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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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verraten. Er
wusste, dass Affen - vom Bösen getrieben, mit gespenstischer Intelligenz gesegnet - hervorragende Verbündete werden konnten. Es widerstrebte ihm nicht, seine Götter und das Wahrheitsgelübde, das er vor den Gläubigen abgelegt hatte, zu verraten. Er dachte nur an seine eigene Zukunft und die Macht, die ihm aus dieser Angelegenheit erwachsen konnte.
    ›Ich werde dich nicht verraten‹, sagte er. ›Du wirst jeden Tag in den Tempel kommen, und ich werde aus dir die gelehrteste, gewandteste Frau der ganzen Stadt machen. Du bist schön - du wirst den Sohn des Bürgermeisters verführen. Wie sein Vater ist er nicht besonders schlau, so dass du mit Leichtigkeit seinen Geist und damit die Stadt beherrschen wirst. Ich werde dein Geliebter und zugleich dein Berater sein; durch dich werde ich König werden.‹<
    So nahm er das Affenweibchen zur Geliebten, obwohl es noch jung war und wie ein Mädchen von dreizehn Jahren aussah. Und nur die Götter wussten, was die Kleine darüber dachte oder ob ihr die Treffen in den Geheimkammern des Tempels unter dem Blick der Fîr-Statue gefielen, zu denen der Priester sie jeden Morgen zwang.
    Und nachdem er sie fleischlich erkannt hatte, unterwies der Priester sie in den Wissenschaften und in der Literatur, im Auftreten und Sprechen, so gut, dass die Äffin bald die kultivierteste Frau der Stadt war und, wie vorgesehen, den Sohn des Bürgermeisters heiratete. Und als der Bürgermeister starb, regierte der Sohn die Stadt - und durch ihn seine Frau und durch sie ihr Geliebter.
    Aber das Affenweibchen strahlte das Böse aus, denn das Böse war seine Natur - und Stück für Stück begann das Böse auf die Stadt abzufärben. Die Einwohner fielen nach und nach vom Glauben ab, und ihre Handlungen und Gedanken wurden böse. Das Wasser war verseucht,
das Brot verfaulte schneller in den Kellern, die Wände wurden von seltsamen Tieren zernagt, und das Dörrfleisch schmeckte nach Asche und Unglück.
    Eines Tages erfuhren die Affen, die in anderen Städten und anderen Ländern lebten, dass der Bürgermeister der Stadt sein Ohr und seine Seele an eine der ihren verkauft hatte, die ihm Hass und Schlechtes einflüsterte und so seine Entscheidungen beeinflusste und sein Herz korrumpierte. So flohen sie aus ihren Käfigen oder aus den Häusern ihrer Besitzer und schlichen sich heimlich in die Stadt und ins Haus des Bürgermeisters ein, auch in die Häuser der Adligen und wohlhabenden Kaufleute. Sie töteten die Ehemänner, nahmen ihren Platz ein, lebten ihr Leben und saugten ihren Frauen und Freunden die Seelen aus. Und bald war die Stadt verflucht; die Götter wandten den Blick ab, und im Tempel weinte die Fîr-Statue bittere Tränen.
    Da verließen die Kinder der Stadt die Häuser, in denen die Luft zu verpestet war. Sie traten auf die gepflasterten Straßen ins Sternenlicht hinaus, hoben ihre Gesichter der Nacht und der frischen Luft entgegen, beteten, ohne es zu wissen, beweinten ihr Leben und fürchteten die Zukunft.
    Und Ô erhörte sie, Ô, der das Ende ist, der es herbeiführt und empfängt, und Ô beschloss, dass er genug gesehen hatte. So ließ Ô einen Stern fallen, und der Stern zog eine feurige Bahn über den Himmel, und die Kinder beschlossen, ihm zu folgen. Sie verließen die Stadt, dem Weinen und Schreien ihrer Mütter zum Trotz und unter dem Hohngelächter ihrer Väter, die Affen waren. Sie brachen auf und wanderten immer dem Sternenfeuer nach - und die Bahn des Sterns führte sie an einen Fluss, dann den Fluss entlang zu einem See, und der Stern stürzte dort ins Wasser und erlosch. Da weinten die Herzen der Kinder,
denn sie hatten begriffen, dass das Licht ihnen nicht zugedacht war.
    Eines nach dem anderen stiegen sie ins Wasser des Sees und gingen auf seinen Grund zu, ohne stehen zu bleiben, selbst, als das Wasser ihnen bis zu den Knien, zur Hüfte und schließlich bis zum Mund reichte. Sie gingen immer weiter, und so ertranken die Kinder der Stadt eines nach dem anderen.«
    Arekh hörte auf zu sprechen, und es schien ihm, als glitten seine Worte über die Wasseroberfläche und kräuselten sie leicht, bevor sie verschwanden.
    Er wusste nicht, woher die Geschichte gekommen war oder was sie bedeutete. Manche Priester hörten in Trance die Botschaften der Götter. Die Priesterinnen, die bei Orakeln Dienst taten, standen in direkter Verbindung mit dem Göttlichen; die nächtlichen Boten mit den ebenholzschwarzen Flügeln schlüpften unter ihre Lider und flüsterten ihnen im

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