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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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gemeinsame Zeit zu verlängern, und hielt sogar an gelben Ampeln, die ich normalerweise mitgenommen hätte.
    »Meinst du, Mom und Dad haben etwas davon mitbekommen, wie ich Onkel James angeschnauzt habe?«
    »Vermutlich nicht. Und selbst wenn, sie wissen, daß er ein Arschloch ist.« Ich lachte blöde, denn wir kamen vom familiären Regen der Gegenwart in die Traufe der Vergangenheit. »Man kann sich seine Verwandten ebensowenig aussuchen wie seine Ahnen.«
    Aaron nickte. »Sieht so aus, als hätten wir von beidem das Beste erwischt.«
    Wir lachten darüber, aber es war ein trauriges Lachen, das in Situationen entsteht, in denen man entweder lacht oder weint. Ein Lachen der Sehnsucht nach der Einfachheit, die andere Menschen kennen, und den geringfügigen Folgen, die ihre Entscheidungen nach sich ziehen. Wie wundervoll wäre es gewesen, sich auf Onkel James’ Kosten totzulachen und nur ein kleines bißchen Schuldgefühl zu verspüren, weil er Moms Bruder war – und nicht weiter darüber nachdenken zu müssen. Doch unser Los war ein anderes.
    »Wir werden gewinnen«, sagte ich nach einer Weile.
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Ich weiß es einfach. Es liegt uns im Blut – wir haben Olaf schon einmal besiegt, und wir können ihn wieder besiegen. Spürst du das nicht?« Ich hoffte, enthusiastischer zu klingen, als ich mich fühlte.
    Er sah mich an, und sein Gesicht war todernst. Und älter. »Nein, das tue ich nicht. Schon bevor ich die Hintergründe kannte, wußte ich, daß alles in einer Katastrophe enden wird.«
    Was für eine Aussage, um ein Gespräch zu beenden, denn wir kamen gerade auf dem Parkplatz von Chuck Wagon an. »Bleib einfach dort drin, Aaron. Bitte. Ich brauche dich.« Ich sah ihm in die Augen. »Und das meine ich ernst.«
    Er drückte meine Hand und nickte. Dann grinste er. »Sei pünktlich um zwei Uhr da, wenn ich Schluß habe. Ich brauche dich auch.«
    Aaron stieg aus, und ich sah ihm nach, bis er in dem Gebäude verschwand. Paß auf dich auf rief ich ihm in Gedanken nach. Dann fuhr ich auf die Hauptstraße. Einige Minuten später tauchte das Einkaufszentrum auf, und auf einem Impuls gehorchend hielt ich an. Alles war besser, als in dieses leere Haus zurückzugehen. Also sah ich mir die ersten Weihnachtsdekorationen an, um die Zeit totzuschlagen. Ich lief Valerie Waters über den Weg, und wir sprachen halbwegs manierlich miteinander. Ich hatte ein angenehmes Gefühl, als ich eine Stunde später zum Parkplatz zurückging …
    … bis der Krankenwagen auf der Hauptstraße vorbeischoß. In Richtung Westen. Es war einer jener Momente des Schreckens, wenn jeder Fetzen Logik in Körper und Seele einem sagt, daß all das nichts mit einem zu tun hat – und doch weiß das Herz, daß dem nicht so ist. Eines hatte ich in den letzten Monaten gelernt: auf die inneren Gefühle zu achten. Als ich das Steigen und Fallen dieser Sirene hörte, grinsten und tanzten alle möglichen verrückten Gedanken durch meinen Kopf. Gedanken über Olaf, wie er einen wundervollen neuen Gastkörper gefunden hatte, dem Aaron niemals mißtrauen würde. Willkommen in Wallhöll.
    Ich rannte zu meinem Wagen. Der Verkehr war bereits das völlige Chaos, und es vergingen fünf Minuten, bis ich mich an einer Ausfahrt einreihen konnte. Ich schlug mit der Faust gegen das Lenkrad, um nicht dem Drang nachzugeben, auf die Hupe zu drücken.
    Zwei Häuserzeilen lang folgte ich der Hauptstraße, dann bog ich ab in Richtung Steak-Haus. Dort war gerade die Flaute zwischen Frühstück und Mittagessen, also standen nicht viele Wagen da. Darum gab es mehr Platz für den Krankenwagen, der vor dem Angestellteneingang an der Rückseite des Gebäudes hielt.
    Ich wagte nicht einmal zu denken. Noch nicht …
    Ich schoß aus dem Auto und rannte ins Gebäude. Ich glaubte, jemanden schreien zu hören. Das flackernde Warnlicht des Krankenwagens hüllte das Gebäude, die Autos und die Gesichter der Menschen in roten Schein. Dann öffnete ein Notarzt die Seitentür des Gebäudes und die Hintertür des Krankenwagens.
    Rollende Räder … Ich stand beim Eingang und sah zu, wie die Notärzte das Widerlichste hinauskarrten, das ich je gesehen hatte. Jemand in einem Westernhemd lag auf dieser Barre, doch am Gesicht konnte man nicht mehr erkennen, daß es sich um einen Menschen handelte. Es war bedeckt mit Brandblasen, mit dunklen und gewaltigen Krusten, und die Züge waren nicht mehr deutlich zu sehen. Der Mund stand offen in einem erstickten Krächzer.
    Ich

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