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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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ein Fehler von mir, denn wenn der Christengott nicht einmal seine eigenen Priester rettet, was nützt er mir dann? Ich verkünde hiermit, dass ich den Göttern der Asen und Wanen gehöre, und dass ich die Disen, meine Hausgöttinnen, ab sofort und bis an mein Ende ehren und nicht mehr von ihnen lassen werde. Ich verspreche ihnen viele Totenopfer, um meine Schuld zu bezahlen, und ich werde dieses Versprechen halten.«
    Das war eine erstaunliche Rede, und zusammen mit dem, was ich bereits gesagt hatte, machte es auf die Eingeschworenen großen Eindruck. Es wirkte wie ein Windstoß, der plötzlich den Staub aufwirbelt. Die Schultern strafften sich, und mit stolz erhobenem Kopf legten sie die Hände an die Waffen, wobei sie wie eine Meute blutrünstiger Wölfe knurrten.
    Sie wollten Reichtümer, Ruhm und die Gunst der Götter – was wir alle erhofften –, und ich wusste, ich hatte sie wieder hinter mir, obwohl mir bei der Art und Weise, wie es dazu gekommen war, nicht ganz wohl war. Ein Jarl zu sein war ein bisschen, wie wenn man auf Silber biss – man sollte denken, dass etwas so Kostbares besser schmeckt, aber es ist doch immer nur der kalte Geschmack von Metall. Ein Geschmack wie Blut.
    Wir zogen in die Dunkelheit, ins Unbekannte. Wir waren noch immer die Eingeschworenen.

KAPITEL 15
    In einer Staubwolke, die dick und grau war wie Haferbrei, zog der Trupp der Flüchtlinge dahin, ein Haufen zerlumpter Gestalten mit wettergegerbten, misstrauischen Gesichtern. Sie rannten kreuz und quer bald hierhin, bald dorthin auf der Suche nach Früchten, Blüten oder Reste n von Kame ldung, umschwärmt von blutgierigen Fliegen.
    Als wir aufeinandertrafen, teilte sich ihr Zug wie Wasser an einem Felsen, um dann ratlos und ängstlich in sicherer Entfernung stehen zu bleiben. Halbverhungerte Kinder, die den Mut hatten, uns anzubetteln, wurden von ihren hohläugigen Müttern zurückgezerrt. Sie waren aus ihren Heimatdörfern geflohen, und es schien, als habe ihr Gott ihnen den Rücken zugekehrt.
    » Ungefähr zweihundert, schätze ich«, sagte Gardi und setzte sich hin, um seine wunden Füße zu untersuchen. Er war barfuß von seinem Erkundungsgang zurückgekehrt und hinterließ Blutspuren.
    » Woher?«
    Gardi machte eine vage Kopfbewegung nach Süden hin und zuckte mit den Schultern. » Ungefähr einen halben Tagesmarsch, weiter nicht. Es scheint, dass sie überfallen wurden und fliehen mussten.«
    Zweihundert Dorfbewohner, ungefähr ein Drittel davon Männer. Diese Briganten schienen immer zahlreicher und dreister zu werden, wenn sie ein Dorf dieser Größe angreifen und seine Bewohner vertreiben konnten.
    Ein hohlwangiger Mann bahnte sich den Weg durch die Menschen, die angefangen hatten, sich unter lautem Gejammer hinzusetzen. Er stützte sich auf einen Stab, seine Robe war zerlumpt und schmutzig und sein Bart verfilzt. Er blieb vor uns stehen und sah uns mit traurigen dunklen Augen an, dann verbeugte er sich und begrüßte uns auf Arabisch. Er schien überrascht, dass ein halbes Dutzend sonnverbrannter, heruntergekommener Fremder ihm in seiner Sprache antworteten.
    Es folgte ein Wortschwall, von dem ich nur einige Fetzen aufschnappte … sie vollends erledigen … haben keine Waffen … es ist der Wille Allahs. Der Ziegenhirt nickte und lächelte und versuchte, ihn mit beschwichtigenden Handbewegungen zu beruhigen.
    » Er denkt, dass wir zu den Briganten gehören, aber er hat noch Hoffnung, denn wir haben sie nicht überfallen und umgebracht«, sagte der Junge. » Er heißt Ahmad, das bedeutet ›der Hochlöbliche‹, und er ist der Anführer dieser Leute. Sie sind alle aus dem Dorf Tekoa, das unter der Klippe von Sis liegt.«
    » Reichlich schwatzhaft, oder?«, brummte Kvasir.
    » Der scheißt sich ein vor Angst«, bemerkte Finn, dann sah er mich an. » Was denkst du, Händler?«
    Was ich dachte, war, dass wir wenig Nahrungsmittel und Wasser hatten und dass wir schrecklich weit vom Meer entfernt waren, wo die Sonne auf den Wellen glitzerte und die Möwen vor Freude darüber kreischten. Was ich dachte, war, dass wir zwei Männer mit bleichen Gesichtern bei den Mönchen auf dem Berg Aarons zurückgelassen hatten, die mit ihrem stinkenden Durchfall langsam ihr Leben aushauchten. Was ich dachte, war, dass sie erst der Anfang waren und dass noch viele folgen würden.
    Das war es, was ich dachte. Doch das sagte ich nicht. Vielmehr bat ich den Jungen, diesen Dorfältesten nach Martin und Starkad zu fragen, und ob sie noch weitere

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