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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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wusste, wovon ich sprach, aber Mädchen waren Geschöpfe, die einem im Weg waren, und Frauen waren noch schlimmer, die wollten nur immer sein struppiges Haar kämmen.
    » Weil sie lachen«, sagte er. » Ich habe es gehört, als sie den Rothaarigen gewaschen haben.«
    » Na ja«, sagte ich, etwas geistesabwesend, » er war ja auch ihr Feind.« Ich musste daran denken, wie sie schreiend vor ihm davongerannt waren, und es war klar, dass er mindestens eine von ihnen flachgelegt hatte.
    Der Ziegenjunge wusste, was ich meinte, er kannte uns inzwischen nur zu gut. Er schüttelte den Kopf, steckte den Rest scripilita in den Mund und sah mich mit seinen dunklen Augen an, unverwandt, wie eine Katze. » Sie haben gelacht, weil er kein … kein … nichts da hatte«, sagte er und griff sich zwischen die Beine. » Hat der kleine Eldgrim seinen Pimmel noch, Händler?«
    Die Nachtluft schien plötzlich eiskalt, so kalt, dass ich eine Gänsehaut bekam. » Was sagst du da?«
    Die scharfe Frage schüchterte ihn ein, er bekam Angst und schwieg.
    » Was sagst du da von Inger?«, wollte ich wissen. Ich muss strenger geklungen haben, als es meine Absicht war, denn er zuckte zusammen und duckte sich. Ich fragte ihn nochmals, diesmal freundlicher.
    » Als sie ihn auszogen, hatte er keinen Pimmel. Die Frauen lachten und sagten, er ist kein Mann. Er hatte keine Eier und keinen Pimmel.«
    Mein Mund war trocken und ich konnte nicht sprechen, obwohl meine Gedanken sich überstürzten wie der Wasserfall. Keine Eier. Kein Schwanz. Abgeschnitten.
    Und dann kam wieder dieser andere Gedanke, der mich beschäftigt hatte, er grinste mich spöttisch an, und ich fühlte mich hilflos und verloren.
    In dieser Verfassung war ich noch immer, als wir im Schutz der Nacht am Fuße des Schlangenweges standen. Ich hatte mir ein Seil umgebunden, und die Eingeschworenen hockten sich hin und sahen mich an, blasse und ernste Gesichter in der Dunkelheit.
    » Hier kletterst du so leicht hoch wie an einem Mast«, brummte Finn, der mein Schweigen für Angst vor der Kraxelei hielt. Er sah mich an, als die übliche derbe Antwort ausblieb. Er legte die Hand auf meine Schulter, und wir sahen an der Felswand hoch, die wie ein Turm im Dunkel vor uns aufragte.
    Es war nicht die Kraxelei, die mir Angst machte, sondern das, was ich oben antreffen würde. Das, was ich den anderen nicht sagen konnte – nicht zu sagen wagte –, obwohl sie es früh genug erfahren würden.
    Die ersten vier Fuß gingen ganz gut, doch der Nachtwind blies viel Staub unter meinen Felsgriffen fort, was ich nicht unterschätzen durfte. Dies war kein schwarzer Fels im Meer, glitschig vom Wasser und Möwendreck, wo Seeschwalben einen anschrien und die Papageientaucher aus ihren Verstecken auftauchten und einen erschreckten – das war mir klar. Aber das hier war trocken, bröckelig und mit heimtückischem Staub bedeckt.
    Ich kletterte weiter, suchte im Halbdunkel nach kleinen Vorsprüngen und Spalten, die man kaum als Griff bezeichnen konnte; ich spürte das Gewicht des Seils und fühlte den kalten Nachtwind, und doch war ich in Schweiß gebadet.
    Auf halber Höhe ruhte ich mich etwas aus. Ich sah hinunter, aber da waren nur schwarze Schatten. Der graue Streifen am Horizont wurde breiter, und ich wusste, ich hatte nicht mehr viel Zeit.
    Etwas weiter oben rutschte ich mit dem Fuß ab, und meine linke Hand, an der zwei Finger fehlten, verlor den Griff. Ich hing nur noch an meinem rechten Arm und suchte mit den Füßen verzweifelt nach einem Halt. Ich hätte schreien mögen und biss mir auf die Lippen, dass sie bluteten, aber die Muskeln in meinem Arm schrien laut genug.
    Ich ächzte vor Anstrengung. Meine Füße traten Felsbrocken los, und von unten hörte ich ein leises Zischen, was ein Fluch oder eine Frage hätte sein können.
    Keuchend bog ich mich vor, so weit es das Seil um meine Hüfte zuließ, scharrte am Felsen, fand einen Halt, verlor ihn wieder und fand ihn abermals. Dann tastete ich am Fels entlang, suchte mit meiner verstümmelten Hand und fand einen Spalt.
    Ich war erschöpft, der Schweiß lief mir in die Augen, und ich schmeckte Salz im Mund. Meine Arme, Oberschenkel und Waden brannten vor Schmerz, und ich zitterte vor Erschöpfung.
    Ich griff nach oben, meine Hand flatterte wie ein verirrter Falter, aber ich fand einen neuen Halt, umklammerte ihn und zog einen Fuß hoch. Meine Stiefel scheuerten gegen den Fels, und ich wusste, nun waren sie endgültig hinüber, dieser Berg hatte ihnen den Rest

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