweren Fehler begehen, wenn Ihr meinen Fall als die Regel betrachten würdet. Wenn Ihr auf diesem Weg weitermacht, werdet Ihr bald Schiffbruch erleiden.«
    »Wir werden sehen.«
    Gar nichts werdet Ihr sehen - denn Ihr werdet tot sein , hätte er gern gesagt, aber ein weiteres Mal schluckte er seine Worte herunter. »Wir haben ein Problem«, sagte er. »Die Orientierung.«
    Marikani nickte. »Ich glaube, dass wir mehr oder minder der Linie des Bergkamms folgen … nach

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