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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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Süden, bis sie auf der steilen Flanke des Hengill-Vulkans nahe beim Kraftwerk angekommen war. Zwischen den alten Kratern des Lavafeldes Hagavíkurhraun schlängelte sich die asphaltierte Straße hindurch. Mächtige Dampfsäulen zeigten an, welch enorme Wärmeenergie da im Bauch der Erde schlummerte. Von dort fuhren sie weiter über die Lavafelder von Mosfell bis zum Rundfunkgebäude in Reykjavík.
    Melkorka machte sich sofort an die Fertigstellung ihres Berichts für die Abendsendung über die Taucher in Silfra. Dennoch spukte Jack Powell hartnäckig durch ihre Gedanken. Was trieb er hier in Island? War er im Auftrag von Brownwater gekommen und arbeitete für Alan Sexton? Und wenn ja, was hatten sie am Þingvallavatn zu schaffen?
    Als sie spät abends nach Hause kam und Kári von Powells |324| Anwesenheit auf Þingvellir berichtete, zeigte sich ihr Ehemann besorgt: »Du willst diese Burschen doch hoffentlich nicht noch einmal verfolgen?«
    Melkorka stellte die Gegenfrage: »Findest du es nicht seltsam, wenn sich Brownwater mit einer Gruppe von Leuten in Island herumtreibt?«
    »Du hast ja nur ihn gesehen. Er könnte ja auch einfach nur Urlaub machen.«
    »Mit fünf Tonnen randvoll mit Treibstoff?«
    »Naja, in Hestvík gibt es nicht nur Sommerhäuser für Touristen, sondern auch Bootshäuser. Wenn der Bursche im Þingvallavatn beispielsweise angeln möchte, dann braucht er den für sein Boot.«
    »Du hast wohl auf alles eine logische Antwort«, entgegnete Melkorka. »Aber ich kauf dir das nicht ab. Ich finde es verdächtig, dass die Brownwater-Leute wieder hier auftauchen. Eigentlich sogar mehr als verdächtig. Spooky ist das, wie Erna sagen würde.«
    »
Ein
Agent«, verbesserte Kári sie.
    »Wenn Jack Powell schon hier ist, dann ist auch Alan Sexton nicht weit, da bin ich mir ganz sicher.«
    Melkorka nahm den Laptop und ihr Handy ins Wohnzimmer mit, setzte sich in ihren Lieblingssessel, öffnete das Telefonverzeichnis und rief Bekannte an, die einen guten Draht in die Tourismusbranche hatten. Der dritte Anruf war erfolgreich.
    »Ja, ja, du meinst den Typen, der alle Sommerhäuser in Hestvík für einen Monat gemietet hat«, sagte Marta Pálsdóttir. Sie hatte lange in der Südwestecke des Landes als Reiseführerin für Touristengruppen vornehmlich von Kreuzfahrtschiffen gearbeitet. »Der hat an jedem Finger |325| einen Bediensteten. Auf dem Flughafen Reykjavík steht sein Privatjet. Ein waschechter Milliardär.«
    »Weißt du, wie er heißt?«
    »Nein. Nur dass er Amerikaner ist und schrecklich reich.«
    »Was tut der denn hier?«
    »Wahrscheinlich sein Geld zählen«, lachte Marta.
    Nach zwei weiteren Telefonaten hatte Melkorka auf informellem Wege die Bestätigung erhalten, dass von den sechs Privatjets, die zur Zeit auf dem Stadtflughafen standen, einer Brownwater International Security gehörte.
    Es passte alles zusammen. Die Agenten von Brownwater waren nach Island zurückgekehrt. Wozu?
    Kári sah, wie es in Melkorkas Kopf arbeitete.
    »Ich will nicht, dass du allein nach Þingvellir rausfährst«, sagte er bestimmt. »Du nimmst bitte wenigstens jemanden zur Unterstützung mit, dem du vertraust.«
    »Erna?«
    Kári nickte zögernd.
    |326| 72
    Dienstag, 17. Juli
    Erna bedurfte keiner Überredung, um Melkorka in dieser hellen Sommernacht nach Þingvellir zu begleiten.
    Sie nahmen wieder den Weg zum Kraftwerk Nesjavellir. Massive Stahlrohre glänzten in der tiefstehenden Sonne. Sie leiteten das heiße Wasser aus dem Inneren des Hengill in die Hauptstadt.
    Melkorka klärte Erna auf: »Ich muss einfach herausfinden, was die Brownwater-Leute am Þingvallavatn zu schaffen haben.«
    »Glaubst du, es hat etwas mit dem Runenlied deines Großvaters zu tun?«
    »Das würde mich nicht wundern.«
    »Mir ist das egal«, meinte Erna. »Ich möchte nur den Ausflug bei diesem wunderbaren Wetter genießen.«
    Die untergehende Sonne warf einen roten Schein über die Anhöhen der Mosfellsheiði und brachte die Flanken des Vulkans Hengill zum Erglühen. Dahinter lag der Þingvallavatn in völliger Stille unter den geheimnisvollen Schatten der aufsteigenden Dämmerung. Unter den grobstolligen Reifen des Jeeps knirschte der rote Lavasplitt des Parkplatzes vor den Sommerhäusern in Hestvík. Die fünf Tonnen Treibstoff standen ordentlich nebeneinander am Seeufer. Direkt daneben waren zwei große Motorschlauchboote für die Nacht an Land hochgezogen.
    |327| Der Pick-up und drei schwarze Landcruiser parkten vor dem größten

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