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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er seine beiden improvisierten Waffen sinken und legte sie
demonstrativ neben sich auf die Theke. »Wenn Ihr etwas
braucht, dann ruft mich, Mylady.«
»Das wird nicht nötig sein«, versuchte ihn Gwinneth zu
beruhigen. »Legt Euch nur wieder schlafen.«
»Das war sehr klug von Euch, Mylady«, sagte Sean,
nachdem der Wirt gegangen war. »Ich hätte diesem guten
Mann ungern etwas angetan.«
»Was dich aber bestimmt nicht davon abgehalten hätte,
es zu tun, wenn es sich als nötig erwiesen hätte, nicht
wahr?«, fragte Gwinneth kalt.
Sean antwortete darauf nicht, aber sein Schweigen war
Antwort genug.
»Und wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Dulac, als
auch Gwinneth nichts mehr sagte, sondern nur ihr Möglichstes tat, um Sean und seine Brüder abwechselnd mit
Blicken zu durchbohren. »Ich meine: Wollt ihr uns jetzt in
Ketten legen oder lasst ihr es dabei bewenden, unser Fenster zuzunageln und abwechselnd vor unserer Tür Wache
zu halten?«
Bevor Sean antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und in einer Wolke von hereinwirbelndem, pulverfeinem Schnee und eisiger Luft, die auf einen Schlag die
Hälfte der Kerzen im Raum löschte und das Kaminfeuer
Funken stiebend aufflackern ließ, stolperte Seans Onkel
herein. Er war auf die gleiche Weise gekleidet wie seine
Neffen. Sein Mantel, sein Haupthaar und auch sein Bart
waren jedoch so voller Schnee und Eis, dass Dulac im
ersten Moment kaum erkennen konnte, wo die gefrorene
weiße Kälte aufhörte und der Mann begann. Als er die Tür
hinter sich zudrückte, schien der Sturm für einen Moment
auf doppelte Kraft anzuwachsen, als wollte er sich mit
aller Macht gegen das Ausgesperrtwerden wehren, sodass
der Mann fast seine gesamte Körperkraft brauchte um die
Tür zuzudrücken. Keuchend drehte er sich um und stampfte ein paarmal mit den Füßen auf, um den Schnee aus seiner Kleidung zu schütteln.
»Und?«, fragte Sean.
Sein Onkel schüttelte den Kopf. Sein Haar war so steif
gefroren, dass es ein hörbares knisterndes Geräusch gab.
»Da draußen ist niemand. Und wenn doch, dann finden
wir höchstens morgen früh seine Leiche. Der Sturm wird
immer heftiger.«
»Dann sieht es ja fast so aus, als hätten wir euch Kindern
das Leben gerettet«, sagte Sean spöttisch, nun wieder an
Gwinneth und Dulac gewandt. »Was habt ihr euch nur
dabei gedacht?«
»Warum bist du nicht wenigstens ehrlich, Söldner ?«,
fragte Gwinneth abfällig. »Wir sind deine Gefangenen,
nicht wahr? Wertvolle Beute, die du meistbietend verschachern kannst. Hast du schon einen Boten zu Artus geschickt? Wenn nicht, dann solltest du es schnellstens tun,
denn ich bin sicher, er bezahlt den höchsten Preis für unsere Köpfe.«
Sean seufzte. Er wurde nicht wütend, wie Dulac erwartet
hatte, sondern sah eher betroffen aus. »Ihr beide müsst
wirklich schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wir sind
keine Räuberbande. Wir haben den Auftrag angenommen,
euch zu suchen, zu finden und unbeschadet hierher zu
bringen, nicht mehr und nicht weniger. In einem oder zwei
Tagen wird jemand kommen, der euch alles erklärt.«
»Wer weiß«, sagte Dulac mit zornbebender Stimme.
»Vielleicht wird schon eher jemand kommen, der dir erklärt, was du falsch gemacht hast.«
Sean seufzte erneut. Er schien etwas sagen zu wollen,
beließ es aber dann bei einem Kopfschütteln und einem
erneuten Seufzen und gab demjenigen seiner Truppe, der
am nächsten bei der Theke stand, einen Wink. Der Ire
bückte sich hinter den hölzernen Tresen, hob einen Sack
auf, der Dulac groß genug erschien, dass Gwinneth und er
sich zusammen darin verstecken konnten, und in dem es
lautstark klapperte, als er ihn zum Tisch trug. Mit einem
immer noch wortlosen Nicken forderte Sean seinen Bruder
auf, den Sack auf dem Boden auszuschütten.
Dulac war nicht einmal mehr besonders überrascht, dennoch fuhr er ebenso heftig und mindestens genauso erschrocken wie Gwinneth zusammen, als aus dem Sack
nichts anderes als seine komplette Rüstung zum Vorschein
kam – Harnisch, Bein- und Armschützer, Handschuhe,
Stiefel und Helm, sowie Ritterschwert und Runenschild, ja
selbst die sorgsam in mehrere Lagen groben Tuches eingewickelte und verknotete Elbenklinge, die er nicht mehr
gezogen hatte, seit sie Camelot verlassen hatten. Gwinneth
sog scharf die Luft ein und auch Dulac konnte ein abermaliges und noch heftigeres Zusammenzucken nicht mehr
unterdrücken, als er Seans Blick auf sich spürte.
»Das haben wir in der

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