Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
Vielleicht versuchte er, einen Weg zu finden um mit Christus seinem Wyrd zu entgehen, denn er hatte sich lange genug den Kopf darüber zerbrochen.
    Jetzt kam er über den glühend heißen Hof und setzte sich zu uns in den Schatten. Finn bot ihm ein Stück von seiner Frucht an, und er nahm es, was ein hoffnungsvolles Zeichen war, denn Sighvat hatte in letzter Zeit kaum etwas gegessen.
    » Martin der Mönch war hier und ist vor vier Tagen wieder gegangen«, sagte er. » Starkad kam mit etwa fünfzehn Männern. Dudo erinnert sich gut an ihn, er sagt Starkad schien große Sorgen zu haben und konnte vor schlimmen Träumen nicht schlafen. Er ist vor zwei Tagen wieder abgereist, nach Süden, hinter Martin her. Niemand weiß, wohin der Mönch gehen wollte, aber selbst Dudo war von ihm beeindruckt, er sehe wie ein sehr frommer Mann aus. Vielleicht wird er mal ein Einsiedler oder gar ein Säulenheiliger.«
    Keiner sprach, denn die Straße nach Süden lag wie ein endloser Albtraum vor uns, und ich wusste, was alle dachten: Wer würde mir auf dieser Straße noch folgen?
    Die Sonne zog weiter. Vogelschwärme stiegen auf, um in der Dämmerung über dem komplizierten Netz der Bewässerungskanäle Insekten zu fangen. Die Luft schien dünn und zerbrechlich, und ich glaubte, in der leeren Wüste noch immer Staubwolken und Stimmen wahrzunehmen.
    Die Eingeschworenen kamen und zündeten Fackeln an, in denen Insekten knisternd verbrannten. Langsam und wortlos sammelten sie sich um das Feuer, das Finn entfacht hatte. Es war kühl hier oben auf dem Berg, aber das Feuer schien mir übertrieben, und ich fragte mich, was er darauf zu kochen gedachte. Wir ernährten uns von gekochtem Gemüse und sandigem Fladenbrot, und es war höchst unwahrscheinlich, dass diese mageren Mönche Fleisch für uns hatten.
    Wie es sich herausstellte, waren es Kleggi und Hrolf, der dänische Zimmermann, die etwas sagen wollten. Kvasir ermunterte sie, vorzutreten, und da standen sie nun und drehten verlegen an den Enden ihrer Gürtel, wie Jungen, die man beim Äpfelklauen erwischt hat.
    » Es ist nämlich so«, begann Kleggi schließlich. » Halfred Schielauge war unser Verwandter, verstehst du, und wir finden, dass ein Schadensersatz angebracht wäre.«
    » Warum?«, fragte ich widerwillig. Ich hatte keine Lust, ihnen in irgendeiner Weise entgegenzukommen.
    Hrolf sah erst Kleggi an, dann mich. » Na ja, er ist doch nur deshalb tot, weil du ihn bei den Sarazenen gelassen hast, damit er in einen Käfig gesperrt und gesteinigt wird. Das ist ein unwürdiger Tod und deshalb doppelt so schlimm.«
    » Er hat Bruder Johannes getötet«, erinnerte ich sie erstaunt. » Und eine Frau. Und er wollte mich umbringen.«
    » Das war Mord«, stellte Finn fest. » Denn es geschah hinterrücks und im Dunkeln. Und die Leiche hat er auch nicht bedeckt.«
    Alle stimmten zu, aber Kleggi und Hrolf waren noch nicht zufrieden. Sie wandten ein, dass es ja keinen Beweis gab, dass Schielauge es getan hatte, selbst wenn ich ihn auf dem Dach verfolgt hatte, wo er vielleicht nur ganz unschuldig hinaufgestiegen war, um die Kühle der Nacht zu genießen, oder vielleicht war er selbst hinter dem wirklichen Mörder her. Und außerdem sei die Frau eine Hure gewesen, vielleicht sogar eine Sklavin, also zähle sie nicht. Am liebsten hätten sie wohl noch hinzugefügt, dass Bruder Johannes ja nur ein Christenpriester war und deshalb auch nicht zähle, aber sie wussten, wie die alten Eingeschworenen den Priester verehrt hatten, also schwiegen sie.
    Unruhe machte sich breit, selbst Kvasir war der Ansicht, dass die beiden zu weit gegangen waren. Ich wusste, dass er unglücklich darüber war, dass Schielauge bei den Sarazenen geblieben war, doch er wusste auch, dass dies nicht meine Schuld war.
    » Ihr glaubt also nicht, dass es Mord war? Wenn etwas wie eine Ente aussieht, quakt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, dann sollte man allerdings davon ausgehen, dass es eine Ente ist und kein Huhn«, sagte ich. » Außerdem hat er es gestanden.«
    Dabei sah ich sie ernst an. Ich erzählte ihnen auch, dass er vorhatte, nach Zypern zu Balantes zurückzukehren, und was dieser ihm dafür versprochen hatte. » Und er war nicht allein«, schloss ich, und es entging mir nicht, wie sie mir misstrauische Blicke zuwarfen.
    Ich vermutete, es waren diese beiden, die Schielauge auf seine Seite gezogen hatte, hielt es aber für unwahrscheinlich, dass er sie im Detail in seine Pläne eingeweiht hatte, sodass dieser

Weitere Kostenlose Bücher