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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Nähe des Gasthauses gefunden«,
sagte Sean. »Gar nicht lange nachdem euer geheimnisvoller Retter aus dem Schneesturm aufgetaucht und genauso
spurlos wieder darin verschwunden ist.«
Dulacs Gedanken überschlugen sich. Es war das Einhorn, das während ihrer Flucht seine Rüstung auf wundersame Weise verwahrt hatte. Die ganze Zeit über schien es
auf rätselhafte, unbegreifliche Art zu wissen, was zu tun
war, um sein Geheimnis des Silbernen Ritters zu wahren,
und niemals hatte Dulac den geringsten Zweifel daran
gehabt, dass das auch immer so bleiben werde, solange er
mit dem Fabelwesen unterwegs war. Und nun das. Wenn
Sean Lancelots Rüstung gefunden hatte, dann konnte das
nur bedeuten, dass das Einhorn sie ganz absichtlich dort
platziert hatte oder aber dass seine magischen Fähigkeiten
anfingen zu verblassen. In jedem Fall, und unabhängig
von den Konsequenzen, die es noch zu ziehen galt, musste
er erst einmal herausbekommen, wie viel der Ire wusste.
»Du bist …«, begann er vorsichtig, allerdings nur um sofort und in nun deutlich schärferem, unüberhörbarem Ton
von Sean unterbrochen zu werden.
»… kein Dummkopf.« Die Augen des Iren blitzten, während er abwechselnd Gwinneth und Dulac anstarrte.
»Glaubt ihr beiden wirklich, ich hätte euch die Geschichte
auch nur einen Moment lang abgenommen? Eine flüchtende Königin in Begleitung ihres Bruders, eines ehemaligen Küchenjungen, die es ganz alleine schaffen, den besten Rittern von König Artus’ Hof drei Monate lang immer wieder ein Schnippchen zu schlagen?« Er schüttelte
so heftig den Kopf, dass sein steif gefrorenes Haar zur
Seite flog. Es klirrte tatsächlich leise, als würden winzige
Schellen aneinander geschlagen.
»Dieser Ritter war die ganze Zeit in eurer Nähe, habe ich
Recht?«, fuhr Sean in seiner Anklage fort. »Und jener
Abend war bestimmt nicht der erste, an dem er euch gerettet hat. Aber wenn ihr jetzt darauf baut, dass er auch diesmal wie ein rettender Engel im letzten Moment erscheinen
wird, dann täuscht ihr euch. Ich weiß nicht, wo er ist. Ob
er überhaupt noch lebt. Aber eines weiß ich ganz genau
…« Er machte eine wedelnde Handbewegung in Richtung
seines Onkels, der immer noch vor der jetzt wieder geschlossenen Tür stand.
»Dort draußen ist er nicht. Wenn er wirklich so närrisch
gewesen ist, uns in diesem Sturm bis hierher zu folgen,
dann ist er jetzt tot.«
»Das ist er ganz bestimmt nicht«, sagte Gwinneth impulsiv und Dulac konnte sich gerade noch zurückhalten, ihr keinen erschrockenen Blick zuzuwerfen.
»Ich hoffe, Ihr habt Recht, Mylady«, sagte Sean, und fast
zu Dulacs Erstaunen klang das Wort Mylady diesmal kein
bisschen spöttisch oder herausfordernd. »Dieser Mann hat
schließlich auch uns das Leben gerettet. Er ist nicht unser
Feind und ich wünsche ihm nichts Schlechtes. Aber er
wird nicht im allerletzten Moment erscheinen, um Euch
hier herauszuholen. Diesmal nicht.«
»Und was soll das bedeuten?«, fragte Dulac.
»Dass ihr hier bleiben werdet«, antwortete Sean. »Zumindest bis unser Auftraggeber eingetroffen ist.«
»Und danach?«, fragte Gwinneth bitter.
»Er hat mir sein Wort gegeben, dass er Euer Freund ist
und ehrenhafte Absichten hat«, antwortete Sean. »Nur aus
diesem Grund haben meine Brüder und ich uns bereit erklärt seinen Auftrag anzunehmen. Ich glaube ihm.«
»Und wenn ihr euch irrt?«
»Dann wird er erleben, dass man einen Iren besser nicht
belügt.« Sean blickte sie noch einen Moment finster an,
dann wechselte er sowohl das Thema als auch die Tonlage
und deutete auf die mit Runen verzierte Rüstung, die zwischen Dulac und Gwinneth auf dem Boden lag. »Das da
ist ein sehr kostbares Stück. Mir ist noch nie eine Rüstung
wie diese untergekommen und ich habe schon viele gesehen. Ich denke, es ist besser, wenn ich sie in Verwahrung
nehme – schon um niemanden in Versuchung zu führen.
Sollte euer Freund noch am Leben sein und wiederkommen, dann gebe ich sie ihm selbstverständlich zurück.«
»Und wenn nicht?«, fragte Gwinneth feindlich.
»Wer etwas findet, das niemandem gehört, der darf es im
Allgemeinen behalten«, erklärte Sean grinsend.
»Dann tu dir selbst einen Gefallen«, sagte Dulac nachdrücklich. Sean sah ihn fragend an und Dulac zögerte zwar
noch einen winzigen Moment, deutete dann aber auf das in
Tuch eingeschlagene Elbenschwert. Die Knoten waren
nicht mehr dieselben, wie er sie hineingeknüpft hatte. Sean
hatte das Bündel ausgewickelt

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